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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wegen seines Fortkommens brauchte er nirgends besorgt zu sein; gute Seeleute sind überall gesucht. Er sprach Italienisch wie ein Toskaner, Spanisch wieein Kind Altkastiliens. Er hätte frei und glücklich mit Mercedes und seinem Vater gelebt, denn sein Vater wäre ihm auch nachgefolgt, während er nun als Gefangener im Kastell If eingeschlossen war und nicht wußte, was aus seinem Vater, was aus Mercedes wurde, und dies alles, weil er an Villeforts Wort geglaubt hatte. Dantes wälzte sich wütend und wie wahnsinnig auf dem frischen Stroh, das ihm der Gefangenwärter gebracht hatte.
    Am andern Tage erschien dieser zu derselben Stunde.
    Nun, sagte er, sind Sie heute vernünftiger als gestern?
    Dantes antwortete nicht.
    Auf, sagte der Gefangenwärter, Mut gefaßt! Wünschen Sie etwas, worüber ich zu verfügen habe, so sagen Sie es.
    Ich wünsche den Gouverneur zu sprechen.
    Ei, erwiderte der Gefangenwärter ungeduldig, ich sage Ihnen, das ist ganz unmöglich. Nach der Vorschrift des Gefängnisses ist eine solche Bitte den Gefangenen nicht gestattet.
    Und was ist denn hier erlaubt? fragte Dantes.
    Eine bessere Kost gegen Bezahlung, ein Spaziergang und zuweilen Bücher.
    Ich brauche keine Bücher, ich habe keine Lust spazieren zu gehen und finde meine Nahrung gut. Ich will also nur eines: den Gouverneur sehen.
    Wenn Sie mich dadurch ärgern, daß Sie beständig dasselbe wiederholen, sagte der Gefangenwärter, so bringe ich Ihnen nichts mehr zu essen.
    Gut, erwiderte Dantes, wenn du mir nichts mehr zu essen bringst, so sterbe ich Hungers.
    Der Ton, in dem Dantes diese Worte sprach, bewies dem Schließer, daß sein Gefangener den Tod herbeisehnte. Da nun jeder Gefangene seinem Wärter täglich ungefähr zehn Sous einträgt, so dachte der Schließer an den Verlust, den für ihn ein solcher Todesfall bedeutete, und er versetzte freundlicher: Hören Sie mich! Was Sie wünschen ist unmöglich,verlangen Sie es also nicht mehr von mir, denn es gibt kein Beispiel, daß der Gouverneur in das Zimmer eines Gefangenen auf dessen Bitte gekommen wäre. Seien Sie nur vernünftig, und man wird Ihnen den Spaziergang erlauben, dann ist es möglich, daß der Gouverneur einmal, während Sie spazieren gehen, vorüberkommt. Sie können ihn hierbei anreden, und wenn er antworten will, ist das seine Sache.
    Aber, wie lange kann ich warten, bis dieser Zufall eintritt? sagte Dantes.
    Bei Gott! einen Monat, drei Monate, sechs Monate, ein Jahr, jenachdem.
    Das ist zu lange, erwiderte Dantes, ich will ihn sogleich sehen.
    Erschöpfen Sie sich nicht in einem einzigen, unmöglichen Wunsche, sagte der Gefangenwärter, oder Sie sind, ehe vierzehn Tage vergehen, ein Narr.
    Ha, du glaubst! rief Dantes.
    Ja, ein Narr; so fängt die Narrheit immer an; wir haben hier ein Beispiel davon. Der Abbé, der vor Ihnen dieses Zimmer bewohnte, wurde verrückt und bot immer wieder dem Gouverneur eine Million für seine Freilassung an.
    Wann hat er dieses Zimmer verlassen? – Vor zwei Jahren. – Hat man ihn in Freiheit gesetzt? – Nein, man hat ihn in einen Kerker gebracht.
    Höre, sagte Dantes, ich bin kein Abbé, ich bin kein Narr. Vielleicht werde ich es; zu dieser Stunde aber habe ich leider noch meinen Verstand und will dir einen andern Vorschlag machen: Ich werde dir keine Million bieten, denn ich könnte sie dir nicht geben; aber ich biete dir hundert Taler, wenn du das erstemal, wo du nach Marseille gehst, dich zu den Kataloniern begeben und einem jungen Mädchen, namens Mercedes, nur zwei Zeilen geben willst.
    Wenn ich diesen Brief überbrächte, und man entdeckte es, würde ich meine Stelle verlieren, die tausend Livres jährlich einträgt, abgesehen von dem Kostgelde. Sie sehenalso, daß ich ein großer Tor wäre, wenn ich tausend Livres wagen wollte, um dreihundert zu gewinnen.
    Nun, so höre und behalte es wohl in deinem Gedächtnis: Wenn du dich weigerst, den Gouverneur davon in Kenntnis zu setzen, daß ich ihn zu sprechen wünsche, wenn du dich weigerst, Mercedes zwei Zeilen zu bringen, oder wenigstens sie davon zu benachrichtigen, daß ich hier bin, so erwarte ich dich eines Tages hinter der Tür und zerschmettere dir in dem Augenblicke, wo du eintrittst, den Schädel mit diesem Schemel!
    Drohungen! rief der Kerkermeister, einen Schritt zurückweichend und sich in Verteidigungsstand setzend; offenbar ist es in Ihrem Kopfe nicht richtig. Der Abbé hat angefangen wie Sie, und in drei Tagen sind Sie ein Narr, daß man Sie binden muß. Zum Glücke gibt

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