Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
mehr duzte.
»Ich verstehe darunter, dass ihr das Leben schwer gemacht wird.«
»Und durch wen?«
»Durch ihre Gläubiger.«
»Ihre Gläubiger! Ich dachte, ich hätte sie von ihren Gläubigern befreit.«
»Vor einem Jahr, ja.«
»Nun?«
»Nun, die Situation hat sich im Verlauf dieses Jahres grundlegend geändert. Vor einem Jahr war sie die Ehefrau des Generals Bonaparte, heute ist sie die Ehefrau des Ersten Konsuls.«
»Bourrienne, damit muss ein für alle Mal Schluss sein. Ich will nie wieder solche Dinge zu hören bekommen.«
»Das ist ganz meine Meinung, General.«
»Es darf kein anderer als Sie damit befasst sein, all diese Schulden zu bezahlen.«
»Ich könnte mir nichts Besseres wünschen. Geben Sie mir die erforderlichen Mittel, und die Sache wird im Handumdrehen erledigt sein, dafür lege ich die Hand ins Feuer.«
»Wie viel benötigen Sie?«
»Wie viel ich benötige? Nun, ja, hm...«
»Nun?«
»Nun! Das ist genau das, was Madame Bonaparte Ihnen nicht zu sagen wagt.«
»Wie! Was sie mir nicht zu sagen wagt? Und du?«
»Ich genauso wenig, General.«
»Du auch nicht! Dann muss es bodenlos sein!«
Bourrienne seufzte hörbar.
»Alles in allem«, fuhr Bonaparte fort, »wenn ich letztes Jahr die Schulden bezahlt habe und dir jetzt dreihunderttausend Francs gebe...«
Bourrienne schwieg. Bonaparte betrachtete ihn beunruhigt.
»Sag endlich etwas, du Dummkopf!«
»Nun denn! Mit dreihunderttausend Francs, General, geben Sie mir nur die Hälfte des geschuldeten Betrags.«
»Die Hälfte!«, rief Bonaparte und erhob sich. »Sechshunderttausend Francs! Sie muss – sechshunderttausend Francs?«
Bourrienne nickte zustimmend.
»Hat sie Ihnen diesen Betrag gestanden?«
»Ja, General.«
»Und wie soll ich diese sechshunderttausend Francs aufbringen? Vielleicht aus den fünfhunderttausend Francs, die ich als Konsul verdiene?«
»Nun ja, sie vermutet sicherlich, dass Sie hie und da ein paar hunderttausend Francs zurückgelegt haben.«
»Sechshunderttausend Francs!«, wiederholte Bonaparte. »Und zur gleichen Zeit, in der meine Frau sechshunderttausend Francs für ihre Toilette ausgibt, gebe ich der Witwe und den Waisen tapferer Soldaten, die vor den Pyramiden und bei Marengo fielen, hundert Francs Rente! Und so viel kann ich noch nicht einmal allen von ihnen geben! Ein ganzes Jahr lang müssen sie von diesen hundert Francs leben, während Madame Bonaparte Kleider für hundert und Hüte für fünfundzwanzig Louisdor trägt. Sie haben sich sicher verhört, Bourrienne, es können nicht sechshunderttausend Francs sein.«
»Ich habe mich nicht verhört, General, und Madame Bonaparte ist sich erst gestern über ihre Lage klar geworden, als sie eine Rechnung über vierzigtausend Francs für Handschuhe erhielt.«
»Was sagen Sie da?«, rief Bonaparte.
»Ich sagte, vierzigtausend Francs für Handschuhe, General. Was sollen wir tun? So ist es nun einmal. Sie hat gestern Abend mit Madame Hulot ihre Rechnungen nachgezählt. Die ganze Nacht über hat sie geweint, und heute Morgen habe ich sie in Tränen aufgelöst vorgefunden.«
»Bah! Soll sie nur weinen! Soll sie weinen vor Scham oder besser noch vor Gewissensbissen! Vierzigtausend Francs für Handschuhe! In welchem Zeitraum?«
»In einem Jahr«, erwiderte Bourrienne.
»In einem Jahr! Der Lebensunterhalt von vierzig Familien! Bourrienne, ich will alle Unterlagen sehen.«
»Wann?«
»Auf der Stelle. Es ist acht Uhr, Cadoudal hat um neun Uhr Audienz, ich habe genug Zeit. Auf der Stelle, Bourrienne, auf der Stelle!«
»Sie haben recht, General, bringen wir es zu Ende, wenn wir schon dabei sind.«
»Holen Sie mir die Rechnungen, und zwar alle, ohne Ausnahme; wir werden sie gemeinsam durchsehen.«
»Unverzüglich, General.«
Und Bourrienne lief die Treppe hinunter, die zu Madame Bonaparte führte.
Wieder allein, ging der Erste Konsul mit großen Schritten auf und ab, die Hände auf dem Rücken verschränkt, und überließ sich dem nervösen Zucken von Schulter und Mund, während er murmelte: »Ich hätte bedenken sollen, was Junot mir bei den Quellen von Messoudia gesagt hat, ich hätte auf meine Brüder Joseph und Lucien hören sollen, die mir geraten haben, sie nach meiner Rückkehr nicht wiederzusehen. Aber wie soll man Hortense und Eugène widerstehen! Die lieben Kinder! Sie haben mich zu ihr zurückgeführt!
Oh, die Scheidung! In Frankreich könnte ich sie erlangen und mich von dieser Frau befreien, die mir kein Kind gebiert und mich
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