Der Graf von Monte Christo
Grabgewölbe fort, vor dem die mit den Zeremonien des Leichenbegängnisses Beauftragten die beiden Särge niedergesetzt hatten.
Villeforts Familienbegräbnis bildete ein Geviert von weißen Steinen und war etwa zwanzig Fuß hoch. Durch die Bronzetür sah man nur ein Vorgemach, das durch eine Mauer von dem eigentlichen Grabgemach getrennt war. Mitten in dieser Mauer öffneten sich zwei Türen, die zu den Grabstätten der Villefort und Saint-Meran führten.
Die beiden Särge kamen in das Grabgewölbe rechts, das der Familie Saint-Meran, und wurden dort auf dazu bestimmte Gestelle gesetzt. Villefort, Franz und einige nahe Verwandte traten allein in das Allerheiligste.
Da die religiösen Zeremonien sich vor der Tür vollzogen und keine Rede gehalten wurde, so trennten sich die Anwesenden bald; Chateau-Renaud, Albert und Morel entfernten sich nach der einen Seite, Debray und Beauchamp nach der andern. Franz blieb mit Herrn von Villefort zurück. Am Tore des Friedhofes stand Morel unter irgend einem Vorwand still; er sah Franz in einem Trauerwagen mit Herrn von Villefort herausfahren, und es erfaßte ihn eine schlimme Ahnung, als er dieses Zusammensein unter vier Augen wahrnahm. Er kehrte daher nach Paris zurück, und obgleich er in demselben Wagen mit Chateau-Renaud und Albert fuhr, hörte er doch kein Wort von dem, was die beiden sprachen.
Als Franz Herrn von Villefort verlassen wollte, hatte dieser gesagt: Herr Baron, wann werde ich Sie wiedersehen?
Wann Sie wollen, hatte Franz erwidert.
Sobald als möglich.
Ich stehe zu Ihren Befehlen, mein Herr; ist es Ihnen genehm, daß wir zusammen zurückkehren?
Wenn es Ihnen nicht unangenehm ist.
Keineswegs.
So stiegen der zukünftige Schwiegervater und der zukünftige Schwiegersohn in einen Wagen, und Morel wurde, als er sie vorüberfahren sah, wie gesagt, von Unruhe erfaßt.
Villefort und Franz kehrten nach dem Faubourg-Saint-Honoré zurück. Ohne bei jemand einzutreten, ohne mit seiner Frau oder seiner Tochter zu sprechen, ließ der Staatsanwalt den jungen Mann in sein Kabinett gehen, bezeichnete ihm einen Stuhl und sagte: Herr d'Epinay, ich muß Sie daran erinnern, und der Augenblick ist nicht so schlecht gewählt, als es den Anschein hat, denn der Gehorsam gegen die Toten ist das erste Opfer, das man auf ihren Sarg zu legen hat, ich muß Sie also daran erinnern, daß nach dem von Frau von Saint-Meran auf ihrem Sterbebette vorgestern ausgedrückten Wunsche Valentines Heirat keinen Aufschub duldet. Sie wissen, daß die Angelegenheiten der Hingeschiedenen vollkommen in Ordnung sind, daß ihr Testament Valentine das ganze Vermögen der Saint-Meran sichert? der Notar hat mir gestern die Akten gezeigt, auf denen die Fassung des Ehevertrages beruht. Sie können den Notar besuchen und sich in meinem Auftrage die Akten mitteilen lassen. Es ist Herr Deschamps, Place Beauveau, Faubourg Saint-Honoré.
Mein Herr, entgegnete d'Epinay, es ist vielleicht für Fräulein Valentine bei ihrem heftigen Schmerze nicht der geeignete Augenblick, sie an die Heirat zu erinnern; ich würde in der Tat befürchten ...
Valentine, unterbrach ihn Herr von Villefort, wird kein lebhafteres Verlangen haben, als das, den letzten Willen ihrer Großmutter zu erfüllen; die Hindernisse werden somit, dafür stehe ich Ihnen, nicht von ihrer Seite kommen.
Da sie in diesem Fall auch nicht von meiner Seite kommen, erwiderte Franz, so handeln Sie nach Ihrem Gutdünken! Mein Wort ist gegeben, und es gereicht mir nicht nur zum Vergnügen, sondern auch zum Glück, es zu halten.
Es steht also nichts im Wege, versetzte Villefort; der Vertrag sollte vor drei Tagen unterzeichnet werden, er ist völlig bereit, und wir können ihn heute unterzeichnen.
Doch die Trauer? sagte Franz zögernd.
Seien Sie unbesorgt, mein Herr; der Anstand wird in meinem Hause nicht verletzt werden. Fräulein von Villefort kann sich für die drei vorgeschriebenen Monate auf ihr Gut Saint-Meran zurückziehen; ich sage ihr Gut, denn heute ist es ihr Eigentum. Dort wird in acht Tagen, wenn Sie wollen ohne Geräusch, ohne Gepränge, die Heirat vollzogen. Es war ein Wunsch der Frau von Saint-Meran, daß ihre Enkelin sich auf diesem Gute verheiraten möchte. Ist der Ehebund geschlossen, so können Sie nach Paris zurückkehren, während Ihre Frau die Trauerzeit bei ihrer Stiefmutter zubringt.
Ganz nach Ihrem Belieben, sagte Franz.
So haben Sie die Güte, eine halbe Stunde zu warten; Valentine wird in den Salon kommen. Ich lasse Herrn
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