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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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man sich auf die rasche und entsetzliche Ankunft des Feuers vor? Wohin flieht man, um sich vor dem feurigen Sturm zu verstecken? Wohin flieht man, wenn der Sturm überall vordringt?
    Casmantium fürs Schaffen, so lautete das Sprichwort, und sicherlich waren Schaffende in Farabiand weder so häufig noch so begabt wie die in Casmantium. Man konnte jedoch nur mit Bescheidenheit zur Kenntnis nehmen, mit welcher Leidenschaft sich die Schaffenden Tihannads ihrer Aufgabe widmeten. Besonders, wenn alle Menschen in der Stadt, sie selbst eingeschlossen, davon ausgehen mussten, dass sich ihre Mühen letztlich als unzureichend erweisen würden.
    Die besten Schaffenden suchte man gemeinhin nicht in Farabiand, aber trotzdem waren es Schaffende, die man vor einer Schlacht benötigte. Sicherlich waren Pferde und Hunde im Kampf gegen Greifen in keiner Hinsicht so nützlich wie im Kampf gegen Menschen. Und so legten sich die Schaffenden, die man in Tihannad antraf, ins Zeug, scheuerten sich die Haut von den Fingerspitzen, während sie Pfeile formten und Speerspitzen mit ordentlichen Schneiden versahen. Die Magier Farabiands verstanden sich nicht darauf, Pfeilspitzen mit Eis zu besetzen, aber sogar in Farabiand konnte ein Waffenschmied Speere anfertigen, die nicht brachen, und Pfeile, die auf der Suche nach Blut in der Luft wendeten.
    »Nicht Blut«, erklärte Jos den geplagten Waffenschmieden in ihrer Halle, in der großes Gedränge und starker Lärm herrschten. »Lasst Eure Pfeile nach Feuer suchen. Und probiert einmal, ob ihr sie widerstandsfähig gegen Feuer machen könnt.«
    »Es ist alles andere als einfach, Holz so zu gestalten, dass es dem Feuer standhält und nicht verbrennt!«, blaffte der erste Meister der königlichen Waffenschmiede ungeduldig. Aber er ließ überall in der Waffenhalle Feuer entfachen, damit die Schaffenden ihren Feind besser vor Augen hatten. Ehe Jos die Halle verließ, sah er, wie der erste Meister einen langen, grau gefiederten Pfeil durch seine Finger zog und ihn dann in ein Feuer warf, und als er ihn wieder herausholte, rauchte der Pfeil zwar, war aber nicht angesengt.
    »Das war wohlgetan«, lobte der Fürst Jos, als er davon hörte. »Ich hätte liebend gern hundert casmantische Schaffende hier und ein Dutzend Kaltmagier, aber jeder gute Rat vermag zu helfen. Habt Ihr noch andere Vorschläge für unsere Schaffenden?«
    Jos wünschte sich, er hätte antworten können: O ja, tut einfach dieses und vermeidet jenes, und der Sieg wird unser sein! Er konnte jedoch nur den Kopf schütteln.
    Bertaud nickte, ohne überrascht zu sein, und schob eine Lampe näher an seine Landkarten. Die Abenddämmerung hatte noch nicht eingesetzt, aber das Zimmer besaß nur ein einzelnes Ostfenster, und das Tageslicht schwand zu dieser Jahreszeit rasch.
    Er dachte schon seit einer Weile über die Beschaffenheit des Geländes oberhalb des Sees und zu Füßen der Vorberge nach, wo sie erwarteten, die Greifen aus dem zerklüfteten Gelände rings um den Pass auftauchen zu sehen. »Sie werden sich in diesen wilden Höhen nicht wohlfühlen«, sagte er zerstreut und nicht wirklich zu Jos. »Auch nicht angesichts der Magie im anwachsenden Fluss und innerhalb des Niambesees.«
    Das stimmte. Greifenfeuer hatte wenig mit jener kalten, wilden Magie gemeinsam. Die heißen Winde der Greifen würdenin diesen Bergen und in der Nähe des Sees nur schwach wehen. Das war jedoch kein denkbarer Ausgleich für den Vorteil, den Kes den Greifen bot, jedenfalls nicht in einem wirklich spürbaren Maße. Jos sprach das nicht aus. Sie beide wussten es.
    »Wir stellen unsere Männer hier und hier auf, denke ich«, sagte Bertaud und fuhr mit dem Finger über Abbildungen auf der Karte. »Bogenschützen an dieser Stelle und auch hier entlang. Die Greifen müssen dort vorbei und stehen dann unter Beschuss.«
    Greifenmagier konnten jedoch Pfeile in der Luft verbrennen, und Kes würde jeden verletzten Greifen heilen, ehe dieser abstürzte. Gleichwohl gab Jos keinen Kommentar ab.
    Fürst Bertaud sah ihn an. »Ja … Meine Offiziere werden von uns erwarten, dass wir die Soldaten so aufstellen, dass sie etwas bewirken können. Falls die Hauptmacht hier steht, wird es nicht seltsam erscheinen, wenn ich selbst mit einer kleinen, sorgfältig ausgewählten Truppe genau hier …« – er fuhr mit dem Finger eine Linie entlang, die direkt in die Mündung des Gebirgspasses hineinging – »... Stellung beziehe.«
    Jos nickte. »Ihr rechnet nicht damit, sie alle

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