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Der groesste Teil der Welt

Der groesste Teil der Welt

Titel: Der groesste Teil der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Egan
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Paris«, war ein Kommentar, den sie oft von Leuten aus New York hörte, die am Wochenende in ihre Landhäuser fuhren.
    Ab und zu traf eine Lieferung Sternfrüchte ein, und immer legte sie einige beiseite, um sie mit Lulu zu essen. Sie nahm sie mit in das kleine Haus am Ende einer ruhigen Straße, wo sie wohnten. Nach dem Abendessen, während das Radio lief und die Fenster in die gähnende Nacht geöffnet waren, taten sie und Lulu sich an ihrem süßen, exotischen Fruchtfleisch gütlich.

Vierzig Minuten Lunch mit…
    Kitty Jackson spricht offen über die Liebe, ihren Ruhm und Nixon!
     
    Ein Bericht von Jules Jones
     
    Auf den ersten Blick sehen Filmstars immer klein aus, und Kitty Jackson ist keine Ausnahme, auch wenn sie in jeder anderen Hinsicht vielleicht außergewöhnlich ist.
    Allerdings ist klein nicht das richtige Wort; sie ist winzig - ein menschlicher Bonsai in einem weißen ärmellosen Kleid an einem Tisch hinten in einem Restaurant in der Madison Avenue, wo sie mit ihrem Handy telefoniert. Sie lächelt mir zu, als ich mich setze, und verdreht die Augen in Richtung ihres Telefons. Ihre Haare sind von dem Blond, das man überall sieht, »mit Highlights« nennt meine Exverlobte das, aber bei Kitty Jackson wirkt diese zerzauste Mischung aus Blond und Braun natürlicher und teurer als bei Janet Green. Ihr (Kittys) Gesicht unterscheidet sich eigentlich nicht groß von all den anderen hübschen Gesichtern, die man zum Beispiel im Klassenzimmer einer Highschool antrifft; Stupsnase, üppiger Mund, große blaue Augen. Aber aus Gründen, die ich nicht exakt benennen kann - wahrscheinlich denselben Gründen, weswegen ihre gehighlighteten Haare im Vergleich zu normalen (Janet Greens) gehighlighteten Haaren überlegen wirken -, kommt Kitty Jacksons alles andere als außergewöhnliches Gesicht als außergewöhnlich rüber.
    Sie telefoniert noch immer, und fünf Minuten sind schon um.
    Endlich beendet sie das Gespräch, klappt ihr Telefon auf After-Eight-Größe zusammen und verstaut es in einem weißen Lacklederhandtäschchen. Dann fängt sie an, sich zu entschuldigen. Sofort wird klar, dass Kitty zur Kategorie der netten Stars gehört (Matt Damon) und nicht zu der der schwierigen (Ralph Fiennes). Stars aus der netten Kategorie verhalten sich, als wären sie genau wie man selbst (d. h. ich), damit man sie mag und schmeichelhafte Dinge über sie schreibt, eine Strategie, die fast weltweit Erfolg hat, obwohl sich jeder Interviewer natürlich einbildet, dass er viel zu abgebrüht ist, um ernsthaft zu glauben, dass Brad Pitts dringender Wunsch, ihn durch sein Haus zu führen, nichts damit zu tun hat, dass er ihn auf die Titelseite von Vanity Fair bringt. Kitty entschuldigt sich für die zwölf brennenden Reifen, durch die ich springen musste, und die vielen Meilen glühend heißer Kohlen, über die ich sprinten musste, um vierzig kostbare Minuten in ihrer Gesellschaft verbringen zu dürfen. Sie bedauert zutiefst, dass sie soeben die ersten sechs dieser Minuten im Gespräch mit jemand anderem verbracht hat. Ihr Sturzbach von Entschuldigungen macht mir wieder einmal klar, warum mir schwierige Stars lieber sind, solche, die sich hinter ihrem Ruhm verbarrikadieren und durch die Ritzen spucken. Ein Star, der nicht nett sein kann, hat die Beherrschung verloren, und ohne die Selbstbeherrschung des Gegenübers anzukratzen, geht es bei der Promiberichterstattung nicht.
     
    Der Kellner nimmt unsere Bestellung auf. Und da die zehn Minuten Geplauder, das ich nun mit Kitty austausche, hier keine Wiedergabe verdienen, erwähne ich lieber, indem ich einer populär-kulturellen Beobachtung durch modische Fußnoten die Aura altehrwürdiger Ledereinbände verleihe, dass man Sie, wenn Sie ein junger Filmstar mit mehr oder weniger blonden Haaren und einem überaus wiedererkennbaren Gesicht aus dem neuen Film sind, dessen gewaltiger Profit sich nur dadurch erklären lässt, dass ihn vermutlich jeder Mensch in Amerika mindestens zweimal gesehen hat, auf eine Weise behandelt, die sich von der Art, wie man zum Beispiel einen kahl werdenden Mann mittleren Alters mit hängenden Schultern und einem Hang zu Ekzemen behandelt, ein wenig unterscheidet - um nicht zu sagen radikal unterscheidet. Oberflächlich gesehen wird man gleich behandelt - »Darf ich Ihre Bestellung aufnehmen?« usw. -, aber unter dieser Oberfläche rumort es nur so, weil der Kellner erkannt hat, dass es sich bei meinem Gegenüber um eine Berühmtheit handelt, und deswegen ganz aus

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