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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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ich einfach hinnehmen können, dass Linulariner Agenten Menschen direkt aus dem großen Haus entführen? Und wir haben Tan schließlich zurückgeholt.«
    Die Königin starrte sie an; offensichtlich war sie sehr überrascht.
    Maianthe wusste, dass sie rot geworden war. Ihr Herz klopfte zu schnell. Ungeachtet ihrer tapferen Worte war ihr klar, dass der König und vermutlich auch Bertaud tatsächlich zornig reagieren würden. Und sie wusste, dass sie selbst es war, die ihren Zorn verdient hatte – denn sie hatte Bertauds Autorität für sich selbst beansprucht. Und was immer er auch gesagt hatte, sie war sich im Grunde ganz und gar nicht sicher, dass sie das Recht zu dieser Befreiungsaktion gehabt hatte.
    Sie wusste außerdem, dass es für sie alle nicht nötig gewesen wäre, diese Risiken einzugehen, wenn sie von Anfang an besser auf Tan aufgepasst oder schneller gehandelt hätte, um ihn zurückzuholen … Sie hatte schon zum Zeitpunkt der Entführung gewusst, wo er sich jeweils befand, und trotzdem hatten sie nach Linularinum vorstoßen müssen, um ihn zu holen? Wäre sie nur schneller gewesen, dann hätte man nicht nur mögliche Schwierigkeiten mit Linularinum vermeiden können, sondern Tan wäre auch seine Verletzung erspart geblieben.
    »Nun«, sagte Naithe, deren Stimme jetzt ein wenig zweifelnd klang, »wenn Ihr diese verschlagenen Linulariner Agenten daran gehindert habt, ihr heimtückisches Werk auf unserer Seite des Flusses zu verrichten, dann ist zumindest das wohlgetan.« Sie lächelte auf einmal. »Ich werde Euch nicht tadeln, Maianthe. Vielleicht habt Ihr recht. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass Euer Vetter nach seiner Rückkehr das eine oder andere zu sagen haben wird!«
    Maianthe konnte sich das auch vorstellen, und zwar viel lebhafter als Naithe. Sie versuchte gleichwohl zu lächeln.
    Hinter der Königin trat die Magierin Iriene auf die Veranda hinaus, nahm den Menschenauflauf mit einem einzigen unbeeindruckten Blick zur Kenntnis und erklärte energisch: »Warum trödelt Ihr alle in der feuchten Luft herum? Schafft diesen verletzten Mann an einen sauberen und warmen Ort, und alle anderen sollten sich lieber verziehen, bitte schön! Haben wir eine Trage? Nun, wozu stehen wir dann alle hier herum? Ihr da …« – sie deutete mit dem Finger auf einige Dienstboten der Königin – »... holt eine Trage und schafft diesen Mann ins Haus. Hurtig!«
    Im ganzen Delta war Iriene, Tochter von Iriene, nicht nur die in der Heilungsmagie begabteste Magierin, sondern auch die mit dem geringsten Respekt vor Rang, Reichtum oder Autorität. Nur Bildung beeindruckte sie, so hatte es Bertaud einmal Maianthe erklärt, und das auch nur, wenn es mit Heilung zu tun hatte. Iriene kümmerte sich so wenig um irgendetwas anderes, dass Maianthe den Verdacht hegte, die Magierin wüsste nicht mal, wer Naithe war. Wenn sie es wusste, dann hinderte es sie nicht daran, die persönlichen Wachleute der Königin herumzukommandieren, die sich nach nur einem kurzen Blick zu Naithe in der Tat beeilten, der Magierin zu gehorchen.
    »Sachte, sachte!«, rief Iriene, die sich über Tan beugte, während er vom Wagen auf eine Trage gebettet wurde. Sie blickte mit finsterster Miene auf ihn hinab und wedelte heftig mit der Hand, als versuchte sie, einen Mückenschwarm zu vertreiben. »Nun, das ist aber seltsam …«, hob sie an, stieß dann aber gereizt die Luft aus, als jemand stolperte und der Trage dabei einen Stoß versetzte. Statt ihren Gedanken zu Ende zu führen, streckte Iriene eine Hand aus und legte die Finger oberhalb des Knies auf Tans Bein. Tan schnappte nach Luft und sackte dann vollständig in sich zusammen, als die Schmerzen abrupt verschwanden.
    »Dafür wäre also Sorge getragen«, sagte Naithe, als die Magierin und ihre Gruppe im Haus verschwanden. Sie drehte sich stirnrunzelnd um. »Sehr gut. Hauptmann … Geroen, nicht wahr?«
    Geroen zog den Kopf ein. »Eure Majestät.«
    »Ich kann doch darauf vertrauen, dass Ihr diesmal in der Lage sein werdet, ihn sicher hier zu behalten, oder? Ich bin absolut sicher, dass Iaor nicht erfreut wäre, von einer Wiederholung des Einsatzes dieser Nacht zu erfahren.«
    »Ja, Eure Majestät. Und nein, er wäre es wirklich nicht. Ich sorge dann lieber jetzt dafür.« Der Wachhauptmann zögerte kurz und warf einen Blick auf Maianthe. »Falls Ihr gestattet.«
    »Ja«, erwiderte Maianthe überrascht. »Natürlich. Geht nur.«
    Geroen verbeugte sich knapp vor ihr und eilte Iriene und ihrem

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