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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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langen, übertrieben blonden Haar und seiner ärmellosen Jeansjacke sah er aus, wie man sich einen deutschen Heavy-Metal-Gitarristen vorstellen würde. Außerdem kamen Jacky und Jennifer mit, zwei outdoor-begeisterte Kanadierinnen aus unserem Hotel. 
    Jackie und Jennifer waren in der vorangegangenen Nacht in einer Bar gewesen, als ein Betrunkener herein geschwankt war, eine Pistole gezogen und ziellos um sich geschossen hatte. Alle waren unter den Tischen abgetaucht. Der Betrunkene hatte noch ein paar Schüsse abgefeuert, war einen Augenblick schwankend im Türrahmen stehengeblieben und dann hinaus getorkelt. Alle waren aufgestanden und hatten weiter getrunken. Wir spielten eine Weile lang Trinkspiele und beschlossen dann, ein paar andere Bars zu testen. Irgendwo auf dem Weg schlossen sich uns ein betrunkener Kolumbianer und ein junger Venezuelaner an. „Kolumbianische Mädchen sind die schönsten auf der ganzen Welt“, sagte der betrunkene Kolumbianer stolz. Melissa verdrehte die Augen. Der junge Venezuelaner erklärte, er sei ein Geschäfts mann, womit er sagen wollte, dass er zum Karneval gekommen war, um Chiglets, eine Kaugummimarke, zu verkaufen. Schließ lich fand sich Jackie in den frühen Morgenstunden allein mit dem inzwischen betrunkenen Chiglet-Verkäufer in der Damentoilette wieder. Um seine Gefühle ihr gegenüber deutlich zu machen, ließ er seine Hosen und Unterhosen fallen. Jackie lief weinend hinaus. 
    Der Chiglet-Verkäufer war perplex. „Glaubst du, dass sie mich mag?“, fragte er mich besorgt. Wir fanden Jackie und brachten sie, betrunken und unter Trä nen wie sie war, im Taxi nach Hause. „Ich wollte doch nur etwas Spaß haben“, schluchzte sie. Den Höhepunkt des Karnevals bildete das Festival de Orque stas, ein zweitägiges Konzert in einem Baseball-Stadium, das li ve nach ganz Lateinamerika übertragen wurde. Die Attraktionen waren Top-Salsa-Stars aus Kuba, New York und Puerto Rico so wie die besten kolumbianischen Bands wie z.B. Joe Arroyo und Grupo Niche. Salsa ist eine Musik der Karibik; und obwohl das nicht aus schließlich so ist, ist es doch im Wesentlichen schwarze Musik. Seine Popularität liegt in den Teilen Lateinamerikas mit schwar zen oder mulato Einwohnern: Kuba, Puerto Rico, Panama, Vene zuela, Kolumbien sowie der ecuadorianischen Küste. Der Aus druck „Salsa“ wurde vermutlich im Jahre 1973 zum ersten Mal von Jerry Masucci für diese Musik verwendet, einem jüdischen New Yorker und Eigentümer der Fania Records – dem Motown des Salsa. 41 
    ---41   Es gibt aber auch zahlreiche andere Erklärungen für den Ursprung dieses Ausdrucks.
    Aber seine Wurzeln liegen in dem „Sound“ des schwarzen Kuba aus dem 19. Jahrhundert. Es setzt afrikanische Schlaginstrumente und das afrikanische Ruf- und Antwort-Mu ster – Solo- und Chorgesang – ein, die aller afrikanischen Musik gemeinsam ist. Von der Flöten- und Pfeifenmusik der Anden mit ihrer luftigen Melancholie waren wir weit entfernt. 
    Von einer nahegelegenen Überführung aus konnten wir die halbe Bühne sehen, was uns das Eintrittsgeld ersparte. Von dort aus verfolgten wir, wie die Bands ihr Repertoire aus reiner Sinn lichkeit präsentierten, Posaunen und sanfte Gesänge vermischten sich mit explosiven Perkussion-Ausbrüchen. Viele Bands waren mit 12 bis 15 Instrumenten ziemlich groß, alle schick ausstaffie rt mit flotten Anzügen und synchronisierten Tanzschritten – ei ne Mode, die man im Westen seit The Temptations nicht mehr gepflegt hat. Die meisten Bands wirkten, als hätten sie Restpo sten-Anzüge gekauft, meistens mit einem Trompeter, der von einem drei Nummern zu kleinen Anzug lächerlich eingezwängt war. Den Preis für die beste Band gewann die Gran Combo de Puerto Rico, eine Formation, die im Jahre 1955 zum ersten Mal einen Nachtclub von innen gesehen hatte. Die örtlichen Valle nato-Bands riefen aber mit ihrem raueren, erdigeren Sound die wildesten Reaktionen hervor. 
    Am letzten Abend des Karnevals gingen wir zu einem großen Finale, bei dem viele Bands vom Festival de Orquestas auftraten. Wir liefen dem jungen Chiglet-Verkäufer aus der vorangegangen Nacht über den Weg. „Das kanadische Mädchen. Meinst du, dass sie mich mag?“, fragte er wieder. Vielleicht ahnte er, dass er ir gendwo einen Fehler gemacht hatte.  
    Der Bereich vor der Bühne war total überschwemmt. Jeder, der der Bühne näher kommen wollte, wurde von einem Sperrfeuer aus Wasser- und Kalkbomben empfangen. Kreischende Teenager

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