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Der größte Verlierer der Welt

Der größte Verlierer der Welt

Titel: Der größte Verlierer der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowsky
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SCHEISSER
    eröffnete ich ihm ICH HAB BEREITS ZWEI MÄN-
    NER AUF DEM GEWISSEN! UND EH ICH MIR
    EINEN JUCKENDEN ARSCH EINHANDLE
    BRING ICH AUCH DICH NOCH UM!!!

    Aber der alte Idiot
    lachte mich nur an Für einen Augenblick sah ich
    es vor mir Ich konnte mich dazu hinreißen lassen
    Meine Hände um seinen toten faltigen Hals Wer
    sagt daß man einen Toten nicht mehr umbringen kann?
    Die Augen quellen raus die Zunge die Lunge
    hechelt nach Luft Aber der Gedanke daran war doch
    zu widerwärtig Ich glaube nicht daß Dostojewski
    in >Schuld und Sühne< darauf rauswollte daß der
    Mensch
    nicht entscheiden kann wer zu verschwinden hat Er
    kann es sehr wohl und er weiß es auch Es ist nur
    bequemer wenn man's dem lieben Gott überläßt Denn
    sonst müßte man mit allen aufräumen auch mit sich
    selber Und das würde Gott schlecht aussehen lassen
    und außerdem haut es nicht hin Wenn man nämlich
    Gott
    eliminiert dann muß man alles selber machen Und
    mit 20 oder 30 oder 60 Jahren auf dem Buckel kommt
    man gegen eine Hypothek von 2000 Jahren Tradition
    nicht an Deshalb tat Dostojewski das einzig Rich-
    tige : er räumte ein daß er sich irren könne Ob-
    wohl er es im Gefühl hatte daß er richtig lag Und
    deshalb ließ ich es dabei: der alte Mann schiß
    und laberte sein >Tara Bubu< und ich schlief unter
    meiner kratzenden Wolldecke
    Die Würfelspiele wurden immer wieder unterbrochen
    von einem Wächter im Turm der seine MPi auf uns

    - 139 -
    anlegte Der Typ dem die Würfel gehörten nahm sich
    aus jedem Pott einen viel zu großen Anteil und die
    Verlierer wurden sauer und einer von ihnen sagte
    zu ihm »Du rührst diesen Pott nicht eher an
    als bis ich dir's sage!« Und dann lief das Spiel
    wieder eine Weile bis der Kerl im Turm wieder
    seine Spritze schräg nach unten richtete

    Sie kamen und holten mich aus der Zelle und
    dann ging's in ein Zimmer wo sie einen Bericht auf-
    setzten
    Sie fragten mich, wie man manche Wörter
    buchstabiere Andernach zum Beispiel und solche
    Sachen
    Ich hatte inzwischen einen roten Vollbart
    und sie wollten wissen warum und ich sagte
    »Hatten Sie schon mal die letzte Zelle hinten
    im Gang? Die Rasierklinge wird vorne in der
    ersten Zelle ausgegeben und damit müssen sich alle
    rasieren und bis sie hinten ankommt ist sie stumpf
    Und waren Sie schon mal mit einem alten Mann
    in der Zelle für den der einzige Spaß im Leben
    nur noch aus Essen und Scheißen und Rasieren be-
    steht? Würden Sie ihm V3 von seinem Spaß nehmen
    und die Rasierklinge vor ihm benutzen ? Außerdem
    brauch ich diesen roten Vollbart damit mich die
    Wolldecken nicht so kratzen«

    »Ich glaub dieser Kerl spinnt« sagte einer
    von ihnen

    Na jedenfalls 3 oder 4 Tage danach
    ließen sie mich raus

    aber erst mußte ich noch einmal bei der Army vor-
    stellig werden ärztliche Untersuchung und dann

    - 140 -

    zum Psychiater
    und bei dem fiel ich erneut durch
    Und am Tag als sie mich rausließen noch ehe ich
    mich nach einem Zimmer umsah legte ich mich im
    Park hinter der Stadtbibliothek von Philly ins Gras
    Ich lag auf dem Rücken und spürte wie kleine
    Käfer auf mir herumkrochen aber ich ließ sie
    Sie waren schöner und sauberer als das was vorher
    auf mir herumgekrochen war
    Ich lag da und ließ mir
    die Wolken durch den Kopf ziehen aber der Himmel
    hatte eine giftige Farbe die Augen taten mir weh
    alles war mir verleidet ich wurde immer trüb-
    sinniger
    Ich horte ein paar Mädchen vorbeikommen
    sie redeten lachten eine stolperte über meine
    Füße und sagte »OOOh... OOOH« und dann
    kicherte sie Ich starrte finster zu ihnen hinauf
    aus meinem roten Putzwolle-Gestrüpp und eine
    von ihnen sagte
    »OOOOOH den möcht ich gerne mal haben!«
    und ich fiel zurück und versank wieder in den
    Wolken Später rappelte ich mich hoch
    aus meinem jämmerlichen grünen
    Grab und setzte mich auf eine Parkbank und
    sah dem Verkehr zu und da kam es: Lastwagen
    ein ganzer Konvoi voll von braven jungen Soldaten
    die auch bloß leben wollten ich sah sie an und
    für einen Augenblick spürte ich eine Nähe zu ihnen
    diesen ANDEREN aber wieder einmal blitzte ich
    bei ihnen ab bereits auf dem ersten Lastwagen wur-
    de gezischt und geflucht und gebuht nackter Haß
    schlug mir entgegen sie wollten mich auch da oben
    haben Der Haß zog jetzt eine Spur die ganze Straße
    lang während die übrigen Lastwagen langsam an mir
    vorbeirollten Es war wie eine Oper eine Oper in

    - 141 -
    der einem nichts als Verdammnis um die Ohren

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