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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Monte Christo, haben Sie die Frau, die Sie liebten, dem Nebenbuhler die Hand reichen sehen, während Sie in der Tiefe des Abgrundes röchelten?
    Nein, doch ich habe den, welchen ich liebte, bereit gesehen, der Mörder meines Sohnes zu werden!
    Mercedes sprach diese Worte mit einem so mächtigen Schmerz, mit einem so verzweiflungsvollen Ausdruck, daß sich der Brust des Grafen ein schmerzliches Schluchzen entriß. Der Löwe war bezähmt, der Rächer war besiegt.
    Was verlangen Sie von mir? sagte er; daß Ihr Sohn lebe? Wohl! er wird leben! ...
    Mercedes stieß einen Schrei aus, der zwei Tränen unter den Augenlidern des Grafen hervorquellen ließ; doch sie verschwanden sofort wieder, denn ohne Zweifel hatte Gott einen Engel geschickt, um sie zu sammeln, da sie viel kostbarer waren in den Augen des Herrn, als die kostbarsten Perlen.
    Oh! rief sie, die Hand des Grafen ergreifend und an ihre Lippen drückend, oh! Dank, Dank, Edmond! Nun bist du so, wie ich dich immer geträumt, wie ich dich geliebt habe. Oh! nun kann ich es dir sagen.
    Um so eher, erwiderte Monte Christo, als der arme Edmond nicht mehr viel Zeit haben wird, von Ihnen geliebt zu werden. Der Tod kehrt in das Grab, das Gespenst kehrt in die Nacht zurück.
    Was sagen Sie, Edmond? – Ich sage, da Sie es befehlen, Mercedes, so muß ich sterben.
    Sterben! Und wer sagt dies? Wer spricht vom Sterben? Woher kommen Ihnen diese Todesgedanken?
    Sie können nicht annehmen, daß ich, öffentlich, im Angesicht eines ganzen Saales, in Gegenwart der Freunde Ihres Sohnes herausgefordert und beleidigt, noch länger leben mag. Was ich nach Ihnen am meisten auf der Welt geliebt, Mercedes, das bin ich, das heißt, meine Würde, das heißt diese Kraft, durch die ich über andere Menschen erhaben war; diese Kraft war mein Leben; Sie brechen sie, und ich sterbe.
    Doch der Zweikampf wird nicht stattfinden, Edmond, da Sie verzeihen.
    Er wird stattfinden, sagte feierlich Monte Christo, nur wird statt des Blutes Ihres Sohnes meines fließen.
    Mercedes stieß einen gewaltigen Schrei aus und stürzte auf Monte Christo zu, doch plötzlich hielt sie an und sagte: Edmond, es ist ein Gott über uns, da Sie leben, da ich Sie wiedergesehen, und ich baue auf ihn aus der Tiefe meines Herzens. Indem ich auf seine Hilfe hoffe, verlasse ich mich auf Ihr Wort. Sie haben gesagt, mein Sohn werde leben; nicht wahr, er wird leben?
    Ja, er wird leben, sagte Monte Christo, erstaunt, daß Mercedes seine eigene Aufopferung ohne weiteren Protest angenommen hatte.
    Mercedes reichte dem Grafen die Hand und sagte, während ihre Augen sich mit Tränen befeuchteten: Edmond, wie schön ist es von Ihnen, wie groß ist das, was Sie soeben getan, wie erhaben ist es, mit einer Frau Mitleid zu haben, die kaum mit einem Schimmer von Hoffnung vor Sie trat! Ach! ich bin mehr durch den Kummer als durch die Jahre alt geworden und kann meinen Edmond nicht einmal mehr durch einen Blick an jene Mercedes erinnern, die er nicht müde wurde anzuschauen. Oh! glauben Sie nur, Edmond, ich habe Ihnen gesagt, daß auch ich gelitten; ich wiederhole Ihnen, es ist sehr traurig, sein Leben hingehen zu sehen, ohne sich einer einzigen Freude zu erinnern, ohne eine einzige Hoffnung zu bewahren. Aber ich wiederhole Ihnen auch, Edmond, es ist groß, es ist schön, es ist erhaben, zu verzeihen, wie Sie es getan haben!
    Mercedes schaute noch einmal den Grafen mit einer Miene an, die zugleich ihr Erstaunen, ihre Bewunderung und ihre Dankbarkeit ausdrückte. Dann sagte sie innig:
    Edmond, ich habe Ihnen nur noch ein Wort zu sagen. Sie werden sehen, daß, wenn meine Stirn erbleicht ist, wenn meine Augen erloschen sind, wenn Mercedes in ihren Zügen sich selbst nicht mehr gleicht, Sie werden sehen, daß das Herz immer noch das gleiche Gefühl hegt! Leben Sie wohl, Edmond; ich habe vom Himmel nichts mehr zu verlangen! ... Ich habe Sie wiedergesehen, und so groß und edel gesehen wie einst. Gott befohlen, Edmond ... und Dank!
    Doch der Graf antwortete nicht.
    Mercedes öffnete die Tür des Kabinetts und war verschwunden, ehe er aus der tiefen, schmerzlichen Träumerei erwachte, in die ihn die plötzliche Verrückung seines Rache- und Lebenszieles versenkt hatte.
    Es schlug ein Uhr im Invalidenhause, als der Graf von Monte Christo bei dem Geräusch des Wagens, der Frau von Morcerf fortführte, den Kopf erhob.
    Ich Wahnsinniger, sagte er, daß ich mir nicht an dem Tage, wo ich mich zu rächen beschloß, das Herz ausgerissen habe!

Das Duell
     
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