Der größte Verlierer der Welt
Dichterlesung 110 • Die
letzten Tage des Suicide Kid 112 - Schlag auf Schlag 115 •
Charles Soundso 117 • Story und Gedicht 119 • Mein
Hauswirt und seine Alte 121 • Zuviel
- 6 -
Lärm um nichts 123 • Ein Anruf 125 • Diese Öden Scheißer
126 • Kleinigkeiten mit Folgen 128 • Der 2. Weltkrieg 129 •
Jeffers 143 • Überleben ist alles 146 • Allein mit einem
Flammenwerfer 149 • Der Wilde 151 • Karneval 153 •
Schnürsenkel 155 • Amerikanischer Matador 158 • Eine
aussterbende Gattung 159 • Spätvorstellung 161 • Die
Schönheit des Schimpansen 163 • Klimax 165 • Die Traum-
frau 166 • Mehr oder weniger für Julie 168 • Ein Künstler
169 • Hoffen wir mal auf einen Bestseller 171 - Ein Fall von
Haßliebe 173 • Mann und Frau im Bett um 10 Uhr abends
174 • Das Warten auf die Antwort 177 • Ein Krach 179 •
Stromausfall 181 • Die Dusche 183
- 7 -
I. Gedichte 1968—1969
- 8 -
In Uruguay oder in der Hölle
Es hätte in Mexiko sein sollen,
Mexiko hatte sie immer gemocht
und Arizona und New Mexico und
Tacos, aber keine Fliegen,
und nun stand ich also da
und wartete -
ausdauernd
und nicht
zu übersehen
in meinem schwarzen
Anzug.
Der Priester war verärgert,
er hatte sich seit Tagen
mit dem Sohn gestritten,
es ging darum, ob die Mutter
ein Recht auf ein katholisches
Begräbnis hatte oder nicht.
Schließlich einigten sie sich:
keine Totenmesse in der Kirche,
aber am Grab, da würde
der Priester sein Ding
sagen.
Dem Priester waren
solche Feinheiten wichtig,
dem Sohn ging es nur um eins:
was ihn das ganze
kosten würde.
Ich war der Liebhaber.
Mir ging es auch um etwas,
aber das war jetzt
tot.
- 9 -
Wir waren nur zu dritt:
der Sohn
die Vermieterin
der Liebhaber. Es war
heiß. Der Priester wedelte
seine Litanei durch die Luft,
und dann war er
fertig. Ich ging
zu ihm hin und
dankte ihm für
die Worte.
Dann gingen wir zurück,
stiegen ins Auto und
fuhren weg.
Es hätte in Mexiko sein sollen,
in Uruguay oder in der Holle.
Der Sohn setzte mich
vor meiner Wohnung ab
und sagte, wegen des
Grabsteins würde er mir
schreiben, aber ich wußte
daß er log -
wenn sie einen Grabstein bekam
dann würde ihn der Liebhaber
hinstellen.
Ich ging nach oben,
stellte das Radio an
und zog die Spring-
rollos herunter.
- 10 -
Ameisen
Ameisen kriechen mir
über die betrunkenen Arme
und Van Gogh ließen sie
in einem Kornfeld sitzen
und der Welt das Leben auspusten
mit einer Schrotflinte
Ameisen kriechen mir
über die betrunkenen Arme
und Rimbaud ließen sie
Waffen schmuggeln und
unter Felsbrocken
nach Gold suchen
Ameisen kriechen mir
über die betrunkenen Arme
und Pound steckten sie
ins Irrenhaus
und Crane brachten sie soweit
daß er in seinem Schlafanzug
ins Meer sprang
Ameisen, Ameisen kriechen mir
über die betrunkenen Arme
während unsere Schuljungen
nach Willie Mays schreien
statt nach Bach
Ameisen kriechen mir
über die betrunkenen Arme
durch den Alkoholdunst
greife ich nach Surfboards
und Ausgüssen, nach Sonnenblumen,
und die Schreibmaschine plumpst
vom Tisch wie ein Herzanfall
wie ein toter Stier am Sonntag
- 11 -
und die Ameisen kriechen mir
in den Mund und in den Hals
ich spüle sie mit Wein herunter
ziehe die Jalousien hoch
und jetzt sind sie auf
dem Fliegengitter, auf den
Straßen, kriechen
an Kirchtürmen hoch
in Autofelgen hinein
und suchen sich
etwas anderes
zu fressen.
- 12 -
Eine literarische Diskussion
Markov behauptet, ich wolle
ihm die Seele knicken. Aber
seine Frau wäre mir lieber.
Ich lege meine Füße auf
seinen Kaffeetisch,
und er sagt: Im Prinzip
hab ich nichts dagegen,
wenn du die Füße
auf den Tisch legst,
aber der hier hat
wackelige Beine
und kann jeden Augenblick
aus dem Leim gehen.
Ich lasse die Füße
auf dem Tisch. Aber
seine Frau wäre mir lieber.
Ich würde mich lieber,
sagt Markov,
mit einem Straßenbau-
arbeiter unterhalten
oder mit einem
Zeitungsmann. Die sind
wenigstens so nett
und halten sich an die
Anstandsregeln,
auch wenn sie Rimbaud
nicht von Rattengift
unterscheiden können.
- 13 -
Meine leere Bierdose
rollt zu Boden.
Daß ich sterben muß,
macht mir nicht soviel
aus, sagt Markov.
Mein Part in diesem Spiel ist,
daß ich das beste machen muß
aus meinem Leben.
Ich packe seine Frau, die gerade
an mir vorbeikommt, und dann
drückt ihre Muschi gegen meinen Bauch,
und sie hat schöne
Weitere Kostenlose Bücher