Der große deutsche Märchenschatz
stehst?« â »Ihr seid die königliche Prinzessin!«, entgegnete Friedrich, »aber meine Mütze kann ich nicht abnehmen, weil ich den Grind habe.« â »Junge, du lügst!«, rief die Prinzessin, sprang auf ihn zu und wollte ihm das Tuch vom Kopfe ziehen, er aber entwischte ihr und lief weg in den Garten an seine Arbeit.
Den andern Morgen schickte die Prinzessin wieder zu dem Gärtner, er möchte ihr von den schönen Blumen noch einen Strauà schicken, aber der Bursche müsste ihn herbringen. Als Friedrich das vernahm, pflückte er einen noch viel schöneren Strauà als das erste Mal, ging damit aufs Schloss und brachte ihn der Prinzessin; sobald er aber in der Stube war, verschloss die Prinzessin die Türe. »Grober Schlingel!«, rief sie wieder, »warum nimmst du deine Mütze nicht ab? WeiÃt du nicht, vor wem du stehst und dass sich das nicht schickt?« â »Ihr seid die königliche Prinzessin«, entgegnete Friedrich, »aber verzeiht, meine Mütze kann ich nicht abnehmen, weil ich den Grind habe.« â »Junge! Schelm, du lügst!«, rief die Prinzessin, sprang auf ihn zu und rang so lange mit ihm, bis sie ihm endlich das Tuch vom Kopfe zog. Da wallten ihm mit einem Male seine langen goldenen Locken über den Nacken herab. »Das wusstâ ich wohl, du Goldjunge!«, rief die Prinzessin voller Freuden; »dich will ich nun auch zu meinem Gemahle haben, es mag gehen wie es will!« Und da fasste sie ihn bei den Locken und küsste ihn und konnte sich gar nicht sattsehen an all dem Glanze, der von dem goldenen Haare strahlte.
Es währte aber nicht lange, so ward dem Könige hinterbracht, dass sich seine Tochter zu dem Gärtnerburschen, dem Grindhans, hielte und dass sie dächte, ihn zu ihrem Gemahl zu nehmen. Darüber geriet der König in so heftigen Zorn, dass er der Prinzessin Befehl gab, das Schloss zu verlassen. Da ging sie hin zu ihrem lieben Gärtnerburschen, mit dem wohnte sie nun zusammen in dem kleinen Gartenhause.
Es begab sich aber zu derselben Zeit, dass ein mächtiger Feind mit einem groÃen Kriegsheere in des Königs Land fiel; da rüstete sich der König, eine Schlacht zu schlagen. Den Tag vorher aber, ehe der König auszog, kam Friedrich zu dem Schimmel in der hohlen Eiche und brachte ihm sein Brot. Da fragte der Schimmel: »Nun, Friedrich, wie gefällt es dir bei dem Gärtner?« â »Recht gut!«, entgegnete er. Sprach der Schimmel: »Morgen früh komme beizeiten wieder, so will ich dir einen guten Rat geben.«
Als nun Friedrich am andern Morgen zu dem Schimmel kam, gab ihm der ein Schwert und sprach: »Es wird nicht lange währen, so kommt der König mit seinem Heere an dem Strome heraufgezogen; dann setze du dich ans Ufer und schlage mit dem Schwerte ins Wasser und sprich dazu: âºEinen erhauen, einen erstochen!â¹, und wenn das Heer vorüber ist, so komm zurück.« Friedrich tat, wie ihm der Schimmel gesagt hatte. Da nun das Heer heranzog und ihn sitzen sah, sprachen die Soldaten untereinander: »Seht! Da sitzt Grindhans, des Königs Schwiegersohn!«, und spotteten über ihn. Sobald sie aber vorüber waren, ging Friedrich schnell wieder zu dem Schimmel zurück, der gab ihm zu dem Schwert auch noch eine prächtige Rüstung. »Friedrich«, sprach der Schimmel da, »es wird nun die Zeit sein, wo die Heere gegeneinanderstoÃen, darum rüste dich und reite auf den Kampfplatz. Wenn du dann drei Kreuzhiebe mit deinem Schwerte tust, so werden gleich dreimal hunderttausend Feinde erschlagen liegen, und der König wird heute den Sieg erlangen; verweile dich aber nicht, sondern reite, sobald es geschehen, hier zu der Eiche zurück, lege deine Rüstung ab und setze dich an den Strom und tu wie vorhin.« Da machte Friedrich sein Goldhaar los, rüstete sich, schwang sich auf den Schimmel und ritt in vollem Galopp dem Heere nach, dass seine goldenen Locken im Winde wehten. Und als er auf das Feld kam, wo die Heere aneinander waren, tat er drei Kreuzhiebe mit seinem Schwerte, da lagen gleich dreimal hunderttausend Feinde erschlagen, die andern flohen. So war an diesem Tage die Schlacht für den König gewonnen. Da rief der König: »Nun bringt mir den Reiter mit dem Goldhaar her, dass ich sehe, wer er ist, und ihn belohnen kann, denn er allein hat uns den Sieg erstritten!« Er war aber nirgends mehr zu
Weitere Kostenlose Bücher