Der große deutsche Märchenschatz
die Prinzessin auf das andere Pferd gehoben, das er von den Zwergen erhalten hatte. Darauf zogen beide hin zu dem Vater der Prinzessin, der ein mächtiger König war, und sogleich wurde die Hochzeit veranstaltet. Zu der Hochzeit aber war auch die Frau Königin eingeladen, welcher der Schweinejunge immer die Ohren gezaust hatte, und sie tanzte mit dem alten Schweinehirten, der seinen Sohn immer geprügelt hatte, den Ehrentanz. Die Frau Königin aber hatte ihre Pfeife und ihre sechs Schweine mitgebracht, und wenn die andern müde waren zu tanzen, so mussten die sechs Schweine nach der Pfeife der Frau Königin tanzen, und sie tanzten noch schöner als alle die Hochzeitsgäste.
Es ist schon gut
Ein Bauer hatte eine Kuh und eine Ziege; es wurde ihm aber die Fütterung zu schwach, und er sagte zu seiner Frau: »Wir wollen die Kuh verkaufen, ich bringe sie auf den Markt.« Er nahm also die Kuh und zog mit ihr ab. Da sahen ihn drei Studenten mit seinem Tier nach der Stadt treiben, die verabredeten sich, ihm einen Streich zu spielen. Als der Bauer ungefähr halbwegs war, da kam ihm einer der drei Kumpane entgegen und sprach: »Bauer, wo willst du mit der Ziege hin?« â »Ach«, sagte er, »bist du denn nicht gescheit, meine Ziege ist ja zu Hause, ich habe die Kuh am Stricke.« Ei, sagte der Student, da hätte er sich vergriffen und die Ziege genommen. Damit ging er fort, und an der nächsten Wegbiegung kam wieder einer und sagte: »Bauer, wo willst du mit der Ziege hin?«
Ach, sagte der wieder, ob er denn nicht gescheit wäre, es wäre ihm da schon mal ein Student begegnet, der hätte auch so gesprochen; es wäre aber keine Ziege, es wäre seine Kuh. â »Lieber Mann«, sagte der andere, »da hat Er sich vergriffen und die Ziege genommen; wenn Er ein andermal seine Kuh verkaufen will, so seh Er besser zu.«
Als der Bauer schon nicht mehr weit zur Stadt hatte, begegnete ihm der dritte Student. »Bauer«, sagte der, »wo willst du mit der Ziege hin?« â Nun, sagte der Bauer, es seien ihm schon zwei Studenten begegnet, die hätten auch so gesprochen; es wäre ja aber seine Kuh, er müsste sich denn vergriffen und die Ziege für die Kuh genommen haben. â Ei, sagte der Student, das sähe er doch wohl, dass es eine Ziege wäre, gewiss stände die Kuh daheim im Stalle; ob er denn die Ziege nicht verkaufen wolle?
Ei nun, sagte er, wenn er sich vergriffen und die Ziege genommen hätte, so wolle er sie auch verkaufen. Was der Student denn dafür geben wollte? â Er wolle ihm fünf Taler geben, sagte der. Das gefiel dem Bauern ganz wohl, und der Handel ward geschlossen. Der Student gab ihm fünf Taler, nahm die Kuh und zog ab.
Der Bauer ging heim und sagte zu seiner Frau: »Da hab ich die verdammte Ziege verkauft.« Ach, sagte die Frau, die Ziege stände ja im Stalle, er hätte die Kuh mitgehabt. Ei, sagte er, ob sie denn nicht bei Verstande sei? Dreimal seien Studenten dahergekommen und hätten gefragt, wo er mit der Ziege hinwolle. Die Frau aber führte ihn in den Stall zu der Ziege, und nun sagte er: »Dann haben die drei zusammen unter einer Decke gesteckt und mich zum Narren gehabt, ich werde ihnen aber auch schon wieder eine Nase drehen.«
Nun machte der Bauer seinen Plan, und ein guter Freund musste ihm auf sein Grundstück hundertundfünfzig Taler leihen. Dann setzte er einen runden Hut auf und ging fort in die Stadt, kehrte in dem Wirtshause ein, wo die meisten Studenten sich aufhielten, und gab dem Wirt fünfzig Taler, ging nach dem andern Wirtshause, händigte auch dort dem Wirt fünfzig Taler ein und ebenso im dritten Wirtshause. Dafür machte er mit den Wirten aus, dass sie an Speisen und Getränken so viel auftragen sollten, als er verlangte, und dass sie antworten sollten: »Es ist schon gut«, wenn er nach der Zeche frage.
Am andern Tage setzte der Bauer sich ins erste Wirtshaus und lieà sich Essen und Trinken bringen, dass die Heide wackelte, wie man zu sagen pflegt. Bald kamen auch die drei Studenten aus dem Kollegienhause gegenüber, kannten aber den Bauern in seinem Sonntagsstaate und in dem Hütchen nicht wieder. Der nötigte sie zum Essen und Trinken, und der Wirt trug immerfort auf. Endlich fragte der Bauer nach der Schuldigkeit und griff dabei so ein bisschen an sein Hütchen. Da sagte der Wirt: »Es ist schon gut.« Die drei Studenten sahen
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