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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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wiederkommen. Wir haben zehn Stunden für uns.
    Ich kann also ans Werk gehen? sprach die Stimme.
    Oh, ja, ja, ohne Zögern, auf der Stelle, ich bitte Sie!
    Sogleich schien der Teil der Erde, auf den Dantes, halb in der Öffnung verborgen, seine Hände stützte, unter ihm zu weichen. Er warf sich zurück, während eine Masse von Erde und abgelösten Steinen in ein Loch stürzte, das sich unter der von ihm bewerkstelligten Öffnung ausgehöhlt hatte. Dann sah er im Hintergrunde dieses finstern Lochs, dessen Tiefe er nicht ermessen konnte, einen Kopf, Schultern und endlich einen ganzen Menschen erscheinen, der ziemlich behend aus der Höhlung hervorkam.

Ein gelehrter Italiener.
     
    Dantes schloß den neuen, so lange und so ungeduldig erwarteten Freund in seine Arme und zog ihn zu seinemFenster hin, damit ihn das wenige Licht, das in seinen Kerker drang, völlig beleuchte.
    Es war ein Mann von mittlerem Wuchse, mit Haaren, mehr durch Leiden, als vom Alter gebleicht, mit durchdringenden Augen unter dichten, grau werdenden Brauen und einem noch schwarzen Barte, der auf seine Brust herabfiel. Die Magerkeit seines von tiefen Runzeln ausgehöhlten Gesichtes, die kühne Linie seiner charakteristischen Züge verkündeten einen Mann, der mehr gewohnt war, seine moralischen Fähigkeiten, als seine körperlichen Kräfte zu üben. Die Stirn des Unbekannten war mit Schweiß bedeckt.
    Was seine Kleidung betrifft, so ließ sich ihre ursprüngliche Form nicht unterscheiden, denn sie zerfiel in Lumpen. Er schien wenigstens fünfundsechzig Jahre alt zu sein, obgleich seine kraftvollen Bewegungen darauf hindeuteten, daß er weniger Jahre zähle, als sein Äußeres infolge der langen Gefangenschaft vermuten ließ.
    Die enthusiastische Begrüßung des jungen Mannes tat ihm offenbar wohl. Seine vereiste Seele schien sich einen Augenblick bei der Berührung mit dieser glühenden Seele zu erwärmen und zu schmelzen. Er dankte Dantes aufrichtig für seine Herzlichkeit, obgleich seine Enttäuschung groß gewesen war, als er einen zweiten Kerker fand, wo er die Freiheit zu finden gehofft hatte.
    Wir wollen zuerst sehen, sagte er, ob wir ein Mittel haben, vor den Augen Ihres Wärters die Spuren meines Durchbruches zu verbergen. Unsere ganze zukünftige Ruhe hängt davon ab, daß nichts von dem, was vorgefallen ist, bekannt wird. Dann bückte er sich nach der Öffnung, nahm den Stein, hob ihn trotz seines Gewichtes leicht auf und schob ihn in das Loch. Dieser Stein wurde sehr nachlässig ausgebrochen, sagte er, den Kopf schüttelnd; Sie haben also keine Werkzeuge?
    Haben Sie denn welche? fragte Edmond erstaunt.
    Ich habe mir einige gemacht; außer einer Feile besitze ich alles, was man braucht, Meißel, Zange, Hebel.
    Oh, ich wäre sehr begierig, diese Erzeugnisse Ihrer Geduld und Ihrer Geschicklichkeit zu sehen, sagte Dantes.
    Sehen Sie, hier ist vor allem ein Meißel.
    Und er zeigte ihm eine starke, scharfe Klinge mit einem Hefte aus Buchenholz.
    Wovon haben Sie das gemacht?
    Aus einem von den Bändern meines Bettes. Mit diesem Werkzeug habe ich mir den ganzen Weg ausgehöhlt, der mich bis hierher führte, ungefähr fünfzig Fuß.
    Fünfzig Fuß! rief Dantes erschreckt.
    Reden Sie leiser, junger Mann, reden Sie leiser; es kommt oft vor, daß man an den Türen der Gefangenen horcht.
    Und Sie sagen, Sie haben fünfzig Fuß durchhöhlt, um hierher zu gelangen?
    Ja, dies ist ungefähr die Entfernung, die mein Zimmer von dem Ihrigen trennt; nur habe ich in Ermangelung von geometrischen Instrumenten meine krumme Linie schlecht berechnet; statt vierzig Fuß war sie fünfzig lang. Ich hoffte, wie ich Ihnen gesagt habe, bis zur äußeren Mauer zu gelangen, diese Mauer zu durchhöhlen und mich ins Meer zu werfen. Ich habe längs dem Gang, an den Ihr Zimmer stößt, gearbeitet, statt darunter durchzudringen. Meine ganze Arbeit ist umsonst, denn dieser Gang führt auf einen Hof, der voll von Wachen ist.
    Das ist wahr, sagte Dantes, aber der Gang läuft nur an einer Seite meines Zimmers hin, und mein Zimmer hat vier.
    Ja, richtig, aber hier ist vor allem eine, deren Mauern der Felsen bildet. Es bedürfte einer zehnjährigen Arbeit von zehn mit allen Werkzeugen versehenen Männern, um durch den Felsen zu kommen. Die andere muß an den Raum unterhalb der Wohnung des Gouverneurs hinführen; wir würden in den Keller geraten, der offenbar abgeschlossen ist, und man würde uns wieder gefangen nehmen. Die dritte Seite, warten Sie, wohin geht die dritte

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