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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Deschamps rufen, wir lesen und unterzeichnen den Vertrag auf der Stelle, und noch heute abend bringt Frau von Villefort Valentine auf ihr Gut, wohin wir Ihnen in acht Tagen nachfolgen.
    Mein Herr, ich habe Sie nur um eins zu bitten, sagte Franz, ich wünschte, daß Albert von Morcerf und Raoul von Chateau-Renaud bei der Unterzeichnung zugegen sind; Sie wissen, sie sind meine Zeugen.
    Eine halbe Stunde genügt, um sie in Kenntnis zu setzen; soll ich sie holen lassen, oder wollen Sie diese Herren selbst holen?
    Ich ziehe es vor, sie selbst zu holen.
    Ich erwarte Sie in einer halben Stunde, und in einer halben Stunde wird auch Valentine bereit sein.
    Franz verbeugte sich und verließ das Zimmer.
    Kaum hatte sich die Tür des Hauses hinter dem jungen Manne geschlossen, als Villefort Valentine sagen ließ, sie sollte in einer halben Stunde in den Salon kommen, weil der Notar und die Zeugen des Herrn d'Epinay erscheinen würden. Diese unerwartete Kunde brachte einen mächtigen Eindruck in dem Hause hervor. Frau von Villefort wollte nicht daran glauben, und Valentine war wie von einem Donnerschlage niedergeschmettert. Sie schaute umher, als ob sie suchen wollte, von wem sie Hilfe verlangen könnte. Sie wollte zu ihrem Großvater hinabgehen; doch auf der Treppe begegnete sie ihrem Vater, der sie am Arme nahm und in den Salon führte. Hier traf sie Barrois, dem sie einen verzweifelten Blick zuwarf. Einen Augenblick nach Valentine trat Frau von Villefort mit dem kleinen Eduard in den Salon. Die junge Frau hatte sichtlich ihren Teil an dem Kummer der Familie gehabt; sie war bleich und schien furchtbar ermattet.
    Frau von Villefort nahm Eduard auf ihren Schoß und drückte von Zeit zu Zeit mit beinahe krampfhaften Bewegungen den Knaben, in dem sich ihr ganzes Leben zu verdichten schien, an ihre Brust.
    Bald hörte man das Geräusch zweier Wagen, die in den Hof fuhren. Der eine war der des Notars, der andere der von Franz, In einem Augenblick hatten sich alle im Salon versammelt.
    Valentine war so bleich, daß man die blauen Adern ihrer Schläfe um ihre Augen sich abzeichnen und ihre Wangen entlang laufen sah. Chateau-Renaud und Albert schauten sich erstaunt an; die soeben vollzogene Zeremonie kam ihnen nicht trauriger vor, als die, welche nun beginnen sollte. Frau von Villefort hatte sich hinter einem Samtvorhang in den Schatten gesetzt, und da sie sich beständig über ihren Sohn neigte, so konnte man nur schwer auf ihrem Gesichte lesen, was in ihrem Herzen vorging.
    Herr von Villefort schien, wie immer, unempfindlich.
    Nachdem der Notar seine Papiere auf dem Tische geordnet, in einem Lehnstuhle Platz genommen und seine Brille etwas in die Höhe gehoben hatte, wandte er sich gegen Franz und fragte ihn, obgleich es ihm sehr wohl bekannt war: Sie sind Herr Franz von Quesnel, Baron d'Epinay?
    Ja, mein Herr, antwortete Franz.
    Der Notar verbeugte sich und fuhr fort: Ich muß Sie davon in Kenntnis setzen, mein Herr, und zwar im Auftrage des Herrn von Villefort, daß sich infolge der beabsichtigten Heirat Herrn von Noirtiers Gesinnung gegen seine Enkelin völlig verändert hat, und daß er auf andere das Vermögen übergehen läßt, das er ihr vermachen wollte. Ich muß indes sogleich bemerken, daß, insofern der Erblasser nur berechtigt ist, ihr einen Teil seines Vermögens zu entziehen, während er ihr das ganze entzogen hat, daß, sage ich, das Testament einem Angriff nicht widerstehen und für null und nichtig erklärt werden wird.
    Allerdings, sagte Villefort; nur setze ich Herrn d'Epinay zum voraus davon in Kenntnis, daß zu meinen Lebzeiten das Testament meines Vaters nie angegriffen werden wird, da ich bei meiner Stellung auch den Schatten eines Skandals zu vermeiden habe.
    Mein Herr, sagte Franz, es tut mir leid, daß eine solche Frage in Fräulein Valentines Gegenwart erhoben worden ist. Ich habe mich nie nach dem Betrage ihres Vermögens erkundigt, das unter allen Umständen noch ansehnlicher sein wird, als das meinige. Meine Familie suchte in der Verbindung mit Herrn von Villefort das Ansehen, ich suche darin das Glück.
    Valentine machte ein unmerkliches Zeichen des Dankes, während zwei stille Tränen über ihre Wangen floßen.
    Abgesehen jedoch, sagte Villefort, sich an seinen zukünftigen Schwiegersohn wendend, abgesehen von einem teilweisen Verluste Ihrer Hoffnungen hat dieses unerwartete Testament nichts, was Sie persönlich verletzen dürfte. Es erklärt sich durch Herrn Noirtiers Geistesschwäche. Meinem Vater

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