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Der größere Teil der Welt - Roman

Der größere Teil der Welt - Roman

Titel: Der größere Teil der Welt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Egan
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beobachtete nur alles mit einer belustigten Miene.
    Bennie wartete im Gang auf mich. Ich stellte zufrieden fest, dass seine Haut seit der Highschool dunkler geworden war. Ich hatte darüber gelesen: Weil sie über Jahre hinweg dem Sonnenlicht ausgesetzt ist, wird Haut mit der Zeit langsam dunkler, und bei Bennie war dieser Prozess schon so weit fortgeschritten, dass es die Wahrheit arg strapazieren würde, ihn als Weißen zu bezeichnen.
    »Einkaufen gewesen?«, fragte er und musterte meine Tasche.
    »Angeln«, antwortete ich.
    Bennies Büro war gigantisch, und ich meine das nicht so wie ein jugendlicher Skateboarder, sondern im altmodischen, buchstäblichen Sinn. Der Schreibtisch war ein riesiges pechschwarzes Oval mit einer feucht aussehenden Oberfläche, wie nur die teuersten Flügel sie haben. Der Anblick erinnerte an eine schwarze Eislaufbahn. Hinter dem Schreibtisch gab es nichts als Aussicht – die ganze Stadt war vor uns ausgebreitet, wie Straßenhändler das auf ihren Decken mit billigen, glitzernden Uhren und Gürteln machen. So sah New York aus: wie ein wunderschöner Gegenstand, der leicht zu haben war, sogar für mich. Ich blieb bei der Tür stehen und hielt meinen Fisch fest. Bennie ging auf die andere Seite des feuchtschwarzen Ovals. Es sah aus, als würde nichts darauf Widerstand leisten – würde man eine Münze über die Oberfläche schnippen, würde sie zum Rand gleiten und auf den Boden fallen. »Setz dich, Scotty«, sagte er.
    »Warte«, sagte ich. »Das ist für dich.« Ich trat vor und legte vorsichtig den Fisch auf den Schreibtisch. Ich hatte das Gefühl, in einem Shinto-Schrein auf dem höchsten Berg von Japan ein Opfer zu bringen. Die Aussicht brachte mich völlig aus dem Konzept.
    »Du schenkst mir einen Fisch?«, fragte Bennie. »Das ist ein Fisch?«
    »Streifenbarsch. Heute morgen im East River gefangen.«
    Bennie sah mich an, als warte er auf die Pointe.
    »Der ist nicht so verschmutzt, wie alle glauben«, sagte ich und setzte mich auf einen von zwei kleinen schwarzen Stühlen vor Bennies Schreibtisch.
    Er stand auf, nahm den Fisch, ging um den Schreibtisch herum und gab ihn mir zurück. »Danke, Scotty«, sagte er. »Ich weiß die gute Absicht wirklich zu schätzen, wirklich. Aber ein Fisch verkommt hier in meinem Büro doch nur.«
    »Nimm ihn mit nach Hause zum Essen!«, sagte ich.
    Bennie lächelte sein friedliches Lächeln, machte aber keine Anstalten, den Fisch wieder an sich zu nehmen. Von mir aus, dachte ich, dann ess ich ihn eben selbst.
    Der schwarze Stuhl sah unbequem aus – ich dachte, bevor ich mich darauf sinken ließ, das ist bestimmt einer von diesen teuflischen Stühlen, bei denen der Arsch zuerst weh tut und dann einschläft. Aber es war bei Weitem der bequemste Stuhl, auf dem ich je gesessen hatte, sogar noch bequemer als die Ledercouch im Wartezimmer. Die Couch hatte mich schläfrig gemacht – auf diesem Stuhl fühlte man sich wie auf Wolken.
    »Erzähl, Scotty«, sagte Bennie. »Hast du ein Demoband, das ich mir anhören soll? Ein Album, eine Band? Songs, für die du einen Produzenten brauchst? – Woran hast du so gedacht?«
    Er lehnte an der schwarzen Fläche, die Knöchel übereinandergelegt – eine Haltung, die zwar entspannt aussieht, in Wirklichkeit aber sehr anstrengend ist. Als ich zu ihm aufschaute, wurden mir in einer Kettenreaktion einige Dinge klar: 1) Bennie und ich waren keine Freunde mehr und würden niemals wieder welche sein. 2) Er wollte mich so schnell wie möglich mit so wenig Mühe wie möglich loswerden. 3) Ich wusste längst, dass das passieren würde. Ich hatte es schon gewusst, ehe ich hergekommen war. 4) Es war der Grund, warum ich ihn aufgesucht hatte.
    »Scotty? Bist du noch da?«
    »Also«, sagte ich. »Du bist jetzt ein hohes Tier, und jeder will etwas von dir.«
    Bennie ging wieder zu seinem Chefsessel und setzte sich mir gegenüber hin, die Arme so verschränkt, dass sie weniger entspannt aussahen als in seiner früheren Haltung, tatsächlich aber entspannter waren. »Na los, Scotty«, sagte er. »Du schreibst mir völlig unerwartet einen Brief und kreuzt dann in meinem Büro auf – ich gehe doch davon aus, dass du nicht nur hergekommen bist, um mir einen Fisch zu bringen.«
    »Nein, das war ein Geschenk«, sagte ich. »Ich bin gekommen, weil ich wissen will, was zwischen A und B passiert ist.«
    Bennie schien auf weitere Erklärungen zu warten.
    » A ist, als wir beide in der Band waren und hinter demselben Mädchen her

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