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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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geworden? Der Zufall des Krieges, lieber Vicomte, die Laune des Schicksals.
    Und ihr Name ist ein Geheimnis?
    Ja, für alle, aber nicht für Sie, lieber Vicomte, der Sie zu meinen Freunden gehören, und der Sie schweigen, nicht wahr, wenn Sie mir zu schweigen versprechen?
    Bei meinem Ehrenwort.
    Sie kennen die Geschichte des Paschas von Janina?
    Von Ali Tependelini? Ganz gewiß, denn mein Vater hat in seinen Diensten sein Glück gemacht.
    Es ist wahr, ich hatte es vergessen.
    Nun, in welcher Beziehung steht Haydee zu Ali Tependelini?
    Sie ist ganz einfach seine Tochter.
    Wie, die Tochter von Ali Pascha?
    Ja, von der schönen Wasiliki.
    Und sie ist Ihre Sklavin?
    Mein Gott, ja!
    Wie ist dies zugegangen?
    Als ich eines Tages über den Markt von Konstantinopel ging, kaufte ich sie.
    Das ist herrlich! Bei Ihnen, lieber Graf, lebt man nicht, sondern träumt. Doch hören Sie, was ich Sie nun fragen werde, ist sehr unbescheiden.
    Sprechen Sie immerhin.
    Da Sie mit ihr ausgehen, da Sie Haydee in die Oper führen, so kann ich mich wohl erdreisten ...
    Sie können sich erdreisten, alles von mir zu verlangen.
    Wohl, lieber Graf, stellen Sie mich Ihrer Prinzessin vor.
    Gern; doch unter zwei Bedingungen.
    Ich nehme sie zum voraus an.
    Einmal dürfen Sie diese Vorstellung niemand mitteilen.
    Sehr gut. Ich schwöre.
    Und sodann dürfen Sie ihr nicht sagen, Ihr Vater habe dem ihrigen gedient.
    Ich schwöre abermals.
    Vortrefflich. Vicomte, nicht wahr, Sie werden sich dieser beiden Schwüre erinnern?
    Oh! gewiß.
    Gut, ich weiß, daß Sie ein Mann von Ehre sind.
    Der Graf schlug abermals auf das Glöckchen; Ali erschien.
    Melde Haydee, sagte er zu ihm, daß ich den Kaffee bei ihr trinken will, und mache ihr begreiflich, daß ich sie um Erlaubnis bitte, ihr einen von meinen Freunden vorzustellen.
    Ali verbeugte sich und trat ab.
    Es ist also abgemacht, wandte er sich wieder an Albert, keine unmittelbare Frage, lieber Vicomte. Wenn Sie etwas wissen wollen, so fragen Sie mich, und ich werde Haydee fragen.
    Abgemacht!
    Ali erschien zum dritten Male und hielt den Türvorhang aufgehoben, um seinem Herrn und Albert anzudeuten, daß sie kommen könnten.
    Treten wir ein! sagte Monte Christo.
    Albert fuhr mit der Hand in seine Haare und kräuselte seinen Schnurrbart. Der Graf nahm seinen Hut, zog seine Handschuhe an und ging Albert in die Wohnung voran, die von Ali wie von einem Vorposten bewacht und von den drei Myrtho untergebenen französischen Kammerfrauen verteidigt wurde.
    Haydee wartete im ersten Zimmer, dem Salon, mit großen Augen, in denen sich das Erstaunen deutlich ausprägte, denn es geschah zum erstenmal, daß ein anderer Mann als Monte Christo zu ihr drang. Sie saß mit gekreuzten Beinen in der Ecke eines Sofas wie in einem Nest aus den reichsten gestickten und gestreiften orientalischen Seidenstoffen; neben ihr lag das Instrument, dessen Töne sie verraten hatten. Sie war reizend anzuschauen.
    Als sie Monte Christo erblickte, stand sie auf, mit dem doppelten Lächeln der Tochter und der Liebenden, das nur ihr eigen war; Monte Christo ging auf sie zu und reichte ihr seine Hand, auf die sie, wie gewöhnlich, ihre Lippen drückte.
    Albert war beim Anblick dieser seltsamen Schönheit, die er zum erstenmal sah, und von der sich ein Franzose keinen Begriff machen konnte, bei der Tür stehen geblieben.
    Wen bringst du? fragte das Mädchen in neugriechischer Sprache, einen Bruder, einen Freund, einen Bekannten oder einen Feind?
    Einen Freund, antwortete Monte Christo in derselben Sprache.
    Wie heißt er?
    Graf Albert, derselbe, den ich in Rom den Händen der Banditen entrissen habe.
    In welcher Sprache soll ich mit ihm reden?
    Monte Christo wandte sich zu Albert und fragte den jungen Mann:
    Kennen Sie das Neugriechische?
    Ach, nicht einmal das Altgriechische, versetzte Albert; Homer und Plato haben einen erbärmlichen Schüler an mir gehabt.
    Nun wohl, sagte Haydee und bewies durch ihre Worte, daß sie Monte Christos Frage und Alberts Antwort gehört und verstanden hatte, ich werde Französisch oder Italienisch sprechen, wenn es überhaupt meines Herrn Wille ist, daß ich spreche.
    Monte Christo dachte einen Augenblick nach und erwiderte: Du wirst Italienisch sprechen. Dann sagte er zu Albert: Es ist ärgerlich, daß Sie weder das Neugriechische, noch das Altgriechische verstehen, denn Haydee spricht beides vortrefflich; die Arme ist genötigt, Italienisch mit Ihnen zu reden, was Ihnen vielleicht einen falschen Begriff von ihr geben

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