Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
warteten.
»Wohlan, einverstanden«, sagte Bonaparte zu Bourrienne, »nehmen Sie sechshunderttausend Francs aus diesem Topf und sehen Sie zu, dass ich nie wieder von dieser Sache zu hören bekomme!«
Und Bonaparte verließ das Zimmer, um dem bretonischen General Audienz zu gewähren.
Kaum war die Tür geschlossen, klingelte Bourrienne; Landoire erschien sofort.
»Sagen Sie Madame Bonaparte, dass ich eine gute Nachricht für sie habe, sie aber bitten muss, mich aufzusuchen, weil ich mein Kabinett nicht verlassen kann, da ich dort allein bin, haben Sie mich verstanden, Landoire? Da ich dort allein bin. «
Auf die Worte hin, dass es sich um eine gute Nachricht handele, eilte Landoire zur Treppe.
Jedermann liebte Joséphine abgöttisch, Bonaparte nicht ausgenommen.
3
Die Compagnons de Jéhu
Es war nicht das erste Mal, dass Bonaparte versuchte, den berüchtigten Partisanen Cadoudal der Seite der Republik zuzuführen und an sich zu binden.
Etwas, was ihm kurz nach der Rückkehr aus Ägypten widerfahren war und Folgen gezeitigt hatte, die wir nachstehend schildern werden, hatte sich seinem Gedächtnis nachdrücklich eingeprägt.
Am 17. Vendémidiaire des Jahres VIII (9.Oktober 1799) war Bonaparte an Land gegangen, ohne sich vorher der Quarantäne unterzogen zu haben, obwohl er aus Alexandria kam.
Unverzüglich hatten er und sein bevorzugter Aide de Camp Roland de Montrevel eine Postkutsche bestiegen und waren nach Paris aufgebrochen.
Gegen vier Uhr nachmittags desselben Tages erreichten sie Avignon, machten fünfzig Schritte von der Porte d’Oulle entfernt halt, vor dem Palais de l’Égalité, das nach und nach wieder seinen früheren Namen Palais-Royal annahm, den es seit Beginn des 18. Jahrhunderts getragen hatte und heute noch trägt; Bonaparte stieg aus der Postkutsche in dem dringenden Bedürfnis, das zwischen vier und sechs Uhr nachmittags alle Sterblichen verspüren, dem Bedürfnis nach einer Mahlzeit, gut oder schlecht.
Bonaparte unterschied sich von seinem Gefährten nur durch entschiedeneres Auftreten und größere Wortkargheit, doch der Gastwirt wandte
sich sogleich an ihn mit der Frage, ob er allein zu speisen wünsche oder an der Wirtstafel.
Bonaparte überlegte kurz; da die Nachricht von seiner Landung sich noch nicht im Land hatte verbreiten können, jedermann ihn noch in Ägypten wähnte und er und sein Gefährte mehr oder weniger die Kleidung jener Zeit trugen, war sein stets wacher Wunsch, mit eigenen Augen zu sehen und mit eigenen Ohren zu hören, stärker als seine Besorgnis, erkannt zu werden, und da ihm das Speisen an der Wirtstafel, an der soeben aufgetragen wurde, das Warten ersparen würde, erwiderte er, er wolle dort seine Mahlzeit einnehmen.
Dann wandte er sich an den Postillon, der ihn gefahren hatte: »In einer Stunde sollen die Pferde bereit sein.«
Der Gastwirt wies den Neuankömmlingen den Weg zur Wirtstafel; Bonaparte trat als Erster in den Speisesaal, Roland folgte ihm.
Die zwei jungen Männer – Bonaparte war neunundzwanzig oder dreißig Jahre alt, Roland sechsundzwanzig – setzten sich an das Tischende, mit einem Abstand von drei oder vier Gedecken zu den anderen Essensgästen.
Jeder, der gereist ist, weiß, welche Wirkung Neuankömmlinge auf eine Wirtstafel haben: Alle Blicke richten sich auf sie, sofort sind sie Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit.
Die anderen Gäste waren Stammgäste des Gasthauses sowie einige Reisende, mit der Schnellpost auf dem Weg von Marseille nach Lyon, und ein Weinhändler aus Bordeaux, der sich aus Gründen in Avignon aufhielt, die man noch erfahren wird.
Dass die Neuankömmlinge sich mit Bedacht abseits der anderen gesetzt hatten, steigerte deren Neugier nur umso mehr.
Obwohl sie gleich gekleidet waren – Stulpenstiefel und Kniehose, Gehrock mit langen Schößen, Reisemantel und breitkrempiger Hut – und den Anschein der Gleichheit zu erwecken suchten, schien der als Zweiter Eingetretene seinem Gefährten eine Ehrerbietung entgegenzubringen, die der Altersunterschied nicht rechtfertigte, sondern die einen Rangunterschied zu verraten schien. Zudem nannte er ihn Citoyen , während der andere ihn einfach Roland nannte.
Doch es geschah, was in solchen Fällen zu geschehen pflegt: Nach einer Minute ausgiebigen Beäugens der neuen Gäste wandte man den Blick von ihnen ab und widmete sich wieder den Gesprächen, die für einen Augenblick verstummt waren.
Es ging um ein Thema, das für die Reisenden von größtem Interesse war: die
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