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Der Graf von Monte Christo

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Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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hätte tun können, das vermochte auch Dantes zu tun ...
    Der junge Mann überlegte einen Augenblick, ehe er zu dem Greise sagte: Ich habe gefunden, was Sie suchten.
    Sie? sagte Faria, indem er den Kopf mit einer Miene emporrichtete, die andeutete, daß, wenn Dantes die Wahrheitsprach, die Entmutigung seines Gefährten nicht von langer Dauer sein sollte; lassen Sie hören! Was haben Sie gefunden?
    Der Gang, den Sie durchgegraben haben, um von Ihnen aus hierher zu kommen, läuft in derselben Richtung, wie die äußere Galerie, nicht wahr? – Ja.
    Er kann also höchstens fünfzehn Schritt davon entfernt sein, und wir graben gegen die Mitte des Ganges einen Weg, der gleichsam den Zweig eines Kreuzes bildet. Dann mündet er an der äußeren Galerie. Wir töten die Wache und entfliehen. Damit dieser Plan gelinge, bedarf es nur des Mutes, und Mut haben Sie; es bedarf nur der Stärke, und daran fehlt es mir nicht. Ich spreche nicht von der Geduld, Sie haben Proben davon abgelegt, und ich werde sie auch ablegen.
    Einen Augenblick, antwortete der Abbé, Sie wußten nicht, mein lieber Gefährte, von welcher Art mein Mut ist, und wie ich meine Kraft anzuwenden gedenke. Was die Geduld betrifft, so glaube ich allerdings geduldig genug gewesen zu sein, indem ich jeden Morgen die Aufgabe der Nacht und jede Nacht die Aufgabe des Tages wieder anfing. Aber hören Sie wohl, junger Mann, ich stellte mir vor, ich diente Gott, indem ich eines von seinen Geschöpfen befreite, das, da es unschuldig war, nicht verdammt sein konnte.
    Nun? fragte Dantes, steht es jetzt nicht noch ebenso, und halten Sie sich für schuldig, seit Sie mich trafen?
    Nein, aber ich will es nicht werden. Bis jetzt hatte ich nur mit Dingen zu kämpfen; bei dem, was Sie mir vorschlagen, hätte ich es mit Menschen zu tun. Ich habe eine Mauer durchbohrt und eine Treppe zerstört; aber ich werde keine Brust durchbohren und kein Dasein zerstören.
    Dantes konnte eine Bewegung des Erstaunens nicht unterdrücken.
    Wie, sagte er, da Sie frei werden können, lassen Sie sich durch eine solche Bedenklichkeit zurückhalten?
    Warum haben Sie nicht selbst eines Abends Ihren Kerkermeister mit einem Tischbein totgeschlagen und dannseine Kleider angezogen, und sind damit entflohen? entgegnete Faria.
    Weil mir dieser Gedanke nicht gekommen ist, sagte Dantes.
    Weil Sie einen solchen Abscheu vor einem solchen Verbrechen hatten, daß Sie nicht einmal daran dachten, versetzte der Greis; denn bei einfachen und erlaubten Dingen belehrt uns unser natürliches Gefühl, daß wir nicht von der Linie unseres Rechtes abgehen. Der Mensch hat einen Widerwillen gegen Blutvergießen. Nicht nur die gesellschaftlichen Gesetze widerstreben dem Morde, sondern auch die natürlichen Gesetze.
    Dantes blieb ganz verblüfft, es war dies wirklich die Erklärung dessen, was, ohne dass er sich dessen bewußt war, in seinem Geiste oder vielmehr in seinem Gemüte vorgegangen war.
    Und dann, fuhr Faria fort, seit den zwölf Jahren, die ich im Gefängnisse bin, habe ich in meinem Innern alle berühmt gewordenen Fluchtversuche überdacht, gewaltsame sah ich aber nur selten gelingen. Von Erfolg waren meist nur die sorgfältig überdachten und langsam vorbereiteten Entweichungen. So entkamen der Herzog von Beaufort aus dem Schlosse Vincennes, der Abbé Dubuquoi aus dem Fort L'Eveque und Latude aus der Bastille. Es gibt noch eine andere Art der Flucht, die in der Ausnutzung eines glücklichen Zufalls besteht, und diese Art ist die beste. Folgen Sie meinem Rate! Lassen Sie uns auf eine Gelegenheit warten, und wenn sich eine solche bietet, sie benutzen.
    Sie konnten warten, sagte Dantes seufzend, diese lange Arbeit gab Ihnen jeden Augenblick Beschäftigung, und hatten Sie nicht Ihre Arbeit, um sich zu zerstreuen, so hatten Sie zum Troste Ihre Hoffnung.
    Ich beschäftigte mich nicht allein hiermit.
    Was taten Sie sonst? – Ich schrieb oder studierte. – Man gab Ihnen also Papier, Feder und Tinte? – Nein, sagte der Abbé, aber ich machte mir dies alles.
    Dantes schaute den Abbé mit Bewunderung an; nur hatteer Mühe, an das zu glauben, was er sagte. Faria bemerkte seinen Zweifel. Wenn Sie zu mir kommen, sagte er, werde ich Ihnen ein vollständiges Werk zeigen, das Resultat von Gedanken, von Nachforschungen und Betrachtungen meines ganzen früheren Lebens, von denen ich freilich nicht ahnen konnte, daß ich sie einst zwischen den Mauern des Kastells If niederschreiben würde. Es ist eine »Abhandlung über die

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