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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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versichern, daß sie allein war, verneigte sich, als wollte sie niederknien, faltete die Hände und rief mit einem Tone der Verzweiflung: Edmond! Sie werden meinen Sohn nicht töten!
    Der Graf machte einen Schritt rückwärts, stieß einen schwachen Schrei aus, ließ seine Waffe fallen und erwiderte: Welchen Namen haben Sie da ausgesprochen, Frau von Morcerf?
    Den Ihrigen, rief sie, ihren Schleier zurückschlagend, den ich allein nicht vergessen habe. Edmond, nicht Frau von Morcerf kommt zu Ihnen, sondern Mercedes.
    Mercedes ist tot, gnädige Frau, sagte Monte Christo, und ich kenne niemand dieses Namens mehr.
    Mercedes lebt, mein Herr, und Mercedes erinnert sich, denn sie allein hat Sie erkannt, als sie Ihr Antlitz erblickte, und sogar ohne Sie zu sehen, Edmond, schon am Tone Ihrer Stimme, und seit dieser Zeit folgt sie Ihnen Schritt für Schritt, sie überwacht Sie, sie fürchtet Sie, und sie hatte nicht nötig, die Hand zu suchen, von der der Schlag ausging, der Herrn von Morcerf niederwarf.
    Fernand wollen Sie sagen, versetzte Monte Christo mit bitterer Ironie; da wir uns der Namen wieder erinnern, so wollen wir diesen nicht vergessen.
    Monte Christo sprach den Namen Fernand mit einem solchen Tone des Hasses aus, daß Mercedes fühlte, wie ein Schauer des Schreckens ihren Leib durchlief.
    Sehen Sie, Edmond, daß ich mich nicht getäuscht habe, rief sie, und daß ich recht hatte, Ihnen zu sagen: Schonen Sie meinen Sohn!
    Und wer sagt Ihnen, daß ich gegen Ihren Sohn aufgebracht bin?
    Mein Gott! niemand; aber eine Mutter ist mit dem doppelten Gesichte begabt. Ich habe alles erraten, ich bin ihm in die Oper gefolgt und habe, in einer Loge verborgen, alles gesehen.
    Wenn Sie alles gesehen haben, so haben Sie auch gesehen, daß mich Fernands Sohn öffentlich beleidigte, sagte Monte Christo mit furchtbarer Ruhe.
    Hören Sie. Mein Sohn hat Sie auch erraten; er schreibt Ihnen die Unglücksfälle zu, die seinen Vater treffen.
    Gnädige Frau, Sie verwechseln die Sache; es sind nicht Unglücksfälle, es ist eine Strafe. Nicht ich bin es, der Herrn von Morcerf schlägt, es ist die Vorsehung, die ihn bestraft.
    Und warum treten Sie an die Stelle der Vorsehung? rief Mercedes. Warum erinnern Sie sich, wenn sie vergißt? Was ist Ihnen, Edmond, an Janina und seinem Wesir gelegen? Welches Unrecht hat Ihnen Fernand Mondego dadurch zugefügt, daß er Ali Tependelini verraten?
    Das geht auch nur den fränkischen Kapitän und Wasilikis Tochter an. Sie haben recht, was kümmert's mich? Und wenn ich geschworen habe, mich zu rächen, so ist es weder an dem fränkischen Kapitän, noch an dem Grafen von Morcerf, sondern an dem Fischer Fernand, dem Gatten der Katalonierin Mercedes.
    Oh! rief die Gräfin, welch eine furchtbare Rache für einen Fehler, den ein Mißgeschick mich begehen ließ! Denn die Schuldige bin ich, Edmond, und wenn Sie sich an jemand zu rächen haben, so ist es an mir, weil es mir an Kraft gebrach, gegen Ihre Abwesenheit und meine Einsamkeit zu kämpfen.
    Doch warum war ich abwesend, warum waren Sie einsam? – Weil Sie im Gefängnis saßen.
    Und warum wurde ich verhaftet, warum saß ich im Gefängnis? – Ich weiß es nicht.
    Ja, Sie wissen es nicht, gnädige Frau, wenigstens hoffe ich dies. Nun, ich will es Ihnen sagen. Ich wurde verhaftet, ich war Gefangener, weil unter der Laube der Reserve, am Vorabend des Tages, an dem ich Sie heiraten sollte, ein Mensch namens Danglars einen Brief geschrieben hatte, den der Fischer Fernand selbst auf die Post zu bringen übernahm.
    Monte Christo ging an einen Sekretär, zog eine Schublade auf, aus der er ein vergilbtes Papier nahm und legte dieses Papier vor Mercedes' Angin. Es war der Brief von Danglars an den Staatsanwalt.
    Mercedes las voll Schrecken die Denunziation.
    Oh! mein Gott, rief sie, mit der Hand über ihre von Schweiß befeuchtete Stirn fahrend; dieser Brief ...
    Ich habe ihn um 200 000 Franken gekauft, und das war noch wohlfeil, da er mir heute gestattet, mich in Ihren Augen von jeder Schuld freizusprechen.
    Und der Erfolg dieses Briefes?
    Sie wissen, war meine Verhaftung; doch Sie wissen nicht, wie lange diese Haft gedauert hat; Sie wissen nicht, daß ich vierzehn Jahre, eine Viertelstunde von Ihnen entfernt, in einem Kerker des Kastells If geschmachtet habe. Sie wissen nicht, daß ich jeden Tag in diesen vierzehn Jahren das Gelübde der Rache erneuert habe, das ich am ersten Tage aussprach, und ich wußte nicht einmal, daß Sie Fernand, meinen Denunzianten,

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