Der größte Raubzug der Geschichte
Vertrauen der Gläubiger und erschweren eine weitere Kreditaufnahme. Der Bankrott erfolgt, sobald der Staat seine Kreditzinsen nicht mehr bedienen kann. Verlierer eines verdeckten Staatsbankrotts ist die breite Bevölkerung, deren Ersparnisse vernichtet werden. Sie kann die Vermögenswerte des Schuldners weder pfänden noch verwerten, muss auf Zinsen verzichten und bekommt oftmals nur einen Bruchteil ihres Kapitals zurück. 528
99 Prozent der Bürger bezahlen die Zeche
Zumeist endet ein Staatsbankrott in einer drastischen Abwertung der Währung sowie der Möglichkeit eines Totalverlusts bei Staatsanleihen. Laut einer Untersuchung der 13 staatlichen Zahlungsausfälle zwischen 1998 und 2008 mussten die Gläubiger 30 Tage nach dem Zahlungsverzug einen durchschnittlichen Abschlag von rund 50 Prozent hinnehmen. Hierbei gab es erhebliche Schwankungen zwischen den einzelnen Ländern. Gläubiger der Dominikanischen Republik hatten nur einen Verlust von fünf Prozent zu verzeichnen – Besitzer russischer Anleihen einen Verlust in Höhe von 82 Prozent. 529 Wenn man eine Lehre aus der Vergangenheit ziehen kann, dann die, dass bei Staatsbankrotten und Währungsreformen immer 99 Prozent der Bürger die Zeche bezahlen mussten. Nur ein Prozent war vorbereitet. Bereiten auch Sie sich auf das Unmögliche vor!
Staatsbankrotte 530
• Afrika: Nigeria fünfmal, Marokko viermal, Südafrika dreimal und Ägypten zweimal.
• China: 1425, 1921 und 1939.
• Deutschland: 1923 und 1948.
• Frankreich: acht Staatsbankrotte zwischen den Jahren 1500 und 1800.
• Griechenland: seit Unabhängigkeit 1829 fünf Staatspleiten.
• Indien: Seit Unabhängigkeit 1974 dreimal Staatsbankrott: 1958, 1969 und 1972.
• Mexiko: seit 1821 acht Staatspleiten.
• Österreich: 1796 und fünfmal im 19. Jahrhundert sowie nach dem Zweiten Weltkrieg.
• Portugal: 1828, 1837, 1841, 1852 und 1890.
• Russland: 1839 und 1885, 1918, 1991 und 1998.
• Spanien: 19 Staatspleiten. Bis 1800 sechsmal pleite, im 19. Jahrhundert siebenmal.
• Venezuela: Zehn Staatsbankrotte.
• Südamerika: Jedes Land ist seit dem Jahr 1800 mindestens dreimal zahlungsunfähig geworden.
• Im 19. Jahrhundert war Venezuela sechsmal pleite, Costa Rica, Honduras, Kolumbien und die Dominikanische Republik waren es jeweils viermal.
• Weitere Staatsbankrotte im 20. Jahrhundert: Venezuela: 1983, 1990, 1995 und 2004.
• Costa Rica: 1901, 1932, 1962, 1981, 1983 und 1984. Brasilien ging siebenmal Bankrott, Ecuador sechsmal. Argentinien war seit der Unabhängigkeit 1816 siebenmal pleite. Letzter Fall von Staatsbankrott 2002.
• Türkei: 1876, 1915, 1931, 1940, 1978 und zuletzt 1982.
Und möglicherweise bald: Griechenland, Portugal, Ungarn, Spanien, Slowenien, Italien, Belgien …
„Kein Staat ist in der Lage, sich genügend einzuschränken, wenn ihm unbeschränkte Finanzierungsmöglichkeiten eingeräumt werden. Diese Erfahrung muss jeder Generation, die nicht bereit ist, aus der Geschichte zu lernen, von Neuem machen.“
Erich Leverkus, Bankier 531
28. Argentinien – Augenzeugenbericht von Marc Friedrich
Dieser Augenzeugenbericht von Marc Friedrich, der zum Zeitpunkt des Staatsbankrotts 2001 in Argentinien weilte und hautnah erlebte, mit welchen Folgen ein solches Geschehen verbunden ist, soll deutlich machen, warum wir vor den Gefahren warnen und warum wir Sie auffordern, vorbereitet zu sein.
Argentinien warschon immereines meiner Traumziele.
Im Jahr 2001 verwirklichte ich meinen Traum und machte mich auf den Weg, um dort zu arbeiten. Mein Gehalt wurde in US-Dollar ausbezahlt. Dies ermöglichte mir in Buenos Aires einen angenehmen Lebensstil. Die Sonne schien, es gab alles zu kaufen, und die Stadt ist atemberaubend schön. Nicht ohne Grund nennt man Buenos Aires das Paris Südamerikas.
Aber dies war alles nur Fassade, die im Laufe des Jahres immer mehr zu bröckeln begann. Ich wurde Zeuge eines historischen Umbruchs und Zeuge eines Staatsbankrottes. Dieses Erlebnis veränderte mein ganzes Leben. An nichts, woran ich zuvor geglaubt habe, konnte ich mehr glauben.
Zu meinem Entsetzen sehe ich zehn Jahre später in Europa erschreckende Parallelen zu meinen damaligen Erlebnissen.
Inflation
Genauso wie die Mitgliedsländer der EU hatte auch Argentinien damals seine Zinspolitik aufgegeben und den Peso an den Dollar gekoppelt. Jahrelang lebten auch die Argentinier enorm über ihre Verhältnisse. Durch die Bindung an den Dollar hatte Argentinien eine negative
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