Der große deutsche Märchenschatz
einen Heller. Damit war die Geschichte aus â die Studenten hoffen aber trotzdem noch immer einmal an ein Hütchen zu kommen, das die Wirtsrechnungen für sie bezahlen kann.
Vom Ursprung des Namens Bärnhäuter
Die so den Ursprung des teutschgegebenen Schandnamens Bärnhäuter per Etymologiam ausecken wollen, haben vermeint, dass vor alten Zeiten, da die alten Teutschen noch auf allerhand Häuten geschlafen, diejenige zum Spott mit diesem Namen genennet worden, die immerhin aus Faulheit auf ihrer Bärnhaut liegen blieben, und nie nichts Tapfers auszurichten begehrt. Es mag sein, mir gedenkt so weit hinaus nicht, dass ich Nachricht darvon geben könnte. Aber auf dem Schloss Hohenrot hat sich ein uraltes Gemäld gefunden, darvon auch beigefügtes Bildnüs kopiert worden, mit nachfolgendem Bericht, woraus dieser Name entsprungen.
Im Jahr 1396, als Sigismundus, damaliger ungarischer König, von dem türkischen Kaiser Celapino geschlagen wurde, ist ein teutscher Landsknecht aus der Schlacht in einen Wald entronnen und darin verirret. Weil er nun noch darzu keinen Herren, keinen Krieg, kein Geld und auch kein Hantierung oder sonst einig Mittel wusste, sich inskünftig zu ernähren, hatte er allerhand schwermütige Gedanken. Da erschien ihme ohngefähr und ehe er sichs versahe, ein abscheuliches Gespenst oder Geist, weià nicht, obâs der böse Feind selber gewesen oder nicht, und sagte, wann er ihm dienen wollte, so wollte er ihm Gelds genug geben und ihn endlich gar zu einem Herrn machen.
»O ja!«, antwortet der Landsknecht, »aber mit dem Geding, dass mir solche Dienste an meiner Seligkeit nicht schädlich seien.«
»Ich muss aber auch zuvor sehen«, sagte der Geist, »was du kannst, und was du vor eine Courage habest, damit ich mein Geld nicht umbsonst ausgebe.«
Indem er solches redet, kam ein groÃer ungeheurer Bär daher geloffen. »Diesen«, sagte der Geist, »schieÃe vor den Kopf!« Der Landsknecht war nicht unbehend, sondern traf den Bären auf die Nase, dass er über und über burzelte.
Da solches geschehen war, fing das Gespenst oder Geist an, mit ihm zu kapitulieren und sagte: »Wann du mir dienen willst, so musst du mir sieben Jahr zu dienen versprechen, und in denselbigen alle Nacht ein Stund Schildwacht umb Mitternacht stehen, deine Haar und Bart weder kämpeln, noch selbige wie auch die Nägel nicht abschneiden, die Nase nicht schnäuzen, deine Händ und das Angesicht nicht waschen, den Hindern nicht wischen, diese Bärnhaut anstatt deines Mantels und Betts brauchen und niemal kein Vatterunser beten.
Hingegen will ich dich mit Komiss, Bier, Tabak und Branntewein versehen, dass du kein Mangel haben sollst, und nach den sieben Jahren einen solchen Kerl aus dir machen, dass du dich über dich selbst verwundern wirst müssen.« Der Landsknecht ging alles ein und sagte zum Geist: »Alles, was du mir zu unterlassen gebotten hast, habe ich von Natur mein Tage niemal gern getan: Ich wasch mich nicht gern, ich bette nicht gern etc.«
Nach geschlossenem Akkord begehrte der Geist seinen Namen zu wissen, umb ihn in seine Roll, die er bei sich hat, zu schreiben. Als er aber eines Heiligen Namen nennete, sprach der Geist: »Dieser taug mir nicht; du sollst Bärnhäuter heiÃen wegen der Bärnhaut, damit du heut begabt bist worden.«
Darauf zog er dem Bärn die Haut ab und machte seinem Neugebornen einen Mantel daraus. Und führt ihn mitsamt derselben Haut und aller seiner übrigen Bagage durch die Wolken auf sein Lusthaus dahin, welches öde Schloss von dieser wunderbaren Fahrt seinen Namen bekommen haben soll. Daselbst versahe der Landsknecht seine siebenjährige Dienste und wurde in solcher Zeit von Haut, Haar, Bart und Nägeln ein solcher abscheulicher Unflat, dass er dem Geist selbst ähnlicher sahe als einem vernünftigen Menschen, der nach Gottes herrlichem Ebenbild erschaffen worden, sonderlich wann er anstatt eines ehrbarn Mantels seine liebliche Bärnhaut umb sich hatte. Dann seine Haar wurden lauter Höllenzöpf, die ihm umb die Achseln herumb hingen wie indianische Schafschwänze; sein Bart war s. h. von Rotz, Geifer und andern Unlust ineinander gebicht wie ein grober Filzhut; seine Nägel hatten eine Gestalt wie Adlersklauen, und sein Angesicht lag so voller mistigem Unflat, dass man dem gemeinen Sprichwort nach gar wohl hätte Rubsamen hineinsäen
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