Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Maskierte zur Rechten des Weinhändlers einen Geldsack ab und ging, nachdem er sich mit einer höflichen Geste von den Anwesenden verabschiedet hatte, die vor Entsetzen oder vor Verblüffung über solchen Wagemut sprachlos waren.
Im selben Augenblick wurde Bonaparte gemeldet, dass die Pferde vorgespannt waren.
Roland bezahlte den Wirt, während Bonaparte sich erhob und sich anschickte, die Kutsche zu besteigen.
Als er sich anschließend zu seinem Reisegefährten gesellen wollte, sah er sich Alfred de Barjols gegenüber.
»Verzeihen Sie, Monsieur«, sagte dieser, »aber Sie haben einen Ausruf unterdrückt, der unzweideutig mir galt; darf ich erfahren, was der Grund für diese Zurückhaltung war?«
»Oh, Monsieur«, sagte Roland, »der Grund für diese Zurückhaltung ist schlicht der, dass mein Gefährte mich am Rock gezogen hat und ich deshalb, um ihn nicht zu verärgern, darauf verzichtet habe, Sie als Schlingel zu titulieren, wie es meine Absicht war.«
»Wenn es Ihre Absicht war, mir diesen Schimpf anzutun, Monsieur, darf ich dann die Absicht für die Tat nehmen?«
»Wenn es Ihnen genehm ist, Monsieur...«
»Es ist mir genehm, denn es gibt mir Gelegenheit, Satisfaktion von Ihnen zu verlangen.«
»Monsieur«, sagte Roland, »mein Reisegefährte und ich sind in großer Eile, wie Sie unschwer sehen können; wenn Sie aber meinen, eine Stunde würde uns genügen, um unsere Meinungsverschiedenheit auszutragen, dann würde ich bereitwillig diese Stunde Verspätung auf mich nehmen.«
»Eine Stunde wird genügen, Monsieur.«
Roland salutierte und eilte zur Postkutsche.
»Aha«, sagte Bonaparte. »Du schlägst dich?«
»Ich konnte nicht anders, General«, erwiderte Roland. »Aber mein Gegner ist sehr entgegenkommend; es wird nicht länger dauern als eine Stunde. Sobald wir fertig sind, nehme ich ein Pferd und werde Sie gewiss bis Lyon eingeholt haben.«
Bonaparte zuckte die Schultern.
»Raufbold!«, sagte er; dann reichte er ihm die Hand und fügte hinzu: »Sieh zu, dass du wenigstens nicht ums Leben kommst, ich brauche dich in Paris.«
»Ach, seien Sie unbesorgt, General, zwischen Valence und Vienne werden Sie mich wiedersehen.«
Bonaparte fuhr ab.
Eine Meile hinter Valence hörte er ein Pferd im Galopp und ließ die Kutsche anhalten.
»Ach, Roland, du bist es«, sagte er. »Offenbar ist alles gut ausgegangen.«
»Ganz ausgezeichnet«, sagte Roland, der die Miete für das Pferd entrichtete.
»Hast du dich geschlagen?«
»Ja, mein General.«
»Und wie?«
»Mit Pistolen.«
»Und?«
»Ich habe ihn erschossen, mein General.«
Roland nahm wieder seinen Platz neben Bonaparte ein, und die Postkutsche folgte im Galopp ihrem Weg.
4
Der Sohn des Müllers von der Guerche
Bonaparte benötigte Roland in Paris, damit er ihm half, den 18. Brumaire zu inszenieren. Nach diesem erfolgreichen Coup kam ihm wieder in Erinnerung, was er mit eigenen Augen und Ohren an der Wirtstafel in Avignon erlebt hatte. Er beschloss, die Compagnons de Jéhu unerbittlich zu verfolgen, und bei der ersten Gelegenheit schickte er ihnen Roland mit unbeschränkten Vollmachten auf den Hals.
Im weiteren Verlauf dieses Buches werden wir sehen, was es mit dieser Gelegenheit auf sich hatte, ermöglicht durch eine Frau, die sich rächen wollte, nach welch fürchterlichem Kampf die vier Anführer der Vereinigung Roland in die Hände fielen, und wie sie ihr Ende fanden, ohne das Ansehen zu entehren, das sie sich geschaffen hatten.
Roland kehrte im Triumph nach Paris zurück. Nun ging es darum, Cadoudal nicht etwa gefangen zu nehmen, denn man wusste, dass dies unmöglich war, sondern zu versuchen, ihn für die Sache der Republik zu gewinnen.
Wieder wurde Roland von Bonaparte mit diesem Auftrag betraut.
Roland machte sich auf den Weg, holte in Nantes Erkundungen ein, schlug den Weg nach La Roche-Bernard ein, und nachdem er dort abermals Erkundungen eingezogen hatte, machte er sich in Richtung des Dorfs Muzillac auf.
In der Tat befand sich dort Cadoudal.
Betreten wir mit Roland das Dorf, nähern wir uns der vierten Hütte zur Rechten, heften wir unser Auge auf einen Schlitz des Fensterladens, und sehen wir uns um.
Vor uns haben wir einen Mann im Gewand der wohlhabenden Bauern des Morbihan. Kragen, Knopflöcher und Hutkrempe säumt lediglich eine fingerbreite Goldborte. Der Rock ist aus grauem Tuch gefertigt, mit grünem Kragen. Vervollständigt wird die Kleidung des Mannes durch eine bretonische Hose und lederne Gamaschen, die bis zum
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