Der größte Verlierer der Welt
ihm übel,
und sie kam an, und sie sagte
sie habe ihre Handtasche verloren
mit 55 Dollar drin und ihren
ganzen Ausweisen, 100 Meilen
außerhalb der Stadt, sie sei es
leid geworden, darauf zu warten,
ob er anrufe oder nicht.
Laß uns bloß keinen Krach mehr
haben, sagte sie, ich kann es
nicht verkraften. Er übergab sich,
und sie sagte: Du willst dich
bloß noch umbringen.
All right, sagte er, kein
Krach mehr. Aber er wußte,
daß es wieder und wieder
passieren würde, bis zum
endgültigen Krach. Und er
stand auf, spülte sich den
Mund aus, wusch sich das
Gesicht und ging wieder
mit ihr ins Bett, und sie
hielt ihn wie ein Baby,
und er dachte: Verdammt,
was bin ich bloß für ein Mann?
Aber dann machte er sich
keine Gedanken mehr, und sie
küßten sich, und alles
war wieder in Ordnung
bis zum nächsten Mal.
- 180 -
Stromausfall
Ich war drauf und dran
ein unsterbliches Gedicht
zu schreiben, es war 21.30 Uhr,
ich hatte den ganzen Tag gebraucht,
um in die richtige Stimmung zu kommen,
ich setzte mich an die Schreibmaschine
und hatte gerade die Finger auf
den Tasten, da ging in der ganzen Gegend
das Licht aus.
Sie arbeitete an ihrem Roman. Naja,
sagte sie, gehn wir eben ins Bett.
Wir gingen ins Bett.
Da wir es in den letzten beiden Nächten
fünfmal getrieben hatten, entschieden wir,
daß wir uns zur Abwechslung mal Gespenster-
geschichten erzählen wollten.
Sie erzählte mir eine von 2 Schwestern,
die sich im Wald verirrten und zum Haus
eines Wahnsinnigen kamen, es war kalt
und finster und er war nirgends zu sehen,
deshalb gingen sie rein, und die
eine Schwester legte sich in das eine Bett,
und die andere legte sich ins andere,
und mitten in der Nacht wachte die
eine Schwester auf, als sie so ein
knarrendes Geräusch hörte, und da
saß der Wahnsinnige in seinem Schaukelstuhl
und hatte den abgesäbelten Kopf
ihrer Schwester im Schoß,
und ich erzählte eine,
die handelte von zwei Pennern in einer
Bruchbude, und der eine Penner saß
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auf dem Fußboden und steckte sich
die Hand in den Mund und aß seine Hand
und dann den ganzen Arm und dann aß er sich
komplett auf, und der andere sah sich das an,
und anschließend machte er es ihm nach,
und am Ende sieht man nur noch einen
leeren Fußboden, über den die Reflexe
einer bunten Neonreklame zucken . ..
Also kurz und gut: wir schliefen ein.
Und dann gingen plötzlich sämtliche
Lichter an und das Radio und der
Fernseher, und wir wachten auf,
und ich sagte: Ach Gott, das Leben
ist zurückgekehrt, und sie sagte
Na, was soll's, am besten,
wir schlafen weiter.
Ich stand also auf, schaltete alles
aus, und wir machten die Augen zu,
und sie dachte: War mal wieder nichts
mit meinem unsterblichen Roman,
und ich dachte: War mal wieder nichts
mit meinem unsterblichen Gedicht.
Ohne irgendeine Form von Elektrizität
geht eben nichts.
Und die Straßenlaternen hielten mich
noch eine halbe Stunde wach, und dann
hatte ich einen Traum, darin verdiente
ich mir meinen Lebensunterhalt damit,
daß ich Streichhölzer und Glühbirnen aß,
und ich war der Beste in meiner Branche.
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Die Dusche
Hinterher gehn wir jedesmal unter die Dusche,
ich mag das Wasser gern richtig heiß,
sie nicht so sehr,
und ihr Gesicht ist immer
ganz weich und friedlich,
und sie wäscht mich immer zuerst,
seift mir die Eier ein, hebt sie an,
drückt sie, dann wäscht sie mir den Schwanz
»Hey, der ist ja immer noch steif!«,
dann das ganze Haar da unten,
den Bauch, den Rücken, die Beine.
Dann wasche ich sie. Zuerst
die Möse. Ich stehe hinter ihr,
mein Ding zwischen ihren Hinterbacken,
und schäume ihr mit Gefühl die
Mösenhaare ein, wasche sie langsam und
bedächtig, lasse mir dazu vielleicht
mehr Zeit als unbedingt nötig . ..
dann die Kniekehlen, die Schenkel,
den Arsch, den Rücken,
ich dreh sie herum, gebe ihr einen Kuß,
seife ihr die Brüste ein, den Bauch,
den Hals ... die Knie, die Waden, die Füße .. .
dann noch mal die Möse, als Glücksbringer,
noch mal ein Kuß, dann geht sie raus
und frottiert sich ab, manchmal
singt sie auch dabei .. . ich bleibe
unter der Dusche, stelle mir das Wasser
heißer, genieße das wohlige Gefühl, das
Wunder der Liebe. Dann geh auch ich raus,
gewöhnlich ist es Spätnachmittag und ruhig
und beim Anziehen überlegen wir gemeinsam,
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was noch alles zu erledigen ist, aber dadurch
daß wir zusammen sind, erledigt sich schon
das
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