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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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finden; denn Friedrich war, nachdem die Schlacht entschieden, sogleich wieder davongeritten. Er brachte den Schimmel wieder in die hohle Eiche, legte die blanke Rüstung ab und umwand seinen Kopf mit dem Tuche; danach ging er an den Strom und haute mit dem Schwerte ins Wasser und sprach dabei in einem fort: »Einen erhauen, einen erstochen; einen erhauen, einen erstochen!«
    Da nun das Heer, des Sieges froh, mit voller Musik stromab den Heimweg zog und die Soldaten den Friedrich an dem Strome sitzen sahen, sprachen sie untereinander: »Seht! Da sitzt Grindhans, des Königs Schwiegersohn!« Als sie aber vorüber waren, brachte Friedrich dem Schimmel das Schwert zurück. Da sprach der Schimmel: »Morgen früh komm wieder und tu, wie du heute getan hast, denn es wird noch eine zweite Schlacht zu schlagen sein, weil des Königs Feinde sich wieder gesammelt haben.« Es kam auch, wie der Schimmel gesagt hatte.
    Den andern Morgen zog der König mit seinem Heere den Strom hinauf, und die Soldaten hatten über Friedrich ihren Spott und sprachen untereinander: »Seht! Da sitzt der Grindhans, des Königs Schwiegersohn!« Er aber wartete, bis sie vorüber waren; dann rüstete er sich, schwang sich in den Sattel und jagte ihnen nach in vollem Galopp, dass seine goldenen Locken im Winde wallten. Es war auch die höchste Zeit, dass er auf dem Schlachtfelde ankam, denn schon war des Königs Heer im Weichen. Da schwang er rasch sein Schwert und tat diesmal fünf Kreuzhiebe, da lagen fünfmal hunderttausend Feinde erschlagen und waren alle tot bis auf den letzten Mann.
    Es hatte aber der König diesmal den Befehl gegeben, wenn der Reiter mit dem Goldhaar wiederkäme, dass man ihn um jeden Preis anhalten oder, wenn er entflöhe, auf ihn schießen sollte. So groß war des Königs Verlangen, zu wissen, wer er war und woher er käme. Da nun Friedrich, als der Sieg entschieden, rasch davonjagte, und die Soldaten sahen, dass sie ihn nicht fangen konnten, gaben sie Feuer; er entkam aber glücklich, nur eine Kugel schrammte ihm das Bein.
    Nachdem er nun in der hohlen Eiche seinen Waffenschmuck wieder abgelegt und sein Haar mit dem Tuche umwunden hatte, setzte er sich an das Wasser; und als das Heer nun unter voller Musik den Strom hinab marschierte, sprachen die Soldaten spottend: »Seht! Da sitzt Grindhans, des Königs Schwiegersohn!« Er aber kehrte sich nicht daran, sondern brachte, da sie vorüber waren, dem Schimmel das Schwert zurück. Da sprach der Schimmel: »Jetzt, Friedrich, ist deine Prüfungszeit zu Ende; darum binde deine Locken los, rüste dich und ziehe an den Hof des Königs. Erst aber tu mir den Gefallen und schlag mir den Kopf ab, dass ich nun auch erlöst werde.«
    Weil nun der Schimmel so sehr darum bat, so fasste Friedrich das Schwert und hieb ihm den Kopf ab. Sobald aber das Blut floss, verwandelte sich der Schimmel in eine schöne Dame, und die war niemand anders als die Schwester des Königs, welche in den Schimmel war verwünscht gewesen. Da ging Friedrich mit ihr an den königlichen Hof und gab sich zu erkennen und erzählte dem Könige, wie das alles so gekommen war. Da ward auch die Prinzessin aus dem Gartenhause geholt, und der König vermählte sie nun mit Friedrich und stellte eine große Hochzeit an. Und als sie zur Kirche gingen, erstaunte alles Volk und freute sich über Friedrichs goldene Locken und Hände, die blitzten und funkelten wie lauter Gold im Sonnenlichte.

Der Hase und der Fuchs
    Ein Hase und ein Fuchs reisten beide miteinander. Es war Winterszeit, grünte kein Kraut, und auf dem Felde kroch weder Maus noch Laus. »Das ist ein hungriges Wetter«, sprach der Fuchs zum Hasen, »mir schnurren alle Gedärme zusammen.« – »Jawohl«, antwortete der Hase. »Es ist überall Dürrhof, und ich möchte meine eignen Löffel fressen, wenn ich damit ins Maul langen könnte.«
    So hungrig trabten sie miteinander fort. Da sahen sie von Weitem ein Bauernmädchen kommen, das trug einen Handkorb, und aus dem Korb kam dem Fuchs und dem Hasen ein angenehmer Geruch entgegen, der Geruch von frischen Semmeln. »Weißt du was!«, sprach der Fuchs: »Lege dich hin der Länge lang und stelle dich tot. Das Mädchen wird seinen Korb hinstellen und dich aufheben wollen, um deinen armen Balg zu gewinnen, denn Hasenbälge geben Handschuhe; derweilen erwische ich den

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