Der Graf von Monte Christo
antworten Sie ja oder nein, mehr verlange ich nicht von Ihnen.
Ich liebe ein Mädchen, Graf.
Lieben Sie es innig? – Mehr als mein Leben.
Da entgeht mir abermals eine Hoffnung, sagte Monte Christo. Dann murmelte er mit einem Seufzer: Arme Haydee!
In der Tat, Graf, rief Morel, wenn ich Sie weniger kennen würde, müßte ich Sie für minder tapfer halten, als Sie sind.
Weil ich an jemand denke, den ich verlassen soll, und seufze? Morel, versteht sich ein Soldat so wenig auf den Mut! Beklage ich das Leben? Was ist mir an Leben oder Sterben gelegen, mir, der zwanzig Jahre zwischen Leben und Tod zugebracht hat? Seien Sie übrigens unbesorgt, diese Schwäche, wenn man es eine Schwäche nennen darf, ist nur für Sie vorhanden. Ich weiß, daß die Welt ein Salon ist, den man höflich und anständig, das heißt grüßend und seine Spielschulden bezahlend, verlassen muß.
Gut! das heiße ich sprechen, sagte Morel. Doch haben Sie Ihre Waffen mitgebracht?
Ich? Warum? Ich hoffe, diese Herren werden die ihrigen haben.
Ich will mich erkundigen.
Morel ging auf Beauchamp und Chateau-Renaud zu. Als diese Maximilians Bewegung bemerkten, traten sie ihm einige Schritte entgegen. Die drei jungen Leute grüßten sich, wenn nicht freundlich, doch höflich.
Verzeihen Sie, meine Herren, sagte Morel, doch ich sehe Herrn von Morcerf nicht.
Er hat uns heute morgen sagen lassen, er würde erst an Ort und Stelle mit uns zusammentreffen.
Übrigens kommt hier ein Wagen, bemerkte Chateau-Renaud.
Es kam wirklich in scharfem Trabe ein Wagen herbei.
Meine Herren, sagte Morel, ohne Zweifel haben Sie Pistolen bei sich, Herr von Monte Christo erklärt, er leiste auf sein Recht, sich der seinigen zu bedienen, Verzicht.
Wir sahen diese Zartheit von seiten des Grafen vorher, Herr Morel, antwortete Beauchamp, und ich brachte die Pistolen mit, die ich mir vor acht Tagen gekauft habe. Sie sind ganz neu und haben noch niemand gedient; wollen Sie sie untersuchen?
Herr Beauchamp, erwiderte Morel, sich verbeugend, wenn Sie mir versichern, Herr von Morcerf kenne diese Waffen nicht, so genügt mir natürlich Ihr Wort.
Meine Herren, sagte Chateau-Renaud, nicht Morcerf ist in diesem Wagen angekommen, sondern Franz und Debray.
Sie hier, meine Herren! sagte Chateau-Renaud, mit jedem einen Händedruck austauschend, und durch welchen Zufall?
Albert hat uns bitten lassen, wir möchten uns hier einfinden.
Beauchamp und Chateau-Renaud sahen sich erstaunt an.
Meine Herren, versetzte Morel, ich glaube zu begreifen.
Lassen Sie hören.
Gestern nachmittag erhielt ich einen Brief von Herrn von Morcerf, der mich bat, in die Oper zu kommen.
Und ich auch, sagte Debray.
Und ich auch, sprach Franz.
Und wir auch, sagten Chateau-Renaud und Beauchamp.
Sie sollten nach seinem Willen bei der Herausforderung gegenwärtig sein, fuhr Morel fort, und sollen nun auch seinem Zweikampfe beiwohnen.
Ja, meinten alle, so wird es sein.
Doch Albert kommt immer noch nicht, murmelte Chateau-Renaud, es sind zehn Minuten darüber.
Hier kommt er, rief Beauchamp, er ist zu Pferde und reitet, von seinem Bedienten begleitet, mit Windeseile.
Welche Unklugheit, sagte Chateau-Renaud, zu Pferde zu kommen, um sich auf Pistolen zu schlagen! Ich habe ihm doch eine so gute Lektion gegeben!
Und dann, sehen Sie, sagte Beauchamp, mit einem Kragen an der Halsbinde, mit offenem Rock und weißer Weste; warum hat er sich nicht einen schwarzen Fleck auf den Magen zeichnen lassen, das wäre noch einfacher gewesen.
Währenddessen war Albert bis auf zehn Schritte herangekommen? er hielt sein Pferd an, sprang zu Boden und warf die Zügel seinem Bedienten zu.
Albert war bleich und hatte rote, geschwollene Augen; man sah, daß er die ganze Nacht keine Sekunde geschlafen. Über sein ganzes Antlitz war ein Ausdruck traurigen Ernstes gebreitet, wie man ihn sonst nie bei ihm sah.
Ich danke, meine Herren, daß Sie die Güte gehabt haben, meiner Einladung zu entsprechen, sagte er, glauben Sie mir, ich bin Ihnen für dieses Zeichen der Freundschaft im höchsten Maße erkenntlich.
Morel hatte, als sich Morcerf näherte, zehn Schritte rückwärts gemacht und stand entfernt.
Auch Ihnen gebührt mein Dank, Herr Morel, sagte Albert. Kommen Sie zu uns, Sie sind nicht zuviel hier.
Mein Herr, erwiderte Maximilian, Sie wissen vielleicht nicht, daß ich Zeuge Ihres Gegners bin.
Ich war dessen nicht gewiß, doch vermutete ich es. Desto besser! je mehr Ehrenmänner hier anwesend sind, desto mehr werde ich mich
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