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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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Geste des Schmerzes und der Trauer, und der Greif löste sich sofort in dem fahlen Licht auf. Schwarze Federn durchquerten wie Schatten das Licht und waren sogleich wieder verschwunden.
    Eine ganze Weile lang sprach keiner der beiden Männer. Dann lachte Bertaud, ohne dass die Spur einer Freude darin mitschwang, und drückte sich eine Hand auf die Augen.
    »Wenn er nicht zu Tastairiane Apailika durchdringen kann …«, begann Jos.
    »Wisst Ihr …«, hob Bertaud an und hielt ebenfalls inne. Dann fuhr er jedoch mit leiser Stimme fort: »Er sagte einmal, er würde es ihr erzählen. Kes. Über mich. Auch darüber, was sie damals tat, als sie mich mithilfe des Feuers heilte, darüber, wie sie meine  … Gabe … mit ihrem Feuer weckte. Er sagte, die Wahrheit hielte sie wirkungsvoller als jede Lüge davon ab, weitere Menschen mit Feuer zu heilen; sie würde verstehen, dass sie niemals wieder riskieren durfte, in einem Menschen diese verfluchte Affinität zu wecken.«
    Das erklärte viel. Jos nickte nur, gab dem anderen Raum zu reden, wozu er eindeutig das Bedürfnis hatte. Vielleicht war das der einzige Dienst, den ihm Jos überhaupt leisten konnte – den Geheimnissen zu lauschen, die Fürst Bertaud niemand anderem offenbaren durfte.
    »Er kann es ihr nicht gesagt haben. Andernfalls würde sie Tastairiane in dieser Angelegenheit niemals unterstützen. Und jetzt ist es zu spät. Kairaithin wird jetzt niemals zu ihr durchdringen können, so wenig wie zu Tastairiane persönlich.«
    »Ich vermute, er hat im Verlauf der Jahre gesehen, dass sie sich immer weniger aus Menschen machte«, flüsterte Jos. »So hielt er es nicht für nötig, sie zu warnen, sie dürfe Menschen nicht mit Feuer heilen. Er dachte: Große Geheimnisse sind immer dann am sichersten, wenn niemand sie kennt. Und er dachte, sie hätte niemals wieder ein Interesse daran, einen Menschen zu heilen. Nicht mal …« Mich, hatte er sagen wollen, aber er wusste, dass es hoffnungslos verbittert geklungen hätte. Und daher führte er den Gedanken nicht laut zu Ende.
    »Ihr seid Casmantier. Da ist die Chance nicht groß, dass Ihr zu irgendeiner Verbundenheit erwachen würdet, stelle ich mir vor, egal wie viel Feuer Kes in Euch hineingösse. Obwohl …« Fürst Bertaud zögerte und schloss seine Ausführungen dann in leicht grimmigem Ton ab: »Ich vermute, dass Kairaithin Euch getötet hätte, falls sie Euch jemals mit Feuer geheilt hätte – nur um sicherzugehen.«
    Jos zuckte leicht zusammen. Er hatte Sipiike Kairaithin mit der Zeit fast als einen Freund betrachtet. Nun dachte er jedoch, dass der Fürst recht hatte. »Ich habe mir einmal den Knöchel verstaucht«, erinnerte er sich. »Das geschah in meinem ersten Winter in den Bergen. Kairaithin brachte mir Schienen … Kes kam nicht zu Besuch, etliche Wochen lang nicht. Ich frage mich, ob Kairaithin sie daran gehindert hat. Er wollte ihr dieses Geheimnis nicht verraten, und ebenso wenig wollte er riskieren, dass sie mich heilte … Wie eigentlich heilt ein Feuermagier ein Geschöpf der Erde?«
    Bertaud zuckte nur die Achseln. »Geht«, wies er Jos an, anstatt ihm zu antworten. »Legt Euch schlafen, wenn Ihr könnt. Heute ist … was … der neunte Tag, seit Kairaithin die Warnung überbrachte? Und Kes richtet weiterhin ihre Kraft gegen den Wall, da bin ich mir sicher. Ich vermute, dass gerade die letzten Körner durch die Sanduhr laufen. Falls Kairaithin nicht heuteoder morgen zu Tastairiane durchdringt, dann, denke ich, finden wir heraus, was geschieht, wenn unlöschbares Feuer auf unnachgiebiges Gestein prallt.«
    Eindeutig wünschte der Farabiander Fürst, jetzt allein zu sein. Jos verneigte sich und zog sich zurück, während Fürst Bertaud erneut über den Landkarten brütete. Jos erwartete nicht, dass einer von ihnen viel Ruhe finden würde.
    Langsam ging Jos durch den matt beleuchteten Flur zu seinem Zimmer, einem Vorraum von Fürst Bertauds Zimmerflucht. Er dachte an Kes. Während all dieser ermüdenden Tage war sie ständig im Hintergrund seiner Gedanken gewesen, und inzwischen war sie es noch nachdrücklicher.
    Trotz all ihrer grimmigen Macht wusste sie so wenig. Sie hatte nicht die geringste Vorstellung davon, was das Volk, dem sie sich angeschlossen hatte, auf dieser Seite des Passes erwartete … Er dachte an Bertauds Worte: Er kann es ihr nicht gesagt haben. Wie schade! Und was für ein ironischer Umstand für einen ehemaligen Spion, jetzt zu denken, dass ein Geheimnis zu sorgsam gewahrt

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