Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika
wir ankamen, waren sie schon seit zwei Monaten dagewesen. (Für uns war es einfach Phillipes Camp, weil wir Phillipe vorher schon in San Agustín getroffen hatten, wo es sich wiederum herausgestellt hat te, dass er gerade erst einen Monat mit Mark in Vilcabamba in Ecuador verbracht hatte.) In Phillipes Camp wurde nicht allzu viel gefischt, aber dafür umso mehr gekokst, gekifft und relaxed. Eines Abends, als sie genau damit beschäftigt waren, ritten zwei Polizeibeamte auf Pferden durch die Bäume direkt in ihr Camp – zu schnell, um die kompromittierenden Beweise rechtzeitig ver schwinden zu lassen.
„Wir wissen, dass Sie Marihuana haben, und wir werden es fin den“, verkündete El Jefe und stellte das Camp auf den Kopf. Die beiden Bullen buddelten im Sand um das Feuer, schauten in die Kochtöpfe, öffneten alle Lebensmittelpackungen, schüttelten alle Hängematten und ließen die Camper ihre Rucksäcke öffnen. Aber kein Dope.
Schließlich gaben sie auf und gingen verwirrt davon. Philli pe, Christian und die anderen waren ebenfalls verwirrt. Wo war denn nun das Gras? Dann sah es Phillipe: Es lag, für alle sichtbar, offen in der Mitte des Lagers im Sand – so offensichtlich, dass niemand es bemerkt hatte.
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Surfende Schweine und andere Tiere
Arrecifes war voller Tiere, vor allem aus der Gruppe der Nutz tiere. Es gab drei aufgedunsene Schweine, die ihren Weg den Strand hinauf und hinab schnüffelten und aussahen, als wenn sie jede Sekunde explodieren würden. Den verrücktesten Anblick boten sie, wenn sie sich zum Abkühlen in der Brandung wälzten. Es gab auch einen hässlichen, wütenden Truthahn. Er blähte sei nen Hals auf, schlenkerte mit seinen schlaffen roten Backen, brei tete seine Flügel aus und ging auf jeden los, der an seinem Staub flecken vorbeikam, für den er unpassenderweise einen Ort auf halbem Weg zwischen dem Arrecifes-Restaurant und den Toilet ten gewählt hatte. Ein verzweifelter Spinnenaffe war an einen na hegelegenen Baum gefesselt. Seine Leine war gerade lang genug, um den nächsten Ast zu besteigen, bevor der frustrierte Kerl von der Leine zurückgerissen wurde.
Es gab Hunde, Hühner und Katzen, die alle mit den Schweinen und dem Truthahn um Reste stritten.
Ein brasilianischer Traveller brachte ein Eichhörnchen als Haustier mit. Es gab Eidechsen, Frösche, Krabben und Krähen sowie drei Störche in einem Süßwasserteich unmittelbar hinter dem Strand, auf halbem Weg zwischen unserem Camp und den Restaurants. Es gab Papageien, Geier und kleine braune Vögel, die so unspektakulär waren, dass es niemanden sonderlich interes sierte, was sie eigentlich waren. Draußen auf See gab es natürlich alle Arten von Fisch sowie Hummer, Tintenfische, Aale und Haie.
Und es gab Esel. Man benutzte sie, um Lebensmittel durch den Wald herein zu bringen, da es keine Straße gab. Die Restaurant besitzer hatten herausgefunden, dass man sie am billigsten füt tern konnte, wenn man sie zwischen unseren Lagerplätzen frei herumlaufen ließ. Sie fraßen einfach alles. Man musste sein Essen in geruchssicheren Tüten verpacken oder es hoch in den Bäumen lagern. Ansonsten wurde man mitten in der Nacht vom Kauge räusch geweckt, und wenn man seine Taschenlampe einschalte te, sah man, wie ein Esel die Vorräte mampfte, die man auf ei ner Tagestour nach Santa Marta geholt hatte. Die Nächte wurden regelmäßig vom Ruf „Burro“ („Esel“) unterbrochen, gefolgt von einem Sperrfeuer aus Kokosnussschalen. Wenn diese gegen seine Flanken prallten, sah der Esel auf, überdachte die Situation und spazierte dann gemächlich davon. Besonders interessiert waren sie an Karton und Papier. Helena gab mir mit schüchternem Blick ein Buch zurück, das ich ihr geliehen hatte.
„Ich hoffe, du hast es schon gelesen. Ein Esel hat die erste Seite gefressen“, entschuldigte sie sich. „Und die letzte.“ Hatte ich nicht. Trotzdem hatte ich Glück. Einem englischen Rucksacktouristen hatten sie den Pass weggefressen. Wir stellten uns vor, wie er das dem englischen Konsulat erklärte. „… äh ja, genau, von einem Esel gefressen.“
Phillipe versuchte, auf einem der Esel zu reiten. Der mochte es überhaupt nicht, geritten zu werden, und raste mit Phillipe davon, der sich verbissen festhielt.
Dann hielt der Esel mit quietschenden Bremsen an und warf Phillipe über seinen Kopf hinweg direkt in Phillipes eigenes La gerfeuer. Zum Glück schwelte das Feuer nur.
Es gab auch ganze Armeen von Ameisen und ein paar
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