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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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dazu. Der Bauer sagte mit Freuden ja. Da verkündigte ihm das graue Männchen, seine Frau gehe mit einem Kinde, das sei nun ihm verfallen und er müsse es ihm hier auf den Fleck bringen, sobald es das zwölfte Jahr erreicht hätte. Bis dahin solle er dem Kinde in allem den Willen tun und ihm nichts befehlen.
    Als der Bauer nach Haus kam und seiner Frau alles erzählte, sagte sie anfangs, das Männlein habe sich geirrt, doch nach und nach machte sich die Sache, und nach drei Vierteljahren genas sie eines schönen Söhnleins. Zugleich mit dem Kinde kam dem Bauern das Glück ins Haus, sodass er bald nach des Männleins Versprechen doppelt so reich war, als er vorher gewesen.
    Der Knabe lief den ganzen Tag im Wald umher, und als er sechs Jahr alt war, musste ihm der Vater eine Flinte kaufen, mit der schoss er alles, was ihm in den Weg kam. Als des Buben zwölfter Geburtstag da war, sagte der Bauer zu ihm, er möge doch morgen einmal mit ins Holz fahren. Des andern Tages setzten sie sich auf den Wagen und fuhren hinaus an die bewusste Stelle. Der Alte fing nun an, dürres Holz aufzulegen und allmählich ein Bündelchen daraus zu machen, immer in der Erwartung, dass das graue Männlein kommen sollte. Dem Buben währte aber das Ding bald zu lang und er sagte: »Vater, macht fort, sonst bleib ich nicht da!« Der Vater sprach in seinem Sinn: »O gingst du doch!« Da er ihn aber nichts heißen durfte, so schwieg er ganz still und sammelte fort, aber noch viel langsamer. »Vater«, sagte jetzt der Bub ärgerlich, »wenn du nicht fortmachst, so geh ich in die weite Welt.« – »O wenn du doch gingst!«, dachte der Vater und tat, als wenn er über seiner Arbeit einschlafen wollte. Da warf der Sohn sein Gewehr auf den Buckel und sagte: »Ade Alter«, und fort war er. Der Bauer aber war froh und fuhr heim zu seiner Frau und erzählte ihr die ganze Sache und war viel Jammerns bei ihnen über das verlorene Kind.
    Der Bub lief unterdessen immer lustig in die Welt hinein, doch als er aus dem Walde gekommen und noch ein paar Stunden gegangen war, kam der Hunger an ihn. Deswegen ging er zu einem Bauern und verdingte sich als Knecht, tat aber nicht lang gut. Er kam bald bei vielen Herrschaften herum und es war nirgends viel Rühmens von ihm.
    Endlich kam er auch wieder einmal zu einer Herrschaft, da sollte er die Schafe hüten. Ehe er zum ersten Male hinaustrieb, nahm ihn die Frau zur Seite und sagte, es wäre schade um so ein junges Bürschchen wie Milch und Blut, und er solle sich mit seinen Schafen auf der Weide immer links halten, denn rechts im Walde sei der große Bär, der habe schon drei Schäfer vor ihm geholt. Der Bub dankte der Frau, hing sein Gewehr um und trieb sein Vieh gleich rechts und immer weiter rechts bis an den dunkeln Wald. Gleich kam auch mit fürchterlichem Brummen ein Bär gelaufen so groß wie ein Scheuertor, mit glühenden Augen, so groß wie ein Paar Suppenteller. Der Bursch besann sich nicht lange und schoss dem Tier gerade ins Gesicht. Da stand mit einem Schlage statt des Bären eine wunderschöne weiße Dame vor ihm, die bedankte sich, dass er sie erlöst habe, und sagte, er solle sich dreierlei wünschen. »Fürs erste«, sprach da der Junge, »wünsche ich mir das Himmelreich dereinst zu erben, fürs zweite so viel Geld, als ich nur immer haben mag, und fürs dritte dich zur Frau.« – »Alles sollst du haben«, sagte die Dame, »nur das dritte kann nicht sein, denn ich bin nicht mehr ledig und habe einen Mann und drei Kinder zu Hause. Ich will dir aber stattdessen die Kraft schenken, dass du dich verwandeln kannst, zu was du willst.« Und damit verschwand sie.
    Der junge Bursch zog seines Weges fort, bis er an ein großes Schloss kam, da hieß es unten im Ort, heut über acht Tage sei etwas Großes droben vor. Der König wolle seine drei Töchter nebeneinanderstellen; davon sehe eine aus wie die andre, und wer es riete, welche die älteste oder die jüngste sei, der solle sie haben und das Königreich dazu; wer aber falsch rate, der müsse den Kopf lassen. Da verwandelte er sich in ein goldiges Vöglein und flog in den Schlossgarten, wo die drei Töchter an der Tafel saßen und speisten. Er nahm sich ein Bröcklein und flog damit fort, kam wieder und tat, als wenn er immer kecker würde und ließ sich endlich von der einen mit der Hand

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