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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Gold-Macht-alles-Aus seins«, und damit fielen beide dem König zu Füßen und baten ihn um Verzeihung, und das Kind erhob seine Händchen, als bäte es auch um Gnade.
    Da stand der König starr und stumm, aber er musste wohl gute Miene zum bösen Spiel machen, denn er konnte doch sein Wort nicht brechen. So bekam der Soldat die Hand der Königstochter und nach dem Tode ihres Vaters auch das Königreich.

Von der schönen Schwanenjungfer
    In Frankreich war ein junger Jägerbursch, der war der beste Schütze weit und breit, aber an einem Tage ging er bis zum Abend im Wald herum und konnte nicht zum Schuss kommen. So kam er endlich mitten in der Wildnis an einen großen, schönen See, darauf schwamm ein Schwan, blank und silberweiß wie er noch keinen gesehen hatte. Er legte rasch seine Armbrust an und zielte auf den Vogel, da rief eine Stimme: »Schieß nicht, sonst kostet es dich dein Leben!« Er erschrak und setzte ab, besann sich aber kurz und legte wieder an; doch zum andern Male rief es: »Schieß nicht, sonst kostet es dich dein Leben!« Er ließ nochmals die Armbrust sinken, legte aber dann zum dritten Male an und dachte: Diesmal schieß ich drauf, mag rufen wer da will. Aber noch ehe er geschossen hatte, schwamm auf einmal statt des Schwanes eine wunderherrliche Jungfrau auf dem Wasser, die sprach zu ihm: »Du wirst mich erlösen und glücklich sein, wenn du ein Jahr lang alle Sonntage ein Vaterunser für mich betest und nie von meiner Schönheit sprichst.« So sprach sie und verschwand; der Jägerbursch aber ging verwundert nach Haus und sprach von dem Tag an alle Sonntage ein Vaterunser für die Schwanenjungfer.
    Als nun das Jahr fast verstrichen war, trug es sich zu, dass der König von Frankreich ein großes Vogelschießen ansagen und dabei verkündigen ließ, dass der beste Schütze seine eigne Tochter als Preis bekommen solle. Alle Jäger im ganzen Lande kamen natürlich herbei, und unser Jägerbursch auch. Der schoss aber dem Vogel mitten ins Herz hinein, und weil keiner ihm den Schuss nachtun konnte, war er Schützenkönig und sollte die Prinzessin von Frankreich heiraten. Nun kam er in große Not, weil er der Schwanenjungfer in Treue gedachte und von keiner anderen etwas wissen wollte. »Ich will das Glück einem anderen zukommen lassen«, sprach er. Als aber der König heftig in ihn drang, warum er so hohe Ehre verschmähe, da vergaß er sich und sagte, er habe eine Braut, die sei wohl noch tausendmal schöner als die Königstochter von Frankreich. Die Rede war aber kaum seinem Mund entfahren, so stand auch schon die Schwanenjungfer vor ihm, schaute ihn traurig an und sprach:
    Â»Hättest du meine Schönheit nicht gesagt,
    So hättest du mich erlöset,
    Jetzt musst du mich suchen im gläsernen Berg.«
    Da fiel ihm sein Leichtsinn schwer aufs Herz, er schnürte sein Bündel und zog aus, um den gläsernen Berg zu finden. Lange, lange schon war er unterwegs, als er eines Tages in einen dunklen Wald gelangte; darinnen wanderte er drei Tage und drei Nächte lang umher, bis er am vierten Morgen vor einer einsamen Waldmühle stand. Aus der Mühle trat aber alsbald ein Mann und fragte ihn, was er da wolle. Er sei der Müller vom gläsernen Berg und hätte jetzt schon seit siebenhundert Jahren keinen Menschen in dem Walde gesehen. Da sprach der Jägerbursch: »Wenn du der Müller vom gläsernen Berg bist, so musst du mir auch sagen können, wie ich hineingelangen mag.« – »Dahin kannst du nicht kommen«, erwiderte der Müller. Als ihm aber der Jäger mit Bitten keine Ruhe ließ, versprach er endlich, ihm dazu behilflich zu sein. Er ging in die Mühle, holte einen gesattelten Geißbock heraus und hieß ihn aufsitzen, denn nur so könne er zum gläsernen Berge reiten. Da stieg der Jägerbursch dem Tier auf den Rücken – der Bock hatte aber kaum die Last gespürt, als er anfing, auf und davon zu springen, durch Wald und Hag, über Stock und Stein, schneller als das beste Ross, dass dem Reiter Hören und Sehen verging. So lief er bis dicht vor den gläsernen Berg, da warf er den Jäger ab und machte sich spornstreichs wieder nach Haus, auf dem Wege, den er gekommen war.
    Vor dem gläsernen Berg aber, da war eine gar schöne frische Quelle, und weil der Jägerbursch von dem langen Ritt Durst bekommen hatte, so dachte

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