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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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und Einzelhändler – alles weitgehend westliche multinationale Unternehmen. Kaffee ist ein klassisches Beispiel für ein Handels system, das schon seit der spanischen Eroberung so funktioniert. Auch heute noch besteht der größte Teil der Exporte in dieser Re gion entweder in Rohstoffen wie Öl, Bananen, Kaffee oder sogar Kokain, oder in den Produkten von Fabriken, die ausländische Ge sellschaften hier gebaut haben, um die billige Arbeitskraft auszu nutzen. 39  
    ---39  Fabrikware in Prozent des jeweiligen nationalen Exports: Bolivien 7%, Kolumbien 18%, Peru 12%, Ecuador 1%. Industrieländer (im Durchschnitt) 76%. (Quelle: World Bank World Development Report, 1987)  
    Rohstoffe und billige Arbeits kräfte: Wenn man schicke moderne ökonomische Begriffe wie ‚strukturelle Anpassung‘, ‚relativer Vor teil‘ und ‚freier‘ Handel abzieht, bluten Eduardo Galaenos zwei Of fenen Adern immer noch.“ „Was ist strukturelle Anpassung?“, fr agte Melissa. „Also das ist eine Wirtschaftspolitik, die …“ Aber diesen Teil will ich Euch ersparen.  
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Armut 
    Eine Statistik aus dem neuen Entwicklungsbericht der UNO sagt aus, dass das Eigentum der reichsten 358 Menschen der Welt dem Einkommen der ärmsten 45 Prozent der Menschen auf dem Planeten entspricht: 2,3 Milliarden Menschen. 40  
    ---40   Der Bericht stellte auch fest, dass sich die Lücke zwischen reich und arm in den zwei Jahrzehnten zwischen 1970 und 1991 verdoppelt hat. 1991 verdienten die reichsten 20 Prozent der Menschen 85 Prozent des gesamten Einkommens; die ärmsten 20 Prozent verdienten lediglich 1,4 Prozent.  
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Isla de Salamanca
    Die größte Party in ganz Südamerika rückte näher: Karneval. Der Karneval von Baranquilla, von Santa Marta in zwei Stunden mit dem Bus entlang der Küste erreichbar, galt als der zweitgrößte Karneval des Kontinents nach dem in Rio de Janeiro. Zwei Stun den reichten aus, um in dem unvermeidlichen Gewaltvideo, das jede Busfahrt in Kolumbien begleitet, ein paar hundert Menschen sterben zu lassen. Aus Langeweile zählte ich sie. Sechzig Tote vor dem ersten kurzen Dialog. 
    Die Straße folgte der Küste entlang eines schmalen Landzipfels, der als Isla de Salamanca bekannt ist: Er trennt eine große Süß wasserlagune, die Ciénaga Grande de Santa Marta, vom Ozean.  
    Die Straße hatte die Lagune vom Meer getrennt und dadurch die Mangrovensümpfe vernichtet, die einmal die Küste gesäumt hatten, denn Mangroven brauchen eine Mischung aus Süß- und Salzwas ser. Es war eine Umweltkatastrophe. Anstelle eines lebendigen Öko systems säumte nun über viele Meilen hinweg eine postapokalyp tische Landschaft aus kahlen, sterbenden Bäumen die Straße. Als wir weiter nach Westen fuhren, ging eine blutrote Sonne hinter diesem geisterhaften toten Wald unter, wie in einer Szene aus Mad Max. Plötzlich ertönte ein lauter Knall wie von einem Gewehrschuss. Die Windschutzscheibe des Busses explodierte in einem Regen aus Glas scherben. Alle suchten unter ihren Sitzen Schutz. Der Fahrer blieb heldenhaft auf seinem Sitz und stieg in die Eisen. „Keine Panik“, lachte er, als wenn das ständig vorkommen wür de. „Das ist nur der Wind.“  
    Starke Windböen vom Ozean hatten die Windschutzscheibe zertrümmert. Der Fahrer und sein Kumpel schlugen die übrigen Glasreste mit den Fäusten heraus, und wir fuhren weiter. 
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Barranquilla 
    Barranquilla ist das Industriezentrum der Nordküste. Es hat keine historischen Wurzeln wie Santa Marta oder Cartagena. Es ist eher eine kolumbianische Version von Liverpool: Eine schmutzige, heruntergekommene Stadt im Norden, die angeblich die beste Fußballmannschaft (die Junior) sowie die freundlichs ten Menschen hat. Obwohl sie kaum mehr als hundert Jahre alt ist, hat sie bereits bessere Tage gesehen. Der einzige Grund, wa rum Touristen überhaupt hierher kommen, ist der Karneval, der der verrückteste in ganz Kolumbien sein soll. 
    Wenn man uns gesagt hätte, es wäre der verrückteste Karneval in, sagen wir, Belgien, hätten wir uns nicht allzu viel davon verspro chen. In Kolumbien herrscht aber ein extrem harter Wettbewerb. Als wir ankamen, war es allerdings eher ruhig. Die meisten Läden hatten wegen dem bevorstehenden Wochenende früh ge schlossen; die Straßen waren leer, das Stadtzentrum war wie aus gestorben. Ausrangierte Flaschen und Zeitungen lagen verstreut in den Straßen; Plastiktüten wirbelten überall herum; sie wurden vom Wind

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