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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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können.
    Nachdem er aber die sieben Jahr beinahe überstanden hatte, kam der Geist von sich selbst und deutet ihm an, dass es nunmehr Zeit wäre, einmal mit ihm abzurechnen und ihn der Gebühr nach auszuzahlen. Doch steckte er ihm zuvor seine Hosensäcke voller Dukaten und Pistolen und befahl ihm, sich lustig zu machen und kein Geld zu sparen, sondern zu tun und zu lassen, was seinem Herzen geliebte und dem Geld wehe tät; aber dergestalt, dass er aus den Schranken des getroffenen Akkords seiner bisherigen Gewohnheit nicht schreiten sollte, weil seine sieben Jahr noch nicht vollkommlich verflossen waren, in denen sie sich zusammen verbunden.
    Der Landsknecht gehorsambte.
    Da ihn aber wegen seiner gräulichen Abscheulichkeit niemand aufnehmen wollte, wurde er traurig.
    Nachdem er aber auch von einem Würt, deren Profession ist, dem Frembden umb die Gebühr Kost und Herberg mitzuteilen, abgewiesen wurde, zeigte er ihm aus dem einen Hosensack eine Handvoll Dukaten und aus dem andern eine Handvoll Duplonen und wurde darauf dessen willkommener Gast.
    Der Würt logierte ihn in ein besonder Zimmer, in welchem er ihn auch absonderlich traktierte, damit andere Gäste ob seiner hässlichen Gestalt kein Abscheuens haben, noch ihm seinetwegen die Herberg in kein bös Geschrei bringen sollten.
    In demselben mästete sich der Bärnhäuter von des Geistes Gelde aus, bis der Geist einen edlen Herren vom Lande auf der Reis begriffen zu sein wusste, der in selbiger Herberg einkehren würde. Da kam er bei Nacht und malete in selbigem Zimmer alle Contrafet nach dem Leben der berühmtesten Personen, so seit Erschaffung der Welt gelebt hatten, als des Kains, Lamechs, Nimrods, Nini, Zoroastris, der Helena, der trojanischen und griechischen Fürsten, nicht weniger Sesostris, Nabuchodonosoris, Cyri, Alexandri Magni, Julii Cäsaris, Neronis, Caligulä, des Mahomets etc.; ja sogar auch deren Bildnus, so noch in die Welt kommen sollten, als der Widerchristen und anderer etc.; worüber sich der Würt nicht unbillig verwunderte, vornehmblich als der Bärnhäuter ausgab, er hätte diese Gemälte selbst verfertigt.
    Als nun angeregter edle Herr gegen Abend seine Herberg dort nahm und seinen Würt, der ihm bekannt war, fragte: »Was Neus?«, erzählte er ihm alles, was er von seinem seltsamen Gast wusste und nicht wusste, als seinen wunderlichen Aufzug, seine große Kunst in der Malerei, und dass er Gelds vollauf hätte.
    Der Herr antwortete: »Ich muss dies ungewöhnlich Wunder morgen auch sehen, sonst werde ich Euch, was Ihr mir gesagt, schwerlich glauben.«
    Wie er des Morgens frühe selber sahe, was er gehöret hatte, befande sich zwischen ihm und dem Würt kein anderer Unterscheid, als dass er die Kunst der Malerei besser als jener verstunde, und sich dannenhero auch beides, über die kunstreiche Hand und die Arbeit selbst, mehrers wunderte, dann ihre Perfektion war ohnvergleichlich, und indem er sahe, dass sich viel Contrafet mit denen künstlichen Antiquitäten verglichen, die er allbereit anderwärtlich gesehen, glaubt er, dass die übrige auch denjenigen gleichsahen, deren Bildnus sie repräsentieren und die er bisher noch nicht gesehen. Er fragte den Bärnhäuter, ob er solche Arbeit gemacht hätte. Derselbe aber fragte hinwiederumb: »Wer sonst?« Der Herr sagte hierauf: »So musst du viel wissen, wann du auch die Gestalten der künftigen Menschen zu entwerfen weißt!« – »Allzeit!«, antwortet der Bärnhäuter, »weiß ich mehr, weder mancher vermeint.« Der Herr fragte: »Wer bist du?« Jener antwortet: »Ich bin der Oberst Bärnhäuter, ein Soldat von Fortun, und hab mich neulich im Krieg wider den Türken brauchen lassen.«
    Weil nun dieses ein neuer und noch kein schändlicher Namen war, fragte ihm der Herr auch nicht weiters nach, sonder sagte: »Ich hab drei Töchter von gleicher schöner Gestalt, welche auch ihre Mutter ihrer Ähnlichkeit wegen oft selbst voreinander nicht kennet, ich will dich solche sehen lassen, wirst du nun wissen, welches die älteste, die mittler und die jüngste sei, so will ich dir eine davon zum Weib geben, welche du unter ihnen haben willst, wo nicht, so sollst du sambt deinem Vermögen mir zum Eigentum verfallen sein.«
    Da der Bärnhäuter dessen zufrieden, nahm ihn der edle Herr mit heim, ihn seine Töchter zu solchem Ende sehen zu

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