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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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was auch geschehen mag.« So sprach sie und ging fort, und der Jägerbursch tat wie sie befohlen – die Zeit wollte ihm aber unter dem Bette gar lang werden bis sie wiederkam.
    Endlich trat sie herein und legte sich nieder, da kroch er schnell hervor und tat nach ihrem Geheiß. Da er nun kaum sich über sie gelegt hatte, kamen auch schon die Geister von der finsteren Welt mit großem Lärmen herein und an das Bett. Der Angstschweiß brach dem armen Jäger aus, aber er rührte und regte sich nicht, gleich als ob er fest schliefe. Die Geister fingen nun an, auf ihn zu schlagen wie auf einen Sack und ihn zu stechen und peinigen auf alle Art und Weise. Er hätte schreien mögen aus allen Kräften und dachte, er müsse des Todes sein, aber er blieb standhaft und fest und bewegte keinen Finger. Bis um Mitternacht musste er es also abhalten, mit dem Schlage zwölf aber waren die Geister verschwunden, als wären sie niemals dagewesen.
    Der Jägerbursch war wund und geschunden an allen Gliedern, die Schwanenprinzessin aber bestrich ihn mit einer Wundersalbe, dass ihm kein Finger mehr wehe tat; dann lobte sie ihn, dass er die erste Probe so wacker bestanden, und stellte allerlei Speisen und köstlichen Wein vor ihn zur Stärkung. Als er jedoch getrunken und gegessen hatte, hieß sie ihn wieder hinabkriechen und liegenbleiben bis zur anderen Nacht.
    Den Abend musste sie wieder weggehen zur Musik, und als sie um elf Uhr heimkam, kroch er hervor und tat wie das erste Mal. Weil er wusste, dass ihm nichts geschehen konnte, wenn er fest blieb, war seine Angst schon geringer geworden; doch war sein Mut größer, so war auch die zweite Probe härter denn die erste. Die Geister stürzten mit grausigem Getöse herein und begannen also mit ihm umzuspringen, dass das, was sie zuvor getan, nur ein Kinderspiel dagegen war.
    Als sie ihn am ganzen Leibe zerhauen und zerstochen, dass keine heile Stelle mehr an ihm war und alles nichts an ihm fruchten wollte, schleppten sie einen großen Kessel voll siedenden Öles herein, stellten ihn vor das Bett und schickten sich an, ihn hineinzuwerfen. Sie hatten ihn an Händen und Füßen aufgehoben und hielten ihn darüber; er dachte, nun sei es wirklich um ihn geschehen, und wollte eben aufschreien, da schlug es Mitternacht und sie mussten fort, die Schwanenjungfer aber hatte ihn gar bald wieder mit ihrer Salbe geheilt. Darauf erquickte sie ihn wieder mit Speis und Trank und dankte ihm gar freundlich, dass er auch das zweite Mal sich so gut gehalten und somit ihre Erlösung ihrem Ende nahe gebracht hatte.
    Â»Noch einmal bleibe fest«, sprach sie, »so bin ich dein und wir wollen immer in Freuden leben, jetzt aber musst du wieder unter das Bett und still liegen bis zur anderen Nacht.«
    Die letzte Nacht kam, und alles trug sich zu wie vorher, nur dass es die finsteren Geister diesmal am allerschlimmsten trieben. Sie zerhieben und zerschnitten ihn, als wenn er es gar nicht gespürt hätte, und da immer noch keine Qual ihn zum Schreien brachte, trugen sie einen großen Galgen herein und machten Anstalt, ihn daran aufzuknüpfen. Schon hatten sie ihm die Schlinge um das Genick gelegt – da tat es einen ungeheuren Schlag und die Erlösung war glücklich vollbracht.
    Eh’ er wusste, wie ihm geschehen, stand der Jägerbursch im Freien und im Hellen, und die Schwanenprinzessin war bei ihm und war erlöst. Sie bestrich ihn zum letzten Male mit der Salbe, also dass er gesünder und schöner ward denn zuvor, dann heiratete er sie und zog mit ihr gen Frankreich an des Königs Hof. Als der sie nun erblickte in ihrer großen Herrlichkeit, da musste er selber gestehen, dass sie schöner sei als seine Tochter.

Das graue Männchen
    Es war einmal ein reicher Bauer. Weil er aber schon alt war und kein Kind hatte, ward er traurig und dachte: »Ich weiß doch nicht, für wen ich eigentlich schaffe.« Er ließ nun die Sachen gehen wie sie wollten, und bald war mehr als die Hälfte seines Vermögens fort. Auf einen Tag lud er Holz im Walde ab, da kam ein kleine graues Männlein und fragte ihn, warum er so traurig sei? Als er nun erzählte, wie es jeden Tag rückwärts mit ihm gehe und ein Acker um den andern verkauft werde, da sagte das Männlein, er, der Bauer, habe etwas im Hause, wenn er ihm das zu eigen gebe, so wolle er ihn wieder so reich machen, als er gewesen, und noch einmal so reich

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