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Der Graf von Monte Christo

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Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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mißfällt es nicht, daß Fräulein von Villefort sich mit Ihnen verbindet, sondern daß Valentine überhaupt heiratet. Ein Ehebund mit jedem andern hätte ihm denselben Kummer bereitet. Das Alter ist selbstsüchtig, mein Herr, und Fräulein von Villefort war für Herrn Noirtier eine treue Gesellschafterin, was die Baronin d'Epinay nicht mehr wird sein können. Der unglückliche Zustand meines Vaters macht, daß man selten mit ihm über ernste Gegenstände sprechen kann, denen er gar nicht zu folgen vermag, und ich bin fest überzeugt, daß Herr Noirtier vielleicht sich noch erinnert, daß seine Enkelin verheiratet werden soll, aber den Namen des ihr bestimmten Gatten völlig vergessen hat.
    Kaum hatte Villefort diese Worte gesprochen, die Franz mit einer Verbeugung erwiderte, als die Tür des Salons sich öffnete und Barrois erschien.
    Meine Herren, sagte er mit einer für einen Diener, der unter so feierlichen Umständen mit dem Sohn seines Gebieters spricht, seltsam festen Stimme, meine Herren, Herr Noirtier von Villefort wünscht auf der Stelle Herrn Franz von Quesnel, Baron d'Epinay, zu sprechen.
    Villefort bebte, Frau von Villefort ließ ihren Sohn von ihrem Schoß heruntergleiten, Valentine erhob sich bleich und stumm wie eine Bildsäule. Albert und Chateau-Renaud schauten sich abermals und noch mehr erstaunt als das erstemal an.
    Der Notar heftete seine Blicke auf Villefort.
    Es ist unmöglich, sagte der Staatsanwalt; Herr d'Epinay kann den Salon in diesem Augenblick nicht verlassen.
    Gerade in diesem Augenblick wünscht Herr Noirtier, mein Gebieter, Herrn Franz d'Epinay in einer wichtigen Angelegenheit zu sprechen, versetzte Barrois mit derselben Festigkeit.
    Antworten Sie Herrn Noirtier, daß das, was er verlangt, nicht sein könne, sagte Villefort.
    Dann läßt Herr Noirtier die Herren benachrichtigen, daß er sich werde in den Salon tragen lassen, sagte Barrois.
    Das Erstaunen erreichte den höchsten Grad. Ein leichtes Lächeln erschien auf Frau von Villeforts Antlitz. Valentine schlug unwillkürlich die Augen zur Decke empor, um dem Himmel zu danken.
    Valentine, sagte Herr von Villefort, ich bitte dich, erkundige dich doch, was diese neue Phantasie deines Großvaters bedeuten soll. Valentine machte rasch einige Schritte, um sich zu entfernen, doch Herr von Villefort besann sich eines anderen und rief: Warte, ich begleite dich.
    Verzeihen Sie, mein Herr, sagte Franz, da Herr Noirtier nach mir verlangt, so habe ich mich, wie es scheint, vor allem seinen Wünschen zu fügen. Überdies werde ich mich glücklich fühlen, ihm meine Achtung zu bezeigen, da ich noch nicht Gelegenheit gehabt habe, mir diese Ehre zu erbitten.
    Oh, mein Gott! bemühen Sie sich nicht, rief Villefort mit sichtbarer Unruhe.
    Entschuldigen Sie mich, mein Herr, entgegnete Franz mit dem Tone eines Mannes, der seinen Entschluß gefaßt hat. Ich wünsche diese Gelegenheit nicht zu versäumen, um Herrn Noirtier zu beweisen, wie sehr er unrecht hätte, einen Widerwillen gegen mich zu hegen, den durch meine tiefe Ergebenheit zu besiegen mein inniges Verlangen ist.
    Und ohne sich länger durch Villefort zurückhalten zu lassen, stand Franz ebenfalls auf und folgte Valentine, die bereits mit der Freude eines Schiffbrüchigen, der die Hand an einen Felsen legt, die Treppe hinabstieg.
    Herr von Villefort folgte beiden.

Das Protokoll.
     
    Noirtier wartete, schwarz gekleidet, in seinem Lehnstuhle. Als die drei Personen, die er kommen zu sehen hoffte, eingetreten waren, schloß sein Kammerdiener sogleich wieder die Tür.
    Merke Wohl auf, sagte leise Villefort zu Valentine, die ihre Freude nicht verbergen konnte, wenn Herr Noirtier Dinge mitteilen will, welche deine Heirat verhindern, so verbiete ich dir, ihn zu verstehen.
    Valentine errötete, antwortete aber nicht.
    Villefort näherte sich Noirtier und sagte zu ihm: Hier ist Herr Franz d'Epinay; Sie haben nach ihm verlangt, mein Herr, und er fügt sich Ihrem Verlangen. Allerdings wünschten wir diese Zusammenkunst seit geraumer Zeit, und ich werde entzückt sein, wenn sie Ihnen beweist, wie wenig Ihr Widerstreben gegen Valentines Heirat begründet war.
    Noirtier antwortete nur durch einen Blick, bei dem Villeforts Adern ein Schauer durchlief. Er bedeutete Valentine durch ein Zeichen mit dem Auge, sie möge sich nähern.
    Durch die Mittel, deren sie sich in ihren Unterhaltungen mit ihrem Großvater zu bedienen pflegte, hatte sie in einem Augenblick das von ihm gewünschte Wort Schlüssel gefunden.

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