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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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Ich bezweifle, dass Mariddeier Kohorrian wegen eines spezifischen Vertrages Iaor Safiad herausfordern würde, egal wie wichtig dieses Dokument auch wäre. Ich bezweifle sehr, dass Istierinan Hamoddian einen Geheimagenten, der ihn bestohlen hat, so intensiv verfolgen würde, lange nachdem die gestohlenen Informationen weitergegeben wurden, wenn darüber hinaus nichts weiter abhanden gekommen wäre als ein bestimmtes Werk der Rechtskunde, wie elegant es auch immer ausformuliert ist.«
    »Und?«, fragte Maianthe. »Es war also so etwas wie wichtige Magie, was Tan mitnahm. Das wussten wir schon! Aber welchem Zweck dient sie? Das wissen wir immer noch nicht! Wir haben nichts erreicht!«
    Eine fürchterliche Bindung, dachte Tan. Eine ungeheuerstarke rechtliche Bindung, wie sie die Könige von Linularinum benötigten, um ihren Hofstaat oder ihr Land zur Ordnung zu zwingen. Oder etwas anderes – etwas Schlimmeres. Etwas, das zweifellos schreckliche Dinge mit jedem unachtsamen Rechtskundigen anstellte, der stark genug war und ausreichend vom Pech verfolgt wurde, um es zufällig in die Hand zu nehmen. Besonders mit einem Rechtskundigen, der König und Hofstaat von Linularinum mit Vorsatz getäuscht und verraten hatte.
    »Das ist wahrhaftig noch immer eine ausgezeichnete Frage«, sagte Fürst Beguchren schließlich, der nach wie vor sehr leise sprach. »Um herauszufinden, was Linularinum verloren hat und wir vielleicht gewonnen haben … Gerent, denkst du, du findest irgendwo in diesem Haus eine anständige Schreibfeder und ein Buch mit leeren Seiten?«
    Gerent schüttelte den Kopf. »Mein Fürst, verzeiht mir; ich habe mich offenkundig nicht klar ausgedrückt. Ich glaube, das jenes spezielle Buch ebenso wie der darin enthaltene Text einen untrennbaren Bestandteil des Werks bilden.« Er blickte Tan an. »Ich bin sicher – bitte sagt mir ganz offen, wenn ich mich irre –, dass Ihr unmöglich irgendeinen Teil dieses Werks niederschreiben könnt, sofern ihr nicht das Buch selbst habt, um es hineinzuschreiben.«
    Tan drehte und wendete diese Frage in Gedanken. Er sah … Er glaubte zu sehen … Zumindest hielt er für möglich, dass er einen fernen Schimmer des Verstehens sah, wie man dergleichen zuwege brachte. Man stellte ein Buch her, das nicht wirklich ein Buch war – oder nicht ausschließlich ein Buch –, man schrieb darin mit Federn, die keine gewöhnlichen Schreibfedern waren, die man vielmehr mit besonderer Sorgfalt angefertigt hatte, um präzise die richtige Art von Tinte zu binden … Man nahm dieses Buch und schrieb Worte hinein, die keine gewöhnlichen Worte waren, in einer Sprache, die nicht jene des Alltags war: die ArtSprache, die man nicht auszusprechen vermochte, da sie nur für Auge und Hand und Verstand eines anderen Rechtskundigen gedacht war …
    »Es trifft jedoch zu, dass ich kein Rechtskundiger bin«, setzte Gerent hinzu. »Vielleicht verstehe ich es also nicht richtig.«
    »Nein«, entgegnete Tan zerstreut und blickte dann auf. »Nein«, wiederholte er entschiedener, »ich denke, Ihr versteht es perfekt. Ich denke, dass nur jemand mit der Gabe der Rechtskundigen ein solches Buch anfertigen konnte, und das auch nur, wenn er genau wusste, welches Werk in diesem Buch niedergelegt werden sollte. Und ich vermute, dass Istierinan es selbst war; oder zumindest denke ich, er glaubt, dass er das Werk rekonstruieren kann, sobald er sowohl das Buch als auch mich wieder in Besitz genommen hat.«
    »Aber wir haben das Buch nicht bei uns«, wandte Maianthe ein und blickte besorgt von dem Magier zu Fürst Beguchren, die Hände auf dem Schoß verkrampft. »Es liegt in Tiefenau!«
    »Dann hat Istierinan Hamoddian es zweifellos wieder in Besitz genommen, sodass ihm nur noch Euer Freund hier fehlt …« – Fürst Beguchren deutete mit dem Kopf auf Tan –, »... um das Werk vollständig wiederherzustellen.«
    »Oh«, sagte Maianthe rasch, »nein, ich denke nicht, dass er es wieder in Besitz hat, es sei denn, er konnte es finden … durch Magie, wisst Ihr? Ich habe es nämlich in meinem Zimmer versteckt. Ich glaube nicht, dass er es dort findet. Nicht mal meine Kammerzofe hat dieses Versteck je gefunden, und Ihr wisst ja, dass Zofen gewöhnlich alles entdecken.« Dann untergrub die junge Frau diese zuversichtliche Aussage, indem sie in einem plötzlichen Anfall von Zweifel hinzufügte: »Das glaube ich jedenfalls.«
    Fürst Beguchren blickte amüsiert, und Gerent Ensiken legte den Kopf in den Nacken und

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