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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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bril-liantem Buch The Chalice and the Blade .

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Liane der Seele
    „In dieser Welt der Yage kann man niemals zwischen Scheiße und Heiligkeit unterscheiden.“ Schamanismus, Kolonialismus und der Wilde Mensch, M. T. Taussig
    Laureano stimmte zu, uns etwas von der Ayahuasca versuchen zu lassen. Er sagte, es würde aus einem kleinen Büschel zubereitet, der gemahlen und acht Stunden lang gekocht würde. Delfin sagte, es gebe im Dorf eine Art Halbschamanen (einen „Pocosha man“ ), der wisse, wie man den Trank zubereiten würde. Herbert ließ sich schnell überreden. „Eine solche Gelegenheit bietet sich nicht jeden Tag“, sagte er. „Ich werde euch drei nur zusehen“, sagte Melissa. „Ihr wisst, dass ich niemals psychedelische Drogen nehme.“
    Wir verbrachten den Tag in Laureanos Haus, während der Po coshaman den Trank zubereitete. Delfin und Laureano gingen weg, um rund eine Meile flussabwärts einige Unterkünfte für uns zu bauen. Bis zum frühen Abend hatten sie zwei Lauben aus Ästen konstruiert, mit Böden aus riesigen Blättern, die im Flussbett selbst standen. Da es Trockenzeit war, war der Wasserstand niedrig und legte weite Flächen von Sand und Kies frei.
    „Ihr müsst vom Dorf weggehen“, erklärte Laureano, „damit ihr keine Kinder erschreckt.“ „Kinder erschrecken“, witzelte Mark. „Was denkt er denn, was mit uns wohl geschehen wird?“ „Ich glaube nicht, dass ich irgendwelche psychedelischen Drogen nehmen möchte“, wiederholte Melissa. Delfin führte uns zu den Lauben. Aus einem trat der Pocosha man heraus, prächtig geschmückt mit einem Federkopfschmuck, Federamuletten und einem knielangen blauen Kittel, unter dem er ein Paar Levis trug. (In den 1920ern hatten Missionare die Cofan dazu gebracht, die Kittel zu tragen, die sie Cushus nennen, anstatt nackt herumzulaufen.)
    Der Pocoshaman stellte den Topf in den Sand und rief uns nacheinander einzeln nach vorn. Mark machte, wie immer, den Anfang. Dann kam Melissa.
    „Ich will eben nicht übergangen werden“, sagte sie. Der Pocoshaman füllte eine Kokosnuss-Schale mit einem dicken weißlichen Sirup. Bevor wir tranken, träufelte er ein paar Tropfen Wasser über unsere Köpfe und murmelte ein paar Worte in Cofan. Delfin sagte, dass es ohne das Wasser nicht funktionieren würde. Wir tranken jeder noch eine Schale. Mark schaffte ein dritte, bevor der Topf leer war. Der Poco-Shaman und der andere Cofan-Mann tranken je zwei Schalen. Delfin nahm gar nichts.
    „Nur für den Fall, das etwas schiefgeht“, sagte er. „Hat er gerade gesagt ‚falls etwas schiefgeht‘?“, fragte Melissa nervös. „Was ist mit diesem anderen Typ?“, fragte Mark. „Oh, er wollte es nur einmal probieren. Er hat es bis jetzt noch nie genommen.“ Delfin erklärte, was wir zu erwarten hatten. „Ihr werdet Blumen, Pflanzen und Insekten sehen, die euch angreifen.“ Das klang nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass wir uns mitten im Dschungel befanden, umgeben von Blumen, Pflanzen und Insekten, die uns angriffen. Herbert sah bleich aus. Die zähe Flüssigkeit war in uns. Es gab kein Zurück. Wir warteten. „Es sah ein bisschen wie Sperma aus“, witzelte Mark. „Dann weißt du ja, warum er acht Stunden gebraucht hat, um einen Topf von dieser Größe vollzumachen“, sagte Melissa. „Wenigstens hat es nicht wie Sperma geschmeckt …“, sagte ich. „Woher weißt du das denn?“, fragte Melissa. „… ich weiß es wohl nicht wirklich.“ „Ich hätte diesen Topf auf einmal vollgekriegt“, sagte Mark. Nichts passierte. Herbert saß im Sand und hatte einen besorgten Gesichtsausdruck. Nach ungefähr einer Stunde fragte ich Delfin wegen den zwei Cofan, die dasaßen und ins Leere blickten. „Sehen sie etwas?“
    Delfin fragte sie. „Sie sagen, sie sehen Blumen.“ „Frag sie, was mit den Pflanzen und Insekten passiert ist“, sagte Melissa. „Ihr müsst versuchen, euch nicht zu erbrechen“, wies Delfin uns an.
    Herbert erbrach sich. Ich hatte allmählich ein merkwürdiges Gefühl der Orientierungslosigkeit. Irgendwie waren die Dinge nicht ganz normal. Nun begann es. Zitternd sah ich die anderen an. „Ich glaube, ich spüre langsam was“, sagte Melissa. Herbert erbrach sich wieder. Mark grinste. Ich entfernte mich etwas von den Lauben. Im offenen Flussbett konnten wir, anders als im Wald, den Himmel sehen. Es war eine sternenklare Nacht.
    Ich spürte einen stechenden Schmerz im Magen und konnte mich gerade noch rechtzeitig hinhocken,

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