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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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reichte dem jungen Manne nicht die Hand, sondern öffnete ihm seine Arme.
    Morel, sagte er mit bewegter Stimme, es ist ein schöner Tag für mich, der Tag, an dem ich mich von einem Manne, wie Sie sind, geliebt fühle ... Guten Morgen, Herr Emanuel. Sie kommen also mit mir, Maximilian?
    Bei Gott! erwiderte der junge Mann, haben Sie daran gezweifelt?
    Ich hatte jedoch unrecht ...
    Hören Sie, ich beobachtete Sie gestern während der ganzen Herausforderungsszene, ich dachte die ganze Nacht hindurch an Ihre Sicherheit und sagte mir, wenn nicht alles trügt, muß die Gerechtigkeit für Sie sein.
    Ich danke, Morel.
    Dann schlug der Graf einmal auf das Glöckchen und sagte zu Ali, der sogleich eintrat: Laß dies zu meinem Notar tragen. Es ist mein Testament, Morel. Wenn ich tot bin, nehmen Sie Kenntnis davon.
    Wie! rief Morel, Sie tot?
    Ei! muß man nicht auf alles gefaßt sein, lieber Freund? Doch, Morel, sagte der Graf, Sie sahen mich nie mit Pistolen schießen? – Nein.
    Wohl, wir haben noch Zeit, sehen Sie!
    Monte Christo nahm seine Pistolen, klebte ein Kreuzaß an die Scheibe und schoß mit vier aufeinander folgenden Schüssen, die vier Zweige des Kreuzes weg. Bei jedem Schusse erbleichte Morel.
    Er untersuchte die Kugeln, mit denen Monte Christo dieses Kraftstück ausführte, und sah, daß sie nicht dicker waren, als Rehschrote.
    Das ist furchtbar, sagte er, sehen Sie, Emanuel! Dann wandte er sich an Monte Christo mit den Worten: Graf, im Namen des Himmels, töten Sie Albert nicht, der Unglückliche hat eine Mutter!
    Das ist richtig, sagte Monte Christo, und ich habe keine.
    Diese Worte wurden in einem Tone gesprochen, der Morel beben ließ.
    Sie sind der Beleidigte, Graf, und schießen zuerst.
    Ich schieße zuerst.
    Oh! das habe ich erlangt, oder vielmehr gefordert.
    Auf wieviel Schritte? – Auf zwanzig.
    Ein furchtbares Lächeln zog über die Lippen des Grafen hin, als er sagte: Morel, vergessen Sie nicht, was Sie soeben gesehen haben.
    Ich rechne nur auf Ihre Aufregung, um Albert zu retten, sprach der junge Mann.
    Ich aufgeregt? entgegnete Monte Christo.
    Oder auf Ihren Edelmut, mein Freund; bei der Sicherheit Ihres Schusses kann ich Ihnen nur eines sagen, was lächerlich wäre, wenn ich es einem anderen sagen würde.
    Was?
    Zerschmettern Sie ihm den Arm, verwunden Sie ihn, aber töten Sie ihn nicht.
    Morel, hören Sie noch folgendes; ich bedarf keiner Aufmunterung, Herrn von Morcerf zu schonen; Herr von Morcerf, das künde ich Ihnen zum voraus an, wird so geschont sein, daß er ruhig mit seinen Freunden zurückkommt, während ich ...
    Nun! Sie?
    Oh! Mich wird man zurücktragen.
    Gehen Sie! rief Maximilian außer sich.
    Es ist, wie ich Ihnen sage, mein lieber Morel, Herr von Morcerf wird mich töten.
    Morel schaute den Grafen wie ein Mensch an, der nicht mehr begreift.
    Was ist Ihnen seit gestern abend begegnet?
    Es ist mir begegnet, was Brutus am Vorabend der Schlacht von Philippi begegnete: ich habe ein Gespenst gesehen.
    Und dieses Gespenst?
    Dieses Gespenst sagte mir, ich habe genug gelebt.
    Maximilian und Emanuel schauten einander an; Monte Christo zog seine Uhr und sagte: Gehen wir, es ist sieben Uhr, und die Zusammenkunft ist auf Punkt acht Uhr bestellt.
    Ein angespannter Wagen wartete; Monte Christo stieg mit seinen Zeugen ein. Als man durch den Flur ging, blieb Monte Christo vor einer Tür stehen, um zu horchen; Maximilian und Emanuel, die aus Diskretion einige Schritte vorausgegangen waren, glaubten ihn seufzen zu hören. Schlag acht war man an dem verabredeten Platze.
    Wir sind an Ort und Stelle und kommen zuerst, sagte Morel, den Kopf durch den Kutschenschlag steckend.
    Der Herr wird mich entschuldigen, versetzte Baptistin, der seinem Gebieter mit unsäglichem Schrecken gefolgt war, ich glaube dort unter den Bäumen einen Wagen zu bemerken.
    Monte Christo sprang leicht aus seiner Kalesche und gab Emanuel und Maximilian die Hand, um ihnen aussteigen zu helfen. Maximilian hielt die Hand des Grafen in der seinigen zurück und sagte: Das gefällt mir, das ist eine Hand, wie ich sie gern bei einem Manne sehe, dessen Leben auf seiner guten Sache beruht.
    Ich erblicke wirklich zwei junge Männer, die auf und ab gehen und zu warten scheinen, sagte Emanuel.
    Monte Christo zog Morel ein paar Schritte hinter seinen Schwager zurück und fragte ihn: Max, ist Ihr Herz frei?
    Morel schaute Monte Christo erstaunt an.
    Ich verlange kein Geständnis von Ihnen, mein Freund, ich richte eine einfache Frage an Sie;

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