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Der Graf von Monte Christo

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Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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dessen nicht zu rühmen. Jedem sein Recht! Ich liebe es nicht, daß man seinen Ursprung verleugnet.
    Aber sehen Sie, welcher Unannehmlichkeit Sie sich aussetzen, sagte die Baronin. Wenn Herr von Morcerf zufällig käme, so würde er Herrn Cavalcanti in einem Zimmer finden, in das er, der Bräutigam, nie eintreten durfte.
    Sie tun recht, zufällig zu sagen, erwiderte der Bankier, denn man sieht ihn so selten, daß es in der Tat nur der Zufall zu sein scheint, der ihn zu uns führt.
    Wenn er aber käme und diesen jungen Mann bei Ihrer Tochter träfe, so würde er mit Recht darüber aufgebracht sein.
    Er! mein Gott, Sie täuschen sich; Herr Albert tut uns nicht die Ehre an, eifersüchtig auf seine künftige Frau zu sein, dazu liebt er sie nicht genug. Was liegt mir auch daran, ob er aufgebracht ist oder nicht.
    Doch bei dem Verhältnis, in dem wir zu einander stehen ...
    Wollen Sie wissen, in welchem Verhältnis wir stehen? Auf dem Balle seiner Mutter tanzte er ein einziges Mal mit meiner Tochter, während Herr Cavalcanti dreimal mit ihr tanzte, und er hat es gar nicht bemerkt.
    Der Herr Vicomte Albert von Morcerf, meldete der Kammerdiener.
    Die Baronin stand rasch auf. Sie wollte ihre Tochter schnell benachrichtigen, aber Danglars hielt sie am Arme zurück und sagte:
    Lassen Sie das!
    Sie schaute ihn erstaunt an. Monte Christo stellte sich, als hätte er dieses Zwischenspiel nicht bemerkt.
    Albert trat ein; er war sehr schön und sehr heiter, grüßte die Baronin mit Leichtigkeit, Danglars mit Vertraulichkeit, Monte Christo mit Liebe und sagte sodann, sich wieder zur Baronin wendend: Wollen Sie mir erlauben, mich bei Ihnen nach dem Befinden von Fräulein Danglars zu erkundigen?
    Sie befindet sich sehr wohl, antwortete rasch Danglars, sie musiziert soeben in ihrem kleinen Salon mit Herrn Cavalcanti.
    Albert behielt seine ruhige, gleichgültige Miene; er empfand vielleicht einen inneren Ärger, aber er fühlte Monte Christos Blick auf sich geheftet und bezwang sich.
    Herr Cavalcanti hat eine sehr schöne Tenorstimme, sagte er, und Fräulein Danglars einen prachtvollen Sopran. Es muß ein entzückendes Konzert sein.
    Sie stimmen allerdings vortrefflich zusammen, sagte Danglars.
    Ich bin auch musikalisch, wenigstens wie meine Lehrer sagten, fuhr der junge Mann fort; doch seltsamerweise konnte ich meine Stimme nie mit einer andern Stimme in Einklang bringen.
    Danglars lächelte auf eine Weise, die wohl bedeuten sollte: Ärgere dich doch! Dann sagte er laut: Der Prinz und meine Tochter haben auch gestern die allgemeine Bewunderung erregt. Waren Sie gestern nicht hier, Herr von Morcerf?
    Welcher Prinz? fragte Albert.
    Der Prinz Cavalcanti, erwiderte Danglars, der dem jungen Italiener hartnäckig diesen Titel gab.
    Verzeihen Sie, ich wußte nicht, daß er Prinz ist. Also der Prinz Cavalcanti hat gestern mit Fräulein Eugenie gesungen! Das muß in Wahrheit entzückend gewesen sein, und ich bedaure lebhaft, es nicht gehört zu haben. Doch ich konnte Ihrer Einladung nicht entsprechen, da ich Frau von Morcerf zur Baronin Chateau-Renaud, wo die Deutschen sangen, begleiten mußte.
    Dann wiederholte er nach einem Stillschweigen: Wird es mir erlaubt sein, Fräulein Danglars meine Achtung zu bezeigen?
    Oh! warten Sie, warten Sie, ich bitte Sie, erwiderte der Bankier, den jungen Mann zurückhaltend, hören Sie die köstliche Cavatine: Ta, ta, ta, ti, ta, ti, ta, ta; es ist entzückend, sie sind sogleich fertig ... nur eine Sekunde, vortrefflich! Bravo! bravo! bravi!
    Und der Bankier fing an, wie wütend Beifall zu klatschen.
    In der Tat, rief Albert, das ist vortrefflich, und man kann unmöglich die italienische Musik charakteristischer wiedergeben als der Prinz Cavalcanti. Nicht wahr, Sie sagten Prinz? Wenn er übrigens nicht Prinz ist, so wird man ihn schon noch dazu machen, denn das hält in Italien nicht schwer. Doch um auf unsere anbetungswürdigen Sänger zurückzukommen ... Sie sollten uns das Vergnügen machen, Herr Danglars, Fräulein Danglars und Herrn Cavalcanti, ohne etwas von der Anwesenheit eines Fremden zu sagen, zu bitten, ein anderes Stück anzufangen. Es ist so köstlich, die Musik zu genießen, ohne daß man sieht, oder gesehen wird, und folglich, ohne den Musiker zu beengen, der sich ganz dem Instinkt seines Genies oder dem Ergusse seines Herzens überlassen kann.
    Diesmal wurde Danglars durch das Phlegma des jungen Mannes aus dem Sattel gehoben. Er nahm Monte Christo beiseite und sagte zu ihm: Nun, was denken Sie

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