Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika
bevor ein Strahl flüssige braune Scheiße herausschoss. Gleichzeitig erbrach ich einen Strahl flüssige gelbe Kotze. Was auch immer das Zeug sonst mit mir machte, es spülte mich auf jeden Fall ordentlich durch. Ich hatte Probleme, meine Bewegungen zu koordinieren. Meine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an. Ich schwankte zurück zu den Lauben und plumpste mit dem Gesicht nach unten auf die Blättermatte.
Stundenlang lag ich da. Oder waren es Minuten? Irgendwann kam Melissa und legte sich neben mich. Ich erinnerte mich nur dunkel daran, dass Mark und Herbert in der anderen Laube lagen. Ich fühlte mich fieberkrank. Alles drehte sich. Ich lag da wie auf den Boden genagelt, denn alle Kraft hatte meinen Körper verlassen. Ich schloss die Augen. Wilde geometrische Muster explodierten wie Bomben unter meinen Augenlidern. Kaleidoskopische Explosionen strömten aus einem mystischen Zentrum. Wellen elektrischer Zickzacklinien scrollten gnadenlos vorbei, wie ein psychedelisches weißes Rauschen auf einem falsch eingestellten Fernsehbildschirm. Und auch organische Umrisse. Die Umrisse des Waldes. Blätter und Äste, die tanzten und schwangen. Blumen, die sich plötzlich öffneten. Im Zeitraffer. In Zeitlupe. In jeder Blume eine weitere Blume. Blumen in Blumen in Blumen.
Eine Bewegung um mich her. Ging jemand draußen vorbei? Nah? Weit entfernt? Oder bildete ich mir das nur ein? Vielleicht sogar ein Tier? Immerhin war dort draußen ein Dschungel. Merkwürdig, wie die improvisierte Unterkunft nun so sicher und beschützend erschien: Ihre dünne Wand aus Ästen definierte eine Grenze zwischen dem Vertrauten und Sicheren und einer unbekannten Welt dahinter. Ich lag ausgestreckt bäuchlings mit der Wange auf der Matte aus riesigen Blättern. Sie fühlten sich auf der Haut glatt an, fast wie Plastik – immer noch saftig und grün. Delfin sah auf mich herab und fragte, ob es mir gut ginge. Ich antwortete mit einem gemurmelten „ja“. Echtere, wenn auch flüchtige, Halluzinationen. Eine Szene tauchte jedes Mal aus den wirbelnden Mustern auf, sobald ich meine Augen schloss.
Ein Gesicht. Das mich anstarrt. Das lederne Gesicht eines alten Indianers, ganz nah, wie auf diesen Schwarzweiß-Fotos von Sitting Bull und anderen. Die romantisch verklärte Vorstellung des weißen Mannes. Traurig, teilnahmslos, weise. Dann sah ich in die Ferne, weit in die Ferne. Eine weiter entfernte Figur – war es derselbe Mann? Er stieg eine lange Treppe hinauf, die in eine Klippe gehauen worden war. Die Treppe führte aus dem leuchtenden smaragdgrünen Wald, aber ich konnte nicht sehen, wohin. In Richtung Himmel. Die Gestalt auf den Stufen sah aus der Ferne zurück. Wartete sie darauf, dass ich ihr folgte?
Ich öffnete die Augen. Ich konzentrierte mich so gut es ging auf die sich drehende Welt um mich her. Als ich die Augen wieder schloss, verschmolzen die Muster in dieselbe Vision. In meinem Bauch spürte ich, wie sich ein Knoten der Spannung bildete. Etwas Bewusstes (mein Ich?) versuchte, die Kontrolle wiederzuerlangen, indem es Warnungen rief. Sollte ich die Treppen emporsteigen? Würde die Vision etwas Wunderbares, Transzendentales, Schreckliches offenbaren?
Das Ich schrie: „Nicht loslassen!“ Ich riss wieder meine Augen auf. Einen Moment lang versuchte ich, mich auf meine Umgebung zu konzentrieren. Auf Herbert und Mark, die mir gegenüber in der anderen Laube lagen. Ich schloss meine Augen. Das Bild des Indianers war verschwunden und zufälligeren Mustern gewichen, die ich vorher gesehen hatte. Irgendwo in meinem Geist hatte ich entschieden. Ich war nicht bereit, dem Indianer auf den Treppen zu folgen und mich ganz dem Trip hinzugeben. Der Knoten der Spannung löste sich. Ich fühlte mich sicher und erleichtert. Und trotzdem gleichzeitig auch enttäuscht. Hatte mir die Indianergestalt bedeutet, ihr auf eine höhere Ebene zu folgen? Weiter. Weiter in den Trip. Weiter aus der sicheren, normalen Welt. Vielleicht an einen Ort, von dem es keine Wiederkehr gab. Die Schamanen sagen, wer Wissen sucht, muss die Angst besiegen. Die Angst vor dem Verlust des Ich. Das Ich schreit: „Nicht nachgeben!“
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Eine betrunkene Comic-Figur
Delfin steht über mir und sagt etwas. „Wir müssen zu Laureanos Haus zurückgehen. Es wird regnen.“ Ich schwanke hin und her wie eine betrunkene Comic-Figur. Meine Arme hängen schlaff herab. Mein Kinn hängt vorne auf meiner Brust. Anscheinend kann ich weder meinen Körper aufrecht halten, noch meine
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