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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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keine Blumen standen.
    Schließlich schickte sie geduldig zwei der jüngeren Dienstmägde zusammen mit einem Wachmann los, um die Inhaber von Geschäften für Bettwäsche aufzuscheuchen und neue zu kaufen; zudem wies sie die Mädchen an, einen Aufschlag für diesen Gefallen zu zahlen, selbst wenn die Ladeninhaber nicht darum ersuchten.
    Danach bekam Maianthe die Kopfschmerzen.
    Gern hätte sie sich vom Abendessen entschuldigt, aber natürlich ging das nicht. Sie wünschte sich, Tan hätte sich dazusetzen können, oder falls das nicht möglich war, dass sie einfach ein Tablett auf ihr Zimmer erhalten könnte. Die kleinen Prinzessinnen brauchten sich nicht mal die Beine zu brechen, um eine Ausrede zu haben; sie erschienen nicht an der Tafel, denn die Kinderschwestern hatten sie schon fortgebracht, damit sie ihr Abendessen in privater Umgebung einnehmen konnten.
    Damit blieben Maianthe und die Königin übrig und dazu die ungefähr ein Dutzend Hofdamen, die Ihre Majestät auf dieser Rundreise begleiteten – tatsächlich doppelt so viele wie jemals zuvor. Kein Wunder, dass die Dienstmägde Aufhebens um dieBettwäsche machten. Fast alle Damen waren älter als Maianthe, und sie alle trugen aufwändigere und modischere Kleider sowie prunkvolleren und teureren Schmuck. Und sie alle plauderten auf eine undurchschaubare Art und Weise miteinander, die, wie Maianthe dachte, perfekt an den Linulariner Hof gepasst hätte, denn sie verstand nicht mehr als einen Satz hier und eine Äußerung da.
    Maianthe lächelte und nickte, wenn jemand sie ansprach, und wünschte sich inbrünstig, Tan hätte mit an der Tafel gesessen. Er hätte wahrscheinlich mühelos all diese kleinen spitzen Bemerkungen übersetzen können, obwohl er mehr mit dem Linulariner Hofstaat vertraut war als mit dem von Farabiand.
    Der Fisch war allerdings gut und die Ente superb.
    »Wie still Ihr heute Abend seid, Maianthe!«, bemerkte die Königin schließlich und blickte dabei die Tafel entlang. Ihr Ton war warm und gut gelaunt; wenn sie den scharfen Unterton im Geplauder ihrer Damen registriert hatte, so zeigte sie es nicht. In dem erkennbaren Versuch, jedem schwierigen Thema auszuweichen, forderte sie Maianthe auf: »Erzählt uns doch bitte von all dem Klatsch in Tiefenau und dem Delta. Was für eine große und komplizierte Familie Ihr hier habt! Da muss jedwede Form von interessanten Frivolitäten und Unsinn zu vermelden sein, wovon wir hören könnten, um das Gespräch aufzuhellen.«
    Maianthes Lächeln verschwand.
    Doch selbst der endloseste Abend musste irgendwann zu Ende gehen. Zu Maianthes großer Erleichterung gestand schließlich die Königin – kurz bevor der liebliche Wein eingeschenkt wurde –, dass sie müde war. Damit ermöglichte sie es Maianthe, die eigene Erschöpfung zu erwähnen und sich zurückzuziehen, zwar nicht ganz in der geordneten Art und Weise, doch zumindest unter Vermeidung einer wirklich wilden Flucht.
    Das Frühstück würde sicher besser sein. Nicht nur war dannvermutlichTan zugegen, sondern die Königin stand auch sehr zeitig auf und frühstückte, während die meisten ihrer Hofdamen noch schlummerten. Selbst wenn Iriene Tan nicht die Teilnahme erlaubte, könnte Maianthe im kleinen Kreis die Königin nach ihren Töchtern fragen. Naithe konnte endlos über ihre Töchter plaudern, sodass diese Taktik Erfolg versprach und Maianthe dann nichts Schwierigeres tun musste, als nur hin und wieder zu nicken.
    Außerdem hatten sich bis dahin vielleicht diese wirklich fürchterlichen Kopfschmerzen gelegt.
    Maianthe war sehr müde. Sie vermisste unvermittelt und heftig Bertaud; sie hätte so gern die Möglichkeit gehabt, in diesem Augenblick zu seiner Zimmerflucht zu laufen und ihn dort anzutreffen. Seltsamerweise wollte sie auch Tan erneut aufsuchen. Das war merkwürdig und ein wenig peinlich – wenn er nun glaubte, dass sie sich ihm an den Hals warf? Aber sie verspürte dies nun einmal: Sie wollte hinaufgehen und sich davon überzeugen, dass er nach wie vor in Sicherheit und wohlauf war. Sie ertappte sich dabei, dass sie sich bereits ohne eine bewusste Entscheidung in Richtung seines Zimmers gewandt hatte.
    Die Kopfschmerzen hämmerten. Maianthe drückte sich eine Hand vor die Augen und ging blind den Flur entlang und um eine Ecke, dann eine kurze Treppenflucht hinab, um eine weitere Ecke und schließlich durch eine Seitentür hinaus in den Garten, der eine Abkürzung zum Ostflügel bot. Dann jedoch zögerte sie. Der Wind war heute

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