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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Felsen, sich auf diese Weise einen Gang von zwei Quadratfuß und von zwanzig Fuß Tiefe zu graben im stande gewesen wäre.
    Der Gefangene machte es sich nun zum Vorwurf, daß er die vielen abgelaufenen Stunden, die er in der Hoffnung, im Gebete und in der Verzweiflung verloren, nicht zu dieser Arbeit verwendet hatte. In den sechs Jahren, die er ungefähr in diesem Kerker eingeschlossen war ... welche Arbeit hätte er nicht, so langsam sie auch vor sich ging, vollendet! – Dieser Gedanke verlieh ihm neuen Eifer.
    In drei Tagen gelang es ihm mit unerhörter Vorsicht, allen Mörtel wegzuschaffen und den Stein bloßzulegen. Die Wand war von Bruchsteinen gemacht, in die man, um ihr mehr Festigkeit zu geben, von Zeit zu Zeit einen behauenen Stein eingefügt hatte. Er hatte gerade an einem von den behauenen Steinen gearbeitet, und es handelte sich nun darum, ihn in seiner Lage zu erschüttern. Dantes versuchte es mit seinen Nägeln, aber seine Nägel waren hierfür ungenügend. Die in die Zwischenräume geschobenen Scherben zerbrachen aber, sobald sich Dantes ihrer als Hebel bedienen wollte. Nach einer Stunde fruchtloser Versuche erhob er sich mit Angstschweiß auf der Stirn.
    Sollte er schon am Anfange seiner Arbeit gehemmt werden, und mußte er träge und unnütz warten, bis sein Nachbar, der ebenfalls müde werden konnte, alles getan hatte?
    Der Gefangenwärter brachte Dantes' Suppe jeden Tag in einer blechernen Kasserolle. Diese Kasserolle enthielt seine Suppe und die eines zweiten Gefangenen, denn Dantes hatte bemerkt, daß dieselbe entweder ganz voll oder halb leer war,je nachdem der Schließer die Verteilung der Lebensmittel bei ihm oder seinem Gefährten anfing. Die Kasserolle hatte einen eisernen Stiel. Nach diesem Stiele trachtete Dantes, er hätte ihn, wenn es sein mußte, mit zehn Jahren seines Lebens bezahlt. Der Gefangenwärter goß den Inhalt der Kasserolle auf Dantes' Teller.
    Am Abend stellte Dantes seinen Teller halbwegs zwischen Tür und Tisch auf den Boden. Als der Wärter eintrat, setzte er den Fuß auf den Teller und zerbrach ihn in tausend Stücke. Diesmal war nichts gegen Dantes zu sagen. Er hatte unrecht, seinen Teller auf dem Boden zu lassen; aber von dem Wärter war es unvorsichtig gewesen, nicht vor seine Füße zu schauen. Der letztere brummte, dann schaute er sich nach einem Gegenstand um, in den er die Suppe gießen könnte; Dantes' Mobiliar beschränkte sich auf diesen einzigen Teller, und es gab keine Wahl.
    Lassen Sie die Kasserolle hier, sagte Dantes, Sie können sie wieder mitnehmen, wenn Sie morgen mein Frühstück bringen.
    Dieser Rat schmeichelte der Trägheit des Gefangenwärters. Er hatte nicht nötig, hinaufzusteigen, wieder herabzusteigen und abermals hinaufzusteigen. Er ließ die Kasserolle zurück. Dantes bebte vor Freude. Diesmal verschlang er rasch seine Suppe und das Fleisch, das darin lag. Nachdem er eine Stunde gewartet hatte, um sicher zu sein, der Gefangenwärter würde nicht andern Sinnes werden, rückte er sein Bett auf die Seite, nahm seine Kasserolle, schob den Stiel zwischen den bloßgelegten Stein und die benachbarten Bruchsteine und fing an, sich desselben als Hebel zu bedienen. Nach Verlauf einer Stunde war wirklich der Stein aus der Mauer gezogen, in der er eine Aushöhlung von mehr als anderthalb Fuß im Durchmesser ließ.
    Dantes sammelte sorgfältig allen Kalk, trug ihn in die Ecken seines Gefängnisses, kratzte die graue Erde mit einemvon den Bruchstücken seines Kruges auf und bedeckte den Kalk damit.
    Da er diese Nacht benutzen wollte, in der ihm der Zufall, oder vielmehr sein erfinderischer Geist ein so kostbares Werkzeug in die Hände gab, so fuhr er mit aller Anstrengung zu graben fort. Bei Tagesanbruch setzte er den Stein wieder in sein Loch, stieß sein Bett an die Wand und legte sich nieder.
    Sein Frühstück bestand aus einem Stück Brot. Der Gefangenwärter trat ein und legte das Brot auf den Tisch.
    Wie, Sie bringen mir keinen andern Teller? sagte Dantes.
    Nein, sagte der Schließer, bei Ihnen wird alles zerbrochen, Sie haben den Krug zertrümmert und sind schuld, daß ich Ihren Teller in Stücke trat. Wenn alle Gefangenen so viel Schaden anrichten würden, könnte es die Regierung nicht mehr bezahlen. Sie behalten die Kasserolle hier und bekommen die Suppe hinein; dann werden Sie wohl das Geschirr nicht mehr zerbrechen.
    Dantes schlug die Augen zum Himmel auf und faltete seine Hände auf dem Bette. Dieses ihm überlassene Stück Eisen erzeugte in

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