Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)
der Region auszubeuten. Ecuador hat den Verlust nie akzeptiert.
Aber Tumbes hat eine gewisse Be deutung für die südamerikanische Geschichte, denn es war die erste Inka-Stadt, die die Spanier jemals gesehen hatten. Da jeder Reisebericht über Peru eine Darstellung der spanischen Erobe rung enthalten muss, ist dies ein guter Ort für meinen Bericht. 6
--- 6 Ich empfehle The Conquest of the Incas von John Hemming. Es enthält eine detaillierte Darstellung dieser außergewöhnlichen Ereignisse.
Im Jahre 1524 segelte Francisco Pizarro – ein Veteran der Ex pedition, die sich 1513 als erste europäische Truppe durch den Dschungel von Panama zum Pazifik durchgeschlagen hatte – die Küste Kolumbiens und Ecuadors hinunter und stieß auf ein kleines Inka-Handelsboot, das mit landwirtschaftlichen Erzeug nissen beladen war.
Pizarro ging davon aus, dass das Boot von irgendwoher ge kommen sein musste. Also kehrte er im folgenden Jahr zurück und erreichte Tumbes. Zwei seiner Männer, Pedro de Candia und Alonso de Molina, gingen an Land. Sie wurden gut aufgenommen und berichteten von einer prächtigen, wohlgeordneten Stadt mit großen, mit Gold und Silber überzogenen Tempeln. Das war es, was die Spanier seit der Unterwerfung der Azteken gesucht hat ten: Eine weitere reiche Zivilisation, die man plündern konnte. Also brach Pizarro im Jahre 1530 von Panama zu einer weiteren Expedition auf, diesmal begleitet von einer kleinen Kampftruppe von 130 Fußsoldaten und 40 Mann zu Pferd. Er erreichte Tumbes im Frühjahr 1532 – und fand eine zerstörte Stadt vor.
Seit seiner letzten Reise war das Inka-Reich in der Folge des Todes des Inka-Herrschers Huayna Capac im Jahre 1527 von einem fünfjährigen Bürgerkrieg zerrissen worden. Er war Opfer einer rätselhaften Seuche geworden, die über sein Land hinweg fegte. Es waren vermutlich die Pocken, die von den Spaniern in die Karibik eingeschleppt worden und über Kolumbien übertra gen worden waren. Dem Fieber, das die Inka dahinraffte, war auch sein Erbe, Ninan Cuyuchi, zum Opfer gefallen. 7
--- 7 Huayna Capac soll 500 männliche Nachkommen gehabt haben, aber nur die Söhne der „Coya“ , die zugleich die Königin und seine Schwester war, zählten als Erben.
Zwischen zwei anderen Söhnen brach ein Erbfolgekrieg aus: Huáscar, der ältere, hielt die Hauptstadt, Cuzco, während Atahualpa die Hauptarmee in Quito anführte. Die Entscheidungsschlacht des Bürgerkrieges hatte im Jahre 1532 in Cotabamba stattgefunden. Der Sieger Atahualpa setzte sich bei den Thermalquellen von Cajamarca zur Ruhe – zufäl lig nicht sehr weit landeinwärts von Tumbes. Hier überbrachten ihm Boten die Nachricht von der Ankunft einer kleinen Gruppe merkwürdig gekleideter bärtiger Riesen an der Küste.
Da er keinen Grund sah, solch eine winzige Streitmacht zu fürchten (immerhin schätzte man seine eigene Streitmacht auf 80.000 Mann) sendete Atahualpa eine Delegation aus, um sie nach Cajamarca einzuladen. Kühn marschierten die Conquistadores ins Zentrum von Caja marca, nahmen Atahualpa durch einen hinterlistigen, aber brillanten Hinterhalt als Geisel und töteten 6000 Indianer ohne einen einzigen Verlust auf spanischer Seite. Pizarro forderte sein berühmtes Löse geld für Atahualpas Freilassung – einen Raum voller Gold und dop pelt soviel Silber. Aber selbst in dieser Phase betrachtete der Inka- König seine Lage nur als eine vorübergehende Unannehmlichkeit und gab weiterhin Befehle im Kampf gegen seinen Bruder. Als aber der Schatz geliefert worden war, ließ Pizarro Atahualpa töten. Bis Ende 1533 waren die Spanier weiter nach Süden mar schiert und hatten bereits Cuzco erobert, die Hauptstadt eines Inka-Imperiums, das sich von Südkolumbien bis Nordchile er streckte und Armeen von bis zu 300.000 Mann aufbieten konnte.
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Der Holocaust
Wie konnten 170 Männer ein ganzes Reich erobern? Wie es scheint, hat das Glück eine große Rolle gespielt, vor allem, da die Er oberer mitten in einem Bürgerkrieg eingetroffen waren. (z.B. war Pizarro zunächst als Held in Cuzco aufgenommen worden, da er Atahualpa getötet hatte – denn Cuzco war seinem Bruder Huáscar ergeben.) Noch wichtiger war die Militärtechnologie, die den Keulen und Speeren der Inka weit überlegen war – Stahl, Gewehre, Hunde und Pferde. Unter diesen waren die Gewehre noch am unwichtigsten. Tatsächlich waren Hunde sogar
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