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Der groesste Teil der Welt

Der groesste Teil der Welt

Titel: Der groesste Teil der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Egan
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Spannung, die jedes Mal eintrat, wenn sie mit Jules alleine war und ihre eigenen unausgesprochenen Fragen nach seinen Plänen und Terminen sich stumm an seiner Abwehr rieben. Von den Legobauten einmal abgesehen, war es schwer zu sagen, was Jules den ganzen Tag über machte. Zweimal war im Fernseher in Stephanies Schlafzimmer ein Pornosender eingestellt gewesen, als sie nach Hause kam, und das hatte sie dermaßen irritiert, dass sie Bennie gebeten hatte, den zusätzlichen Fernseher in das Gästezimmer zu bringen, in dem Jules wohnte.
    Sie ging nach oben und hinterließ auf der Mailbox von Kathys Handy die Nachricht, dass sie das Spiel absagen müsse. Als sie in die Küche zurückkam, schaute Jules in der Frühstücksecke aus dem Fenster. »Was ist mit eurer Nachbarin los?«, fragte er.
    »Noreen?«, fragte Stephanie. »Wir glauben, sie ist verrückt.«
    »Sie macht etwas an eurem Zaun.«
    Stephanie ging zum Fenster. Und tatsächlich entdeckte sie, wie Noreens ausgebleichter Pferdeschwanz - eine Karikatur der dezent aufgehellten Strähnen aller anderen - neben dem Zaun auf und ab wippte. Ihre riesige schwarze Sonnenbrille ließ sie komisch überzeichnet wirken, wie eine Fliege oder ein Alien. Stephanie zuckte mit den Schultern, es ärgerte sie, dass Jules überhaupt Zeit hatte, über Noreen nachzudenken. »Ich muss los«, sagte sie.
    »Kannst du mich mit in die Stadt nehmen?«
    Stephanie spürte einen Anflug von Hoffnung. »Natürlich«, sagte sie. »Hast du einen Termin?«
    »Eigentlich nicht. Ich möchte nur mal rauskommen.«
    Als sie zum Auto gingen, schaute Jules sich um und sagte: »Ich glaube, sie beobachtet uns. Noreen. Durch den Zaun.«
    »Würde mich nicht überraschen.«
    »Du lässt sie einfach weitermachen?«
    »Was sollten wir dagegen unternehmen? Sie tut uns ja nichts. Sie betritt nicht einmal unser Grundstück.«
    »Sie könnte gefährlich sein.«
    »Damit kennst du dich ja aus, was?«
    »Das war gemein«, sagte Jules.
    Im Volvo schob Stephanie ein Vorabexemplar von Boscos neuem Album A to B in den cd-Player, aus dem Gefühl heraus, damit ihr Alibi zu verstärken. Boscos letzte Alben enthielten wirre, kurze Liedchen zu Ukulele-Begleitung. Bennie produzierte sie nur noch aus alter Freundschaft.
    »Kann ich das bitte ausstellen?«, fragte Jules nach zwei Songs und tat es, bevor Stephanie antworten konnte. »Und zu dem sind wir unterwegs?«
    »Wir? Ich dachte, ich sollte dich nur mitnehmen?«
    »Kann ich mitkommen?«, fragte Jules. »Bitte?«
    Er klang demütig, aber auch leicht anklagend: ein Mann ohne Ziel und Aufgabe. Stephanie hätte schreien mögen; war das die Strafe dafür, dass sie Bennie belogen hatte? In den vergangenen dreißig Minuten hatte sie eine Tennispartie absagen müssen, die sie nur zu gerne gespielt hätte, sie hatte Kathy verärgert, sich unter einem Vorwand auf den Weg zu einem Mann gemacht, der garantiert nicht bei Bewusstsein sein würde, und jetzt musste sie auch noch ihren ziellosen, überkritischen Bruder mitnehmen, damit er Zeuge wurde, wenn ihr Alibi zusammenbrach. »Ich glaube nicht, dass es großen Spaß machen wird«, sagte sie.
    »Macht nichts«, sagte Jules. »An fehlenden Spaß bin ich gewöhnt.«
    Er sah nervös zu, wie Stephanie den Wagen vom Hutch auf den Cross Bronx Expressway manövrierte, es schien ihm zu schaffen zu machen, dass er im Auto saß. Als sie sich in den Verkehrsfluss eingefädelt hatten, fragte er: »Hast du eine Affäre?«
    Stephanie starrte ihn an. »Du bist doch verrückt!«
    »Pass auf die Straße auf.«
    »Warum fragst du mich das?«
    »Ihr kommt mir nervös vor. Ihr beide, du und Bennie. Nicht so wie ich euch in Erinnerung hatte.« Stephanie fühlte sich ertappt. »Bennie kommt dir nervös vor?« Die alte Angst war sofort wieder da und schnürte ihre Kehle zu, trotz Bennies Versprechen vor zwei Jahren, als er vierzig geworden war, und obwohl sie keinen Grund hatte, an ihm zu zweifeln.
    »Ihr wirkt so, ich weiß auch nicht. Höflich.«
    »Verglichen mit den Leuten im Gefängnis?«
    Jules lächelte. »Na gut«, sagte er. »Vielleicht liegt es einfach an dem Ort. Crandale, New York«, sagte er und dehnte dabei die Wörter. »Ich wette, da wimmelt es nur so von Republikanern.«
    »So ungefähr halb und halb.«
    Jules sah sie an, ungläubig. »Verkehrt ihr etwa mit Republikanern?«
    »Das kommt vor, Jules.«
    »Du und Bennie? Ihr hängt mit Republikanern rum?«
    »Ist dir klar, dass du schreist?«
    »Pass auf die Straße auf!«, brüllte

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