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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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tüchtig sein«, murmelte Tan. »Wie wäre es denn sonst möglich, dermaßen lautlos in ein so belebtes Haus hineinzukommen und wieder zu gehen? Geschweige denn so dreist«, ergänzte er und nickte dabei der Königin zu.
    »Wir wüssten alle gern, wie sie so dreist sein konnten«, knurrte Geroen.
    Naithe schwieg einen Augenblick lang. Dann fasste sie sich mit einer anmutigen Hand kurz an die Schläfe, senkte die Hand wieder und fragte: »Wie genau konnten wir diese … diese erbärmlichen Linulariner Feiglinge … in die Flucht schlagen?«
    »Die Dame Maianthe hat es getan«, knurrte Geroen. Er warf Maianthe schnell einen Blick zu. »Das sagt die hochverehrte Iriene.«
    »Ich?«, fragte Maianthe unsicher.
    »Ihr habt es«, stellte Iriene knapp fest. Sie musterte Maianthemit so etwas wie Mitgefühl, aber ohne eine Spur von Zweifel. »Ich begreife es nicht, aber ich bin mir dessen sicher.«
    »Ich weiß nicht …« Maianthe zögerte. Sie rieb sich die Stirn, suchte nach … etwas. Die Erinnerung an Schmerzen? Das Echo einer Form, die sie in sich selbst gezeichnet hatte – und in die Erde? »Ich weiß … Ich weiß es nicht wirklich. Ich denke nicht … Ich denke nicht, dass ich im Grunde irgendetwas getan habe. Da war etwas Seltsames, etwas mit Schatten, mit Spiralen …«
    »Ihr habt ganz gewiss etwas getan. Ihr habt Zauberei ausgeübt. Ich habe es gesehen.« Irienes Ton war inzwischen seltsam sanft. »Ihr habt auf dem Weg gesessen und im Kies gezeichnet, und die Linulariner Aktion verwickelte sich in der Gestalt, die Ihr gezeichnet habt, und wirbelte davon und hinaus.«
    Maianthe starrte die Magierin an. Iriene hatte gesagt, sie könnte keine Magierin sein, weil sie den Greifenfreund ihres Vetters nicht verabscheute. Und sie fühlte sich überhaupt nicht als Magierin. Und doch … Und doch … Sie vermutete, dass sie im Grunde gar nicht wusste, wie sich ein Magier fühlen sollte. Und wenn sie Zauberei angewandt hatte, bedeutete das nicht, dass sie eine Magierin sein musste? Unsicher sagte sie: »Niemand in der Familie meines Großvaters war jemals ein Magier. Kaum jemand von uns verfügte auch nur über eine Gabe.«
    »Nun, dann seid Ihr die Erste«, erwiderte Iriene nüchtern. »Vielleicht habt Ihr es von Eurer Mutter.«
    Maianthe starrte die Magierin an. Sie hatte sich noch nie auch nur an die kleinste Einzelheit erinnern können, die mit ihrer Mutter zusammenhing. Tef hatte sie Maianthe vor langer Zeit einmal beschrieben, als sie mit der Neugier eines Kindes nach der Mutter fragte, die sie nie gekannt hatte. Eine blasse kleine Maus von einer Frau, hatte er gesagt, die immer auf Zehenspitzen ging, aus Angst, die Aufmerksamkeit einer pirschenden Katze zu erregen. Eine Frau mit farblosen Augen und zartem Knochenbau und einer hübschen Stimme, obwohl sie nur selten etwas sagte. Sie hatte sich vor Maianthes Vater gefürchtet. Maianthe verstand das perfekt, aber sie wünschte sich jetzt, sich an ihre Mutter erinnern zu können.
    »Ein Glück für uns, woher auch immer Ihr es habt!«, erklärte die Königin und sprach damit zum ersten Mal seit einer ganzen Weile wieder. Sie musterte Maianthe mit einer lebhaften Neugier, bei der sich Maianthe wie ein exotischer Singvogel in einem Käfig fühlte. »Ihr müsst eine Menge angeborenes Talent haben, um diesen tüchtigen Linulariner Magier zu erspüren und ohne Ausbildung oder Studium zu wissen, wie Ihr seine Umtriebe aufdecken und ihn vertreiben könnt. Und Ihr hattet wirklich nicht die geringste Ahnung von Eurer Macht?«
    Maianthe hatte selbst in diesem Augenblick nicht die geringste Ahnung, nur dass sie nicht abstreiten konnte, diese Macht allem Anschein nach irgendwie benutzt zu haben. Sie wollte der Königin antworten, stellte jedoch fest, dass sie keinerlei Vorstellung davon hatte, was sie sagen sollte, und blieb daher stumm.
    »Wir alle haben jetzt eine Ahnung davon!«, sagte Tan. »Ich würde Euch Hände und Füße küssen, hochverehrte Maianthe, nur müsste ich dafür aufstehen. Daher hoffe ich, dass Ihr mich entschuldigt. Wie großartig Ihr seid! Eine Zierde des Deltas, der Stadt und des Hauses Eures Vetters!«
    Irgendwie trug diese blumige Ansprache dazu bei, dass sich Maianthe fasste, während die warmherzige Zustimmung der Königin sie nur in Sorge versetzt hatte.
    »Ich weiß nichts von Zierden«, sagte Iriene, »aber mir scheint, dass große Entwicklungen im Begriff sind, sich hier vor Ort zu bündeln, und das Delta in diesem Jahr ein Dreh- und

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