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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Kunden geöffnet, selbst als seine Frau im hinteren Bereich vor Schmerzen schrie. Er konnte es sich nicht leisten, das Geschäft lasch zu führen, zumal es jetzt noch ein weiteres Maul zu füttern gab.
    Abban hatte Chabin als einen guten Menschen in Erinnerung. Er arbeitete fleißig, um für seine Familie zu sorgen, obwohl er zu feige war, um ein Krieger zu werden, und die Geistlichen ihm einen Mangel an Glauben vorwarfen.
    Da ihm diese beiden Berufsstände verwehrt waren, die einzigen Beschäftigungen, die man eines krasianischen Mannes für würdig erachtete, sah Abbans Vater sich gezwungen, jeden Tag den Buckel krummzumachen und zu schuften wie eine Frau. Er war ein khaffit , ein Mann ohne Ehre, und infolgedessen würde ihm das Paradies des Everam für immer verschlossen bleiben.
    Aber Chabin hatte seine Bürde klaglos geschultert und einen winzigen Verkaufsstand, an dem minderwertige Kinkerlitzchen verhökert wurden, in ein blühendes Geschäft verwandelt, das sogar Kunden in so weit entlegenen Gebieten wie den Grünen Ländern im Norden bediente. Er hatte Abban in Mathematik und Geografie unterwiesen, ihm gezeigt, wie man Worte schreibt, und
ihn in der Sprache der Leute aus den Grünen Ländern unterrichtet, damit er mit ihren Kurieren in deren eigener Zunge um die Güter, die sie transportierten und feilboten, feilschen konnte. Er brachte Abban vieles bei, doch in erster Linie hatte er ihn gelehrt, die dama zu fürchten. Eine Lektion, für die Chabin mit seinem Leben bezahlt hatte.
    Die dama , Heilige Männer des Everam, die gleichzeitig als weltliche Führer fungierten, nahmen in der Krasianischen Gesellschaft den höchsten sozialen Rang ein. Sie trugen strahlend weiße Gewänder, die man schon von weitem sah, und dienten als Brücke zwischen den Menschen und ihrem Schöpfer. Dama hatten das Recht, jeden beliebigen Stammesangehörigen, der im Rang unter ihnen stand, auf der Stelle und ohne Furcht vor Bestrafung zu töten, wenn sie glaubten, dieser Mann entböte ihnen oder den heiligen Gesetzen, die sie erließen, nicht den gebührenden Respekt.
    Abban war acht Jahre alt gewesen, als sein Vater umgebracht wurde. Cob, ein Kurier aus dem Norden, war an ihren Verkaufsstand gekommen, um Vorräte für seine Rückreise einzukaufen. Er galt als hochgeschätzter Kunde, auf den sie überdies angewiesen waren, damit der Warenstrom aus den Grünen Ländern nicht versiegte. Abban behandelte diesen Mann als sei er ein Prinz.
    »Auf dem Weg hierher wurde einer meiner Bannzirkel beschädigt«, erklärte Cob, der hinkte und sich beim Gehen auf seinen Speer stützen musste. »Ich benötige Schnüre und Farbe.«
    Chabin schnippte mit den Fingern, Abban reichte seinem Vater einen kleinen Topf mit Farbe und sprintete gleich darauf los, um Schnüre zu holen.
    »Ein verfluchter Sanddämon hat mir den halben Fuß abgebissen, ehe ich mich in meinen Ersatzzirkel flüchten konnte«, erzählte Cob und hob sein bandagiertes Bein.
    Abgelenkt von diesem Anblick, bemerkten weder Chabin noch Cob, dass ein dama an ihrem Stand vorbeiging.
    Doch der dama hatte sie gesehen; vor allen Dingen war ihm übel aufgestoßen, dass Abbans Vater sich nicht unterwürfig verbeugt hatte, wie es sich für einen khaffit gehörte, wenn ihm ein Geistlicher begegnete.
    »Nieder mit dir, du dreckiger khaffit !«, schnauzte der dal’Sharum , der den dama begleitete.
    Vor lauter Schreck über das donnernde Gebrüll wirbelte Chabin herum und verschüttete Farbe auf die blütenweiße Robe des dama .
    Einen Moment lang schien die Zeit stillzustehen, dann fasste der empörte dama über den Verkaufstresen, packte Chabin bei seinem Haupthaar und beim Kinn und drehte seinen Kopf mit einem scharfen Ruck herum. Ein knackendes Geräusch wie von zerbrechendem Holz hallte durch das Zelt, und Abbans Vater fiel tot um.
    Seit jenem Tag war über ein Vierteljahrhundert vergangen, doch an diesen entsetzlichen Laut konnte Abban sich noch immer lebhaft erinnern.
    Als Abban alt genug war, hatte man gewaltsam versucht, einen Krieger aus ihm zu machen, damit er die
Schande seines Vaters tilgte. Doch obwohl die Zugehörigkeit zu seiner Kaste nicht erblich war, erwies sich Abban als genauso feige und schwach wie sein Vater. Er diente immer noch als Novize, als er durch den brutalen Drill zum Krüppel wurde und ihm gar nichts anderes übrigblieb, als ebenfalls die ehrlose Laufbahn eines khaffit einzuschlagen.
    Abban nickte ein paar Händlern zu, an deren Buden er vorbeikam. Die meisten

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