Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika
Einnahme von Drogen ohne die Droge selbst?“ „Gut möglich. Jedenfalls glaube ich, dass jeder mal einen Funken von dieser Energie abbekommt. Das ist es wahrscheinlich, was wie dergeborene Christen meinen, wenn sie sagen, dass sie vom Heiligen Geist erfüllt sind. Vermutlich ist das auch der Grund, weshalb Men schen, die an der Grenze des Todes standen, oft glauben, sie hätten Gott gesehen. Vielleicht lässt unser Ich los, wenn wir glauben, dass wir kurz vor dem Tod stehen. Im Grunde geht es um die Auflösung des Ich. Sich selbst aufgeben. Verschmelzung mit der Unendlichkeit.“
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Das andere Dureno
Unser Besuch bei den Cofan war zu Ende. Nach dem Frühstück paddelten uns Laureano und Delfin stromabwärts zum anderen Dureno, der Siedlerstadt – einem schäbigen Ort mit einer Straße, die von Baracken mit rostigen Dächern gesäumt war. Ich wollte eine Runde Bier ausgeben, aber der Laden hatte keins mehr. Laureano sagte, sie würden sowieso keinen Alkohol trinken.
Dieser Siedlerort hatte die Atmosphäre einer nur vorübergehenden Niederlassung. Die Baracken aus Holz und Blech wirkten, als wären sie hastig zusammengebastelt worden von Leuten, die dringendere Sorgen hatten als die Innenarchitektur. Die meisten Menschen, die hier lebten, waren erst seit ein paar Jahren im Oriente – Wirtschaftsflüchtlinge von der Küste und vom Hochland. Das Cofan-Dorf hatte auch nicht mehr zu bieten. Vielleicht bin ich romantisch, aber für mich hatte Laureanos Haus die Atmosphäre eines echten Zuhauses, umgeben von Blumen und Obstbäumen; es schien auf eine viel tiefere Weise mit dem Wald verbunden zu sein als dieses Siedlerdorf.
Vielleicht war ich tatsächlich romantisch. Seit Texaco 1972 hier in der Nähe den ersten Bohrturm an die Pipeline anschloss, haben die Cofan die Vergiftung ihrer Flüsse, das Verschwinden der Tiere, die sie jagten, und den Verlust der Freiheit erlebt, sich im Wald frei zu bewegen. Ihre Gemeinden wurden durch Straßen und Siedlungen wie diese zurückgedrängt. Ihr Lebensstil wurde so gut wie zerstört.
Wir gingen unserer Wege. Delfin und Laureano verabschiedeten sich und gingen zu ihren Booten zurück. Der Bus in Richtung Westen nach Quito kam an; Mark und Herbert stiegen ein. Melissa und ich verabschiedeten uns von Herbert: Wir haben ihn nie wieder gesehen. Mark sagte, wir würden ihn im Gran Casino treffen. Melissa und ich waren nun wieder allein und warteten auf den Bus in Richtung Osten, tiefer in den Dschungel, nach Cuyabeno.
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Cuyabeno
Cuyabeno ist ein Stück ursprünglicher Regenwald, das nur von ein paar Indianer-Gemeinden bewohnt wird. Wegen seines reichen Ökosystems und seiner Artenvielfalt ist es zum Nationalpark erklärt worden. Seinen Mittelpunkt, den man durch eine zweitägige Kanufahrt erreicht, bilden einige kleine Seen namens Lagunas Grandes. (Der Name stammt offensichtlich von einem Grundstücksmakler.)
Es hat auch Ölquellen und war Schauplatz einiger der schlimmsten Ölverschmutzungen im Amazonas. Soviel zum Thema „geschütztes Gebiet“. Für uns wirkte es aber unberührt. Es hätte der Garten Eden selbst sein können.
Der Bus aus Dureno setzte uns am Büro des Parks ab, einer hölzernen Baracke auf Stelzen, die von einem halben Dutzend ähnlicher Häuser umgeben war. Es war geschlossen. Niemand war in der Nähe. Nach ein paar Stunden brausten zwei Parkbeamte in einem Jeep den Feldweg entlang. „Nein, es gibt hier keine Führer“, sagten sie und gingen davon. Eine Stunde später kamen sie mit einem stämmigen indianischen Mann Mitte Vierzig zurück, der ein T-Shirt, Shorts und Gummistiefel trug. „Modesto wird sie führen“; sagten sie. „Er ist nur ein Fischer, aber er kennt den Weg.“
Modesto strahlte uns an. Zwanzig Minuten später waren wir unterwegs. Im Gepäck hatten wir ein paar Dosen Sardinen und etwas Reis. Modesto hatte nichts außer Fernando, einem jungen, ungefähr achtzehnjährigen Kerl mit einem bereitwilligen Lächeln. Bis in den späten Nachmittag glitten wir in Modestos hölzernem Einbaum stromabwärts. Dann schlugen wir an einem schlammigen Flussufer unser Lager auf, wo wir unsere spartanischen Rationen teilten und uns vor dem nächtlichen Sturm in unser Zelt verkrochen. Modesto und Fernando schliefen unter einer Plastikplane.
Der nächste Morgen war sonnig. Fernando paddelte uns sanft flussabwärts; während der Fahrt duckten wir uns immer wieder unter umgefallene Baumstämme. Wir konnten nicht weiter sehen als bis zur
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