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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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vielleicht alle inbrünstig, wir hätten all unser Streben auf dieses Werk der Rechtskundigenmagie gelenkt, das sie vielleicht unterwirft.«
    Der König zog skeptisch eine Braue hoch. »Ihr haltet das für möglich?«
    Beguchren erwiderte seinen Blick. »Ich halte es sogar für wahrscheinlich«, antwortete er mit sanfter Stimme. »Und wer könnte es besser wissen als ich?«
    Er hatte diese Wendung in seinem langen Leben oft benutzt, und zwar im Allgemeinen mit einem guten Ausgang. Sogar hier in diesem fremden Land sah er die Worte durchdringen und entnahm dem Blick des Königs, dass dieser ihm Glauben schenkte.
    Der König von Farabiand entgegnete mit leiser Stimme, die weit entfernt von seinem vorangegangenen Zorn war: »Ich habe selbstverständlich viel von Euch gehört.«
    Aus keinem Grund der Welt hätte Beguchren die jetzt eintretende nachdenkliche Pause unterbrochen. Er hielt den Rücken aufrecht und die Hände offen an den Seiten, und sein Blick ruhte stetig auf dem Gesicht des Königs, während er wartete.
    Prinz Erichstaben wartete ebenfalls; seine Hand ruhte nach wie vor auf dem Hals des Pferdes, auf dem der König ritt. Er blickte jedoch nicht erneut zum König auf, denn der Stolz untersagte ihm die leiseste Andeutung, dass er um Gnade bitten wollte, ob nun für seinen Vater oder für sich selbst. Die Haltung seiner breiten Schultern drückte Anspannung aus, was nichtverwundern konnte angesichts der kürzlich erfolgten scharfen Demonstration eines Königs, der durch äußerste Not zu harten Maßnahmen gezwungen sein könnte, für die er sich freiwillig nie entscheiden würde. Wie Beguchren dieser Anspannung entnehmen konnte, hielt es der Prinz nach wie vor für möglich, dass der Safiad alles verwarf, was Beguchren gesagt hatte, auch jede Bitte, die er vorgetragen hatte. Er entnahm der Hand des Prinzen auf dem Hals von Iaor Safiads Pferd aber auch Vertrauen und sogar Zuneigung.
    Der Safiad blickte zu dem casmantischen Prinzen hinab. Seine Miene war verschlossen und kalt, aber nur ein Mensch mit einem Herz aus Stein wäre beim stillen Mut des jungen Mannes unbewegt geblieben. Beguchren war nicht im Mindesten überrascht, als der König im leisen Tonfall eines Mannes sagte, der ein Eingeständnis machte: »Keiner von uns sollte dem anderen eine solche Handlung vergeben, auch nicht, wenn sie unter Zwang erfolgt.«
    Beguchren senkte zustimmend den Kopf.
    Der Safiad blickte ihn ohne Begeisterung an. »Euer König vertraut auf meine Gutmütigkeit, Fürst Beguchren. Das ist kühn von ihm. Ich finde weder diese Erwartung noch Eure Unverfrorenheit erheiternd. Auch ist meine Geduld nicht grenzenlos. Seht zu, dass Eure Männer mir den Weg freimachen.«
    Mit nach wie vor gesenktem Kopf fiel Beguchren erneut auf ein Knie.
    »Nun, auch wenn Ihr um anderes bittet!«, blaffte der Safiad. »Das ist wahrhaft unverfroren! Ihr habt hier nicht genug Männer, um mich aufzuhalten. Nun?«
    »Königlicher Herr«, sagte Beguchren in vollendeter Demut, bei der der Arobarn sicherlich laut gelacht hätte, »mir wurde strengstens befohlen, dafür zu sorgen, dass der Arobarn ungehindert handeln kann, sowohl Euretwegen als auch uns allerwegen. Ich bitte Euch, mir die Unverfrorenheit zu verzeihen und so großzügig zu sein, dass Ihr mir erlaubt, meinem König zu gehorchen. Nur Euer Großmut vermag meine Ehre zu retten. Falls Ihr Euren Befehl wiederholt, bleibt mir keine andere Wahl, als ihn zu befolgen, denn wie Ihr sagt, habe ich zu wenige Männer. Ich hätte nie den Wunsch, eine Dame zu nötigen, dass sie ein Schlachtfeld betritt, und die Dame Tehre Annachudran Tanschan würde selbst nicht wünschen, dazu gezwungen zu werden. Sie würde viel lieber in höchster Eile nach Norden reiten und nach ihrem Wall sehen; es bekümmerte sie sehr, von dem Schaden zu erfahren, den er erlitten hat.«
    Der Safiad schien einen Moment lang sprachlos von dieser Verbindung aus Drohung und Angebot. Dann lachte er doch tatsächlich – ein grimmiges Lachen, in dem aber auch eine Spur echter Erheiterung mitschwang. »Erhebt Euch«, befahl er, »erhebt Euch, Fürst Beguchren, und zieht Eure Männer zurück! Stellt sie in einer weniger provozierenden Weise auf, und wir diskutieren über diese Angelegenheit. Ist das Euer Pavillon dort unten am Fluss? Wir werden uns dort zurückziehen und erörtern, was zu tun ist.«
    »Königlicher Herr, ich werde mich genauestens an Eure Anweisungen halten«, sagte Beguchren gelassen und stand auf.

Kapitel 14
    Wie bereitet

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