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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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mächtige Wirkung auf Morel hervor, der seine Erzählung zitternd begann.
    Er teilte dem Greise mit, wie er Valentine kennen gelernt habe, wie er sie geliebt, und wie sie, vereinsamt und unglücklich, wie sie war, seine Ergebenheit aufgenommen habe. Er sprach von seiner Geburt, von seiner Stellung, von seinem Vermögen; und mehr als einmal, wenn er den Blick des Gelähmten befragte, antwortete ihm dieser Blick: Es ist gut: fahren Sie fort!
    Als Morel diesen ersten Teil seiner Erzählung beendigt hatte, sagte er: Mein Herr, soll ich nun, da ich Ihnen meine Liebe und meine Hoffnungen geschildert, auch meine Pläne schildern?
    Ja, machte der Greis.
    Wohl, so hören Sie, was wir beschlossen haben.
    Er setzte hierauf Noirtier alles auseinander, wie ein Wagen in dem Gehege warte, wie er beabsichtige, Valentine zu entführen, zu seiner Schwester zu bringen, zu heiraten und mit ergebenem Warten auf die Verzeihung des Herrn von Villefort zu hoffen.
    Nein, machte der Greis.
    Nein, versetzte Morel, wir sollen nicht so handeln?
    Nein.
    Dieser Plan findet also nicht Ihre Beistimmung?
    Nein.
    Gut, es gibt noch ein anderes Mittel, sagte Morel.
    Der Blick des Greises fragte: Welches?
    Ich werde Franz d'Epinay aufsuchen, fuhr Maximilian fort, ich bin glücklich, Ihnen dies in Abwesenheit des Fräulein von Villefort sagen zu können, und mich gegen ihn so benehmen, daß er sich als ein mutiger Mann zu handeln gezwungen sieht.
    Noirtiers Blick fragte fortwährend: Was werden Sie tun?
    Hören Sie, antwortete Morci. Ich werde Franz, wie ich Ihnen sagte, aufsuchen und ihm erzählen, welche Bande mich mit Fräulein Valentine vereinigen. Ist es ein Mann von Zartgefühl, so wird er es dadurch beweisen, daß er von selbst auf die Hand seiner Braut Verzicht leistet, und von dieser Stunde an bis zum Tode kann er auf meine Freundschaft und Ergebenheit rechnen. Weigert er sich, sei es aus Interesse, sei es aus lächerlichem Stolz, so werde ich mich, nachdem ich ihm auseinandergesetzt, daß er Valentine Zwang antue, daß sie mich liebe und keinen andern lieben könne, mit ihm schlagen und ihn töten, oder mich von ihm töten lassen. Töte ich ihn, so wird er Valentine nicht heiraten; tötet er mich, so bin ich sicher, daß Valentine ihn nicht heiratet.
    Mit unsäglichem Vergnügen betrachtete Noirtrer dieses edle, aufrichtige Antlitz, auf dem sich alle Gefühle ausprägten, die seine Zunge sprach, denn der sprechende Ausdruck seines schönen Gesichtes verlieh Morels Worten das, was die Farbe einer genauen und wahren Zeichnung verleiht. Als jedoch Morel zu sprechen aufgehört hatte, schloß Noirtier wiederholt die Augen, was, wie man sich erinnert, nein bedeutete.
    Nein? versetzte Morel. Also mißbilligen Sie diesen zweiten Plan wie den ersten?
    Ja, ich mißbillige ihn, machte der Greis.
    Aber was soll ich tun, mein Herr? fragte Morel. Nach den letzten Worten der Frau von Saint-Meran wird die Heirat Ihrer Enkelin bald vollzogen werden; soll ich die Dinge ihren Weg gehen lassen?
    Noirtier blieb unbeweglich.
    Ja, ich begreife, sagte Morel, ich soll warten. – Ja.
    Aber mein Gott, wenn Sie die beiden einzigen Wege verwerfen, die mir möglich scheinen, von wem soll uns die Hilfe kommen, die wir vom Himmel erwarten?
    Der Greis lächelte mit den Augen, wie er zu lächeln pflegte, wenn man zu ihm vom Himmel sprach. Er war immer noch der alte Atheist und Jakobiner.
    Vom Zufall? fragte Morel. – Nein. – Von Ihnen? – Ja. – Von Ihnen? – Ja, wiederholte der Greis.
    Begreifen Sie wohl, was ich Sie frage, mein Herr? Entschuldigen Sie mich, doch mein Leben hängt von Ihrer Antwort ab; wird unser Heil von Ihnen kommen? – Ja. – Sind Sie dessen sicher? – Ja.
    Es lag eine solche Festigkeit in dem Blicke, der diese Versicherung gab, daß man unmöglich an dem Willen, wenn vielleicht auch an der Macht, zweifeln konnte.
    Oh, ich danke, mein Herr, ich danke tausendmal. Doch wenn nicht ein Wunder des Herrn Ihnen die Sprache, die Gebärde, die Bewegung zurückgibt, wie können Sie, an diesen Stuhl gefesselt, sich dieser Heirat widersetzen?
    Ein Lächeln erleuchtete das Antlitz des Greises, ein seltsames Lächeln, das Lächeln der Augen auf einem unbeweglichen Gesichte.
    Ich soll also warten? fragte der junge Mann. Doch der Vertrag?
    Es erschien dasselbe Lächeln.
    Wollen Sie mir sagen, er werde nicht unterzeichnet?
    Ja, machte Noirtier.
    Also wird der Vertrag nicht unterzeichnet werden! rief Morel. Oh! verzeihen Sie mir, mein Herr, bei der Ankündigung

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