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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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und es fallen viele gute Bröcklein ab, harte und weiche, Fleisch und Bein, und alsbald rannte der zweite Hund in vollen Sprüngen nach dem Hochzeitshaus, gerade in die Küche, und nahm was er fand – aber ehe er noch den Rückweg fand, war er schon bemerkt und ward ihm ein Topf voll siedend heißes Wasser über den Rücken gegossen, dass es nur so dampfte, als er von dannen schoss wie ein Pudel, der aus dem Wasser kommt; doch ob’s ihn auch schrecklich brannte, er verbiss seinen Schmerz. Als er nun auf den Hof kam, wo die beiden Kameraden seiner harrten, fragten die gleich: »Nun, wie hat es dir gefallen?« – »Ganz wohl!«, antwortete der Hund, »aber es geht dort heiß her, und muss einer kalt und warm vertragen können!«
    Da dachte der dritte Hund: Die Hochzeitsgäste sind beim Schmaus in voller Arbeit, und kalte und warme Speisen wechseln ab, wollte daher nichts versäumen und wenigstens zum Nachtisch da sein, wenn der mürbe Kuchen aufgetragen wird. Eilte sich, was er konnte. Kaum aber war er im Hause, so erwischte ihn einer, klemmte ihm den Schwanz zwischen die Stubentür, gerbte ihm das Fell windelweich und klemmte so lange, bis die Haut vom Schwanze sich abstreifte und der Hund verschändet entsprang.
    Â»Nun, wie hat es dir auf der Hochzeit gefallen?«, fragten die Freunde, jeder mit etwas Spott im Herzen. Der übel Zugerichtete zog seinen geschundenen Schwanz so gut es gehen wollte zwischen die Beine, dass man diesen nicht sah, und sprach: »Ganz wohl, es ging recht toll her und gab viel Mürbes, aber Haare lassen muss einer können.«
    Und da dachten die drei Hunde noch lange daran, wie wohl ihnen die Hochzeitssuppe, die Hochzeitsbrühe und der Hochzeitskuchen geschmeckt hatte, und vom Braten hat jeder genug gerochen.

Oda und die Schlange
    Es war einmal ein Mann, der hatte drei Töchter, von denen hieß die jüngste Oda. Nun wollte der Vater dieser drei einmal zu Markte fahren und fragte seine Töchter, was er ihnen mitbringen sollte. Da bat die Älteste um ein goldnes Spinnrad, die zweite um eine goldne Weife. Oda aber sagte: »Bringe mir das mit, was unter deinem Wagen wegläuft, wenn du auf dem Rückweg bist.«
    Da kaufte denn nun der Vater auf dem Markt ein, was sich die älteren Mädchen gewünscht, und fuhr heim, und siehe, da lief eine Schlange unter den Wagen, die fing der Mann und brachte sie Oda mit. Er warf sie unten hin in den Wagen und nachher vor die Haustür, wo er sie liegen ließ. Wie nun Oda herauskam, da fing die Schlange an zu sprechen: »Oda, liebe Oda! Soll ich nicht hinein auf die Diele?« – »Was?«, sagte Oda, »mein Vater hat dich bis an unsere Türe mitgenommen, und du willst auch herein auf die Diele?« Aber sie ließ sie doch ein. Da nun Oda nach ihrer Kammer ging, so rief die Schlange wieder: »Oda, liebe Oda! Soll ich nicht vor deiner Kammertüre liegen?« – »Ei seht doch!«, sagte Oda, »mein Vater hat dich bis an die Haustür gebracht, ich habe dich hereingelassen auf die Diele, und nun willst du auch noch vor meiner Kammertür liegen? Doch es mag drum sein!« Wie nun Oda in ihre Schlafkammer eingehen wollte und die Kammertür öffnete, da rief die Schlange wieder: »Ach Oda, liebe Oda! Soll ich nicht in deine Kammer?« – »Wie?«, rief Oda, »hat dich mein Vater nicht bis an die Haustür mitgenommen? Hab ich dich nicht auf die Diele gelassen und vor meine Kammertür? Und nun willst du auch noch mit in die Kammer? – Aber, wenn du nun zufrieden sein willst, so komm nur herein, liege aber stille, das sag ich dir!« Damit ließ Oda die Schlange ein und fing an sich auszukleiden.
    Wie sie nun ihr Bettchen besteigen wollte, so rief die Schlange doch wieder: »Ach Oda, liebste Oda! Soll ich denn nicht mit in dein Bett?« – »Nun wird es aber zu toll!«, rief Oda zornig aus. »Mein Vater hat dich bis an die Haustür mitgenommen; ich habe dich auf die Diele gelassen, nachher vor die Kammertür, nachher herein in die Kammer – und nun willst du gar noch bei mir ins Bett? Aber du bist wohl erfroren? Nun, so komm mit herein und wärme dich, du armer Wurm!« Und da streckte die gute Oda selbst ihre weiche warme Hand aus und hob die kalte Schlange zu sich herauf in ihr Bett. Da mit einem Male verwandelte sich die Schlange – die eine lange Zeit verzaubert gewesen war und die nur

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