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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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seine Unbarmherzigkeit übersehen können.
    »Hörst du mir zu? Kannst du noch Gedanken fassen?«
    Tan schüttelte den Kopf, nicht um die Frage zu verneinen, sondern um wieder klar denken zu können. Doch selbst diese Bewegung stauchte etwas in seinem Bein. Die Schmerzen trieben ihm Tränen in die Augen; die aufsteigende Ohnmacht drohte, ihm das Gleichgewicht zu rauben. Istierinan führte eine ungeduldige Handbewegung aus, und einer der Schläger trat herbei, um Tan festzuhalten.
    »Möchtest du dich gern setzen? Erkläre dich einverstanden … das zurückzugeben, was du gestohlen hast, und du darfst es vielleicht. So oder so, du wirst es zurückgeben oder zumindest freigeben, ehe der Morgen dämmert. Gib es mir jetzt, und ich lasse dich sogar laufen, nicht stärker verletzt, als du jetzt bist.« Dann fügte er hinzu: »Ich unterschreibe jeden bindenden Vertrag, den du mir diktieren möchtest.« Tan zog ungläubig die Brauen hoch. Istierinan holte ein kleines, in Leder gebundenes Buch aus dem Ranzen, das sehr gut gearbeitet war, warf Tan einen bedeutungsvollen Blick zu und legte es genau in die Mitte der Tischfläche. Dann öffnete er eines der Tintenfläschchen, nahm eine Schreibfeder zur Hand und warf Tan erneut einen Blick zu, in dem diesmal noch mehr Bedeutung lag. Tan starrte ihn hoffnungslos verwirrt an.
    »Wenn du es nicht mehr selbst hast, dann verrate mir, wem du es gegeben hast!«, blaffte Istierinan. »Dann sorge ich zumindest dafür, dass es eine kurze Nacht bleibt.«
    Tan hätte gern erneut gefragt, worum es hier eigentlich ging,fürchtete sich aber vor dem, was Istierinan vielleicht tat, wenn er widerspenstig wirkte. Der Schläger reagierte auf eine weitere Befehlsgeste des Spionagemeisters, ließ Tan los, wich ein Stück zurück und unterstrich die Forderung Istierinans mit einer klaren Illustrierung, wie der Rest der Nacht verlaufen würde, wenn sich Tan weiterhin starrsinnig zeigte. Tan spannte die Halsmuskeln an und versuchte, etwas von seinem Gewicht auf die Würgekette zu legen. Die Bemühung blieb erfolglos. Er versuchte nachzudenken. Auch das zeitigte keinen sonderlichen Erfolg. Istierinan wartete noch immer. Tan öffnete den Mund, um sich einverstanden zu erklären und Istierinan zumindest zu bewegen, dass er die Würgekette löste. Oder damit er es Tan ermöglichte, sich zu setzen, wenn auch nur einen Augenblick lang, bis der Spionagemeister verstanden hatte, dass Tan seiner Forderung wirklich nicht nachkommen konnte … Selbst eine kurze Pause wäre sehr schön gewesen …
    Dann schrie jemand, und man hörte rennende Schritte, die rasch näher kamen: eine Menge Personen, nach dem Geräusch zu urteilen. Fast gleichzeitig peitschte eine tödliche Salve von Pfeilen durch den spinnwebverhangenen Raum unter dem gewölbten Dach der Scheune, begleitet von weiteren Schreien.
    Istierinan wirbelte erschrocken herum, zögerte kurz und ging dann einen Schritt auf Tan zu. Ein weiterer Schrei hallte in der Scheune wider, und erneut flogen Pfeile, die diesmal besser gezielt waren – so viel besser, dass Tan nun verspätet begriff: Die erste Salve hatte den Spionagemeister und seine Männer nur erschrecken und von ihrem Gefangenen wegtreiben sollen. Istierinan erkannte das auch – ebenso, dass es unmöglich sein würde, den angeketteten Tan auf der Flucht mitzunehmen. Also griff er unvermittelt nach den Fackeln und schleuderte sie weg. Schatten wirbelten und wogten, während die Flammen durch die Luft flogen.
    Tan erwartete, dass Istierinan ihn töten würde, da er ihn nicht behalten konnte. Zu seiner Überraschung wirbelte der Spionagemeister jedoch herum und griff stattdessen nach dem Buch. Ein Pfeil schoss keinen Zoll weit von Istierinans Hand entfernt durch die Luft, und dann riss ein weiterer Pfeil ihm den Unterarm auf und rief einen Sprühregen Blut hervor … Istierinan stieß einen Laut aus – halb ein Keuchen, halb ein Schrei – und prallte zurück, ergriff aber selbst jetzt noch nicht die Flucht. Ein weiterer Pfeil traf ihn im Rücken. Einer seiner Männer fing ihn auf, als er zusammenbrach, und trug ihn im Laufschritt davon; die Last behinderte ihn nicht im Geringsten.
    Dann waren Tans Retter da – Männer in schlichter Kleidung ohne Kennzeichen, aber mit sehr tauglichen Waffen. Die meisten liefen an Tan vorbei und bewegten sich vorsichtig in die widerhallenden Räume der Scheune hinein, aber eine kleine Gruppe blieb zurück, um die weggeworfenen Fackeln aufzusammeln. Sehr zu Tans

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