Der große deutsche Märchenschatz
einander an, der Bauer aber stand auf, als wär es ganz in der Ordnung, dass ihm der Wirt diese Antwort gegeben hätte, und ging seiner Wege.
Am andern Morgen sah man den Bauern schon wieder in seiner Sonntagskleidung durchs Dorf nach der Stadt zugehen, wie eben erst der Tag graute. Der Torwärter hatte das Tor noch nicht lange aufgeschlossen und sah noch ganz verschlafen aus, als er dort einzog.
Er ging heute ins zweite Wirtshaus, da war er schon früh auf seinem Posten, und als es gegen Mittag war, lieà er sich wieder auftragen vom Schönsten und Besten. Es dauerte nicht lange, so kamen die drei Studenten; der Bauer lud sie wieder ein, mit ihm zu speisen und zu trinken, und bewirtete sie noch viel schöner als am ersten Tage in dem Kollegienwirtshause. Wieâs ans Bezahlen ging, griff der Bauer an sein Hütchen und fragte nach der Zeche. Der Wirt sagte wieder: »Es ist schon gut«, und damit stand der Bauer auf und ging seiner Wege.
Die Sache ging den Studenten gar sehr im Kopf herum und sie sprachen untereinander: »Das muss ein Wünschhütchen sein, was der Bauer trägt, denn sowie er daran dreht, ist die Zeche bezahlt. Wir müssen sehen, dass wirâs ihm abkaufen. Denn wenn wir alles, was wir essen und trinken, das ganze Jahr hindurch bezahlen sollen, so reicht unser Geld lange nicht aus, jetzt aber haben wir noch Mutterpfennige, da können wir das Hütchen wohl bezahlen.« Der Bauer aber war am andern Tage wieder mit dem Haushahn heraus und auf dem Wege nach der Stadt. Er ging in das dritte Wirtshaus, und auch da traf er des Mittags die Studenten. Das Essen und Trinken in dem zweiten Wirtshause war noch nichts gewesen gegen das, was der Bauer heute auftischen lieÃ. Als sie aber gegessen und getrunken hatten, fragte er wieder: »Was ist die Zeche?«, und drehte dabei an seinem Hute. Da sprach der Wirt: »Es ist schon gut.«
Jetzt fragten die Studenten, ob denn der Hut nicht zu verkaufen sei? Der Bauer aber antwortete: Nein, der sei ihm lieber als viel Geld. Wenn er im Wirtshause noch so viel äÃe und tränke, so sei doch alles immer gleich bezahlt, sobald er an das Hütchen griffe, und das sei viel wert. Sie hätten es ja selbst erfahren, was das Hütchen alles bezahlen könne. Wildschweinsbraten, Gänsebraten, Schellfisch und alle Weine, die es nur gäbe.
Durch diese Rede wurden aber die Studenten noch viel begieriger nach dem Wünschhütchen, und sie boten ihm jetzt gleich fünfhundert Taler dafür. »Ei, wie wird mir das Hütchen für fünfhundert Taler feil sein?«, erwiderte der Bauer. Die Studenten boten ihm endlich achthundert Taler. Als der Bauer dies Gebot hörte, antwortete er: »Nun, so mag es darum sein«, gab es hin, steckte seine achthundert Taler ein, ging heim und sagte zu seiner Frau: »Erst haben mir die Studenten die Kuh abgekauft als Ziege, und nun haben sie auch noch mein altes Hütchen dazu genommen für achthundert Taler.« Der Bauer war mit den Handelsgeschäften, die er seit acht Tagen gemacht hatte, ganz zufrieden, aber die Studenten?
Sie nahmen das Hütchen und gingen in das Wirtshaus, wo sie zum ersten Mal den Bauern getroffen hatten. Der Wirt musste zu essen und zu trinken bringen, und sie lieÃen es sich alle drei gar wohl sein im Wein und andern Herrlichkeiten. Der älteste Student hatte das Hütchen aufgesetzt, und als sie gegessen und getrunken hatten, fragte er so recht verwegen: »Herr Wirt, was ist die Zeche?«, da kam der Wirt mit der Kreide und rechnete und rechnete, und sie mussten alles bezahlen.
Am andern Tage setzte der zweite Student das Hütchen auf, denn sie meinten, der Ãlteste verstehe mit dem Hütchen nicht recht umzugehen und könne es nicht ordentlich drehen. So gingen sie in das Wirtshaus, wo sie am zweiten Tage mit dem Bauern gewesen waren. Als aber der zweite Student nun fragte: »Herr Wirt, was ist die Zeche?«, da kam auch der herbei mit der Kreide und machte ihnen die Rechnung.
Der jüngste Student behauptete steif und fest, die andern beiden wüssten das Hütchen nur nicht zu drehen. Er setzte also am dritten Tage das Hütchen auf, und sie gingen ins dritte Wirtshaus. Als sie gegessen und getrunken hatten, drehte er das Hütchen auf seinem Kopfe beinahe in Stücke und dabei fragte er nach der Zeche. Aber da kam er bei dem Wirt schön an! Der machte die Zeche nach der Schwierigkeit und schenkte ihnen nicht
Weitere Kostenlose Bücher